Anzeige:
Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




April 2002
Jochen Müter
für satt.org


Diary of Dreams:
Amok
Accession Records 2002

Diary of Dreams: Amok

www.diaryofdreams.de


Der
satt.org-Partner:
www.jump-cut.de
Magazin für Film und Kritik, Rezensionen und Empfehlungen.

Diary of Dreams: Amok (Maxi Single)

Eine Perle der Wavekultur; geputzt von Jochen Müter


Diary of DreamsIch verspreche hoch und heilig, daß ich in wenigen Wochen, wenn das neue "Diary of Dreams"-Album "Freak Perfume" erscheint, ein Interview und eine ausführliche Rezension des (wahrscheinlich guten) Albums hier nachliefern werde. Es wird dringend Zeit, denn diese tatsächlich sehr außergewöhnliche Band schält sich mit jeder Veröffentlichung mehr und mehr aus dem Sumpf teilweise unerträglicher Electro-Wave Veröffentlichungen heraus. "Diary of Dreams" haben sich in den letzten Jahren ihrer Existenz unglaublich gut entwickelt - und damit meine ich eben nicht, daß sie mehr und mehr CDs verkaufen, sondern daß sie musikalisch enorm an Qualität gewonnen und einen Sound aufgebaut haben, der als herrlich markant zu bezeichnen ist. Mittelpunkt ihrer Musik ist das einprägsame Organ des Sängers Adrian Hates, der auf unnachahmliche Weise Melancholie und Euphorie gleichzeitig transportieren kann und dessen gesangliche Phrasierung Ohrwürmer ins Gehirn schraubt. Umrahmen läßt er sich von elektronisch-symphonischer Musik, die auch deswegen so ordentlichen Bumms hat, weil die Band faszinierend aufwendig beispielsweise die Schlagzeug-Arrangements programmiert. Dabei heraus kommt eine blendend produzierte Mischung, die erschreckend hitverdächtig und catchy ist, ohne in Kommerz zu ertrinken; für mich ist ihre Musik der Soundtrack für depressiv-verstimmtes Autofahren. Ich bespreche diese Single hier, weil ich sie für optimal halte, damit Leute, deren musikalischer Geschmack mal wieder eine Erneuerung benötigt, diese Band für wenig Geld antesten können. Auf der Platte befinden sich neben der neuen Single "Amok" drei sogenannte "Upgrades", also neue Versionen von älteren Stücken. Das sind "Victimized", "Exile" und "Butterfly Dance"; besonderes letzteres ist ein Paradebeispiel für gelungene Mischung aus Anspruch und deutscher Indie-Club-Kultur! Es ist alles andere als banal und dennoch gut zu hören. Genauso bedenkenlos kann der geneigte Hörer zu der davor veröffentlichten Single "O Brother Sleep" greifen, die mit dem Titelsong und dem Stück "She" zwei wunderbare Tracks enthält, die Lust auf mehr machen. Und allen, die Gefallen an der Band finden, sei empfohlen, nach dem nächsten Longlay-Album Ausschau zu halten.