Diary of Dreams: Amok (Maxi Single)
Eine Perle der Wavekultur; geputzt von Jochen Müter
Ich verspreche hoch und heilig, daß ich in wenigen Wochen, wenn das neue
"Diary of Dreams"-Album "Freak Perfume" erscheint, ein Interview und eine
ausführliche Rezension des (wahrscheinlich guten) Albums hier nachliefern
werde. Es wird dringend Zeit, denn diese tatsächlich sehr außergewöhnliche
Band schält sich mit jeder Veröffentlichung mehr und mehr aus dem Sumpf
teilweise unerträglicher Electro-Wave Veröffentlichungen heraus. "Diary of
Dreams" haben sich in den letzten Jahren ihrer Existenz unglaublich gut
entwickelt - und damit meine ich eben nicht, daß sie mehr und mehr CDs
verkaufen, sondern daß sie musikalisch enorm an Qualität gewonnen und einen
Sound aufgebaut haben, der als herrlich markant zu bezeichnen ist.
Mittelpunkt ihrer Musik ist das einprägsame Organ des Sängers Adrian Hates,
der auf unnachahmliche Weise Melancholie und Euphorie gleichzeitig
transportieren kann und dessen gesangliche Phrasierung Ohrwürmer ins Gehirn
schraubt. Umrahmen läßt er sich von elektronisch-symphonischer Musik, die
auch deswegen so ordentlichen Bumms hat, weil die Band faszinierend aufwendig
beispielsweise die Schlagzeug-Arrangements programmiert. Dabei heraus kommt
eine blendend produzierte Mischung, die erschreckend hitverdächtig und catchy
ist, ohne in Kommerz zu ertrinken; für mich ist ihre Musik der Soundtrack für
depressiv-verstimmtes Autofahren. Ich bespreche diese Single hier, weil ich
sie für optimal halte, damit Leute, deren musikalischer Geschmack mal wieder
eine Erneuerung benötigt, diese Band für wenig Geld antesten können. Auf
der Platte befinden sich neben der neuen Single "Amok" drei sogenannte
"Upgrades", also neue Versionen von älteren Stücken. Das sind "Victimized",
"Exile" und "Butterfly Dance"; besonderes letzteres ist ein Paradebeispiel
für gelungene Mischung aus Anspruch und deutscher Indie-Club-Kultur! Es ist
alles andere als banal und dennoch gut zu hören. Genauso bedenkenlos kann der
geneigte Hörer zu der davor veröffentlichten Single "O Brother Sleep"
greifen, die mit dem Titelsong und dem Stück "She" zwei wunderbare Tracks
enthält, die Lust auf mehr machen. Und allen, die Gefallen an der Band
finden, sei empfohlen, nach dem nächsten Longlay-Album Ausschau zu halten.