Kurt Wagner Trio
Live
am 25. Januar 2002
im Foyer BKA-Zelt
in Berlin, Germany
Es wurde ja gemutmaßt, dass die letzte Lambchop-Europa-Tour mit zwölf Bandmitgliedern doch zu kostspielig war, wahrscheinlicher aber ist, dass Kurt Wagner, Singer und Songwriter der Band einfach mal gerne die neuen Lambchop-Stücke in ihrer elementarsten Weise vorstellen wollte und deswegen mit reduziertem Aufgebot in die unbebaute Mitte Berlins kam: Also nur eine Gitarre, der neue Pianist und das dunkle Timbre Kurt Wagners an einem warmen, aber stürmischen Winterabend im Foyer des BKA-Zelts am Schlossplatz.
Der Ex-Fußbodenverleger präsentierte Songs voll getragener Romantik, gestrickt aus einer Grundstimmung, die da Ruhe und Besonnenheit hieß. Jedes der Stücke vom neuen Album »Is A Woman« ist im Grunde nur eine Variation von Ruhe und Besonnenheit. Wenn es stimmt, dass man immer dahin gehen muss, wo der Schmerz ist, dann sollte man ihn mit einem Lied auf den Lippen gehen, könnte man Kurt Wagner interpretieren.
Die Liebe, der Tod, Trennungen, der Respekt im Umgang mit anderen Menschen beschäftigt Kurt Wagner. Existentielle Situationen, immer noch der beste Stoff für Erzählungen, weil sie so schonungslos von der eigenen Unbehaustheit erzählen, das Zurückgeworfensein auf sich selbst kommt so am besten zur Geltung. Eine Musik, die nicht die Welt verändern will oder offensiv neue Positionen kenntlich macht. Die Welt bei Kurt Wagner ist geordnet durch den romantischen Blick. Die Songs ruhen in sich selbst und verweisen auf keinen größeren Zusammenhang. Und auf einmal wandelt einen eine Art von Rührung an, eine einfache und andächtige Sympathie mit dem Menschen, der dort auf der Bühne mit einer würdevollen Überbetonung des Fragilen seine Lieder singt. Leider haben sie ihre Coverversion des Sisters of Mercy-Stücks »This Corrosion« nicht gespielt. Aber vielleicht ja im April. Dann sind Lambchop auf größerer Tour, diesmal wieder mit acht Bandmitgliedern.