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März 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org


James Kochalka Superstar:
Don’t trust Whitey

Kochalka: Don't Trust Whitey

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Don't Trust Whitey


Es ist nicht im Geringsten mit meinen Sparmaßnahmen und Prinzipien in Einklang zu bringen, daß ich für diese CD fast 20 Euro hingeblättert habe, doch zu meiner Verteidigung kann ich immerhin vorbringen, daß ich 1) den genauen Preis wegen einer Direktbestellung aus den Staaten nicht überschauen konnte und ich 2) im Preis auch einen Comic von einem meiner Lieblings-Comiczeichner James Kochalka erwartete.

Dummerweise war letztere Erwartung ein totaler Griff ins Klo. Zwar gab es zwölf neue Kochalka-Seiten im Booklet, doch bis auf eine waren dies allesamt Einträge aus seinem Comic-Tagebuch, somit also Seiten, die ich früher oder später eh bekommen hätte. Doch es ist zu spät, dem Geld hinterherzuweinen, und ich komme endlich zur Musik.

Wer eine Kochalka-CD kennt, kennt sie alle, könnte man behaupten, wenn man bösartig wäre. Eine großartige musikalische Innovation, einen nachvollziehbaren Werdegang kann ich beim besten Willen nicht erkennen (und das ist bei seinen Comics durchaus nicht so). Dennoch ist auch meine fünfte CD von JKS eine Ohrenweide, denn aus irgendwelchen Gründen gelingt es Kochalka, seinen jugendlichen Drive, seine liebenswerte Naivität und seine freche Chuzpe beizubehalten.

Wenn er etwa in einem Song von zwei Pferden singt, die in der Wüste vor sich her wiehern, ist es Ehrensache, daß er deren Laute auch imitiert. Zwar gibt Kochalka zu, daß “Neigh-Neigh & Woo-Woo” ein ziemlich stupider Song ist, das hält ihn aber kaum davon ab, einem eine (fast) instrumentale Version des Liedguts als “Woo-Woo & Neigh-Neigh” später abermals zu präsentieren.

Seine Verbundenheit mit Kurt Cobain hat er auch schon auf anderen Platten gezeigt. Bei “Smells like James Kochalka” rippt er aber einfach die Bassline des größten Nirvana-Hits und gibt nicht im geringsten vor, irgendwelche neue Einsichten oder Weisheiten zu verbreiten.

Ein Song, der irgendwie besonders zeitgemäß rüberkommt, ist “Frog on top of a skyscraper”, der von einem Frosch handelt, der von der Spitze eines Wolkenkratzers versucht, mit seiner langen Zunge Flugzeuge zu fangen. Komponiert wurde dieses Kleinod sicher vor dem 11.9.2001 und man sollte lieber Parallelen zu “King Kong” suchen.

23 solche kleinen Juwelen hat Kochalka zusammengestellt, die wenigsten davon gehen länger als zwei Minuten, aber solche Highlights wie “Even the Clouds get High”, “Smile”, “Pussy Gangster” oder “Cutie” entwickeln auch in kürzester Zeit einen unbeschreiblichen (und nicht von jedermann nachzuvollziehenden) Charme. Und das alles mit einem billigen Synthesizer, ein paar Drums und Gitarren und natürlich …

JAMES KOCHALKA SUPERSTAR!!!