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April 2002
Jochen Müter
für satt.org


Megaherz:
Herzwerk II
Firestarter 2002

Megaherz: Herzwerk II

www.megaherz.de

Neuer deutscher Müll

»Herzwerk II«
heißt das neue Album von »Megaherz«;
des Rezensenten Herz bleibt bei sowas fast stehen


Liebe satt.org-Leser! Kleine Aufklärung: Wie kommt man heute als Band auf die Titelbilder der gängigen Musikzeitschriften? Zwei Möglichkeiten: Entweder die Band ist so gut, daß die Zeitschrift nicht drum herum kommt, oder aber das Label ist so gut, daß es viel Geld an die Zeitschrift bezahlt, damit diese den Schrott auf die Titelseite druckt.

Letzteres ist überwiegend der Fall und gilt auch für die hier zu besprechende Band. Jesus, Maria und alle Heiligen: Megaherz, Deutschlands zweithärteste Band, hat ein neues Album produziert; es hört auf den Namen "Herzwerk II" und sollte von Euch im Plattenladen definitiv links liegengelassen werden.

Natürlich will die Band nicht in die untergehende Schublade "Neue deutsche Härte" einsortiert werden, daher schreibt sie in ihrem Info: "Wir haben uns stilistisch weiterentwickelt, unsere Lieder sind nicht mehr so preußisch, sondern eher amerikanisch ausgerichtet. Herzwerk II ist typischer, zeitgemäßer Crossover, den man in keine, vor allem in keine deutsche Schublade stecken sollte."


Da fragt man sich als Kritiker manchmal, ob das beiliegende Info eigentlich beim Versand dem richtigen Album beigelegt wurde. Zum einen: ich kenne diverse Megaherz-Alben, denn schon jahrelang versuchte die Firma ZYX-Music (bekannt für diese tollen Tekkno-Compilations) mir die Musik dieser Münchener Dummtext-Combo als genial zu verkaufen, also darf ich mich zum hier angesprochenen Thema "Weiterentwicklung" durchaus äußern. Und ich sage: keine vorhanden! Schon die Vorgängerplatten "Himmelfahrt" und "Kopfschuß" beispielsweise sind ein Beleg für schlechte Texte und mittelmäßige Metal-Kompositionen. Und jetzt ist eben auch das Album "Herzwerk II" ein Beispiel für schlechte Texte und mittelmäßige Metal-Kompositionen. Na, wenigstens weiß die Band was mit dem Begriff "Tradition" anzufangen …
Zum anderen: das kotzgrüne, sozialistisch-realistisch daherkommende Album ist gespickt voll mit platten Texten im Kreuzreim; dabei fällt auf, daß die meisten Themen der Songs neulich von den Herren der härtesten deutschen Band (Rammstein) bereits auf deren Album "Mutter" bearbeitet wurden. Seltsam. Besonders abschreckend allerdings ist der Song "F.F.F.", eine eingedeutschte Coverversion des Billy Idol-Klassikers "Flesh For Fantasy"; Textauszug gefällig?: "Lust auf Lust und Haut auf Haut / tief ganz tief und laut ganz laut / du bist das Fleisch, Fleisch meiner Fantasie !" …yes, schlimmer geht es immer, daher noch ein Beispiel; okay, Megaherz zum Thema Frauen: "du bist meine perfekte Droge / du du machst mich high / du bist meine perfekte Droge / du machst mich frei" Und weil es mit den textlichen Plattheiten nicht genug ist, haben wir ja auch noch die Musik. Und die, lieber satt.org-Leser, ist einfach eine billige Zusammenbreiung diversester Metal-Elemente mit ein bißchen elektronischer Sättigungsbeilage. Bloß nicht essen!