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Dezember 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org


The Chemical Brothers:
Come with us

Virgin/Emi 2002

The Chemical Brothers: Come with us
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The Chemical Brothers:
Come with us


Der Titeltrack und Opener “Come with us” fängt schnell an und steigert sich unter Sprechgesang, der wie eine Science Fiction-Predigt klingt, in eine immer lautere und schnellere Kakophonie der akkustischen Spielereien. Dann folgt “It began in Afrika”, ein Song, der es trotz einer sich immer wieder in den Vordergrund drängenden Türklingel schafft, durch Buschtrommel, Tiergebrüll und allerlei Schabernack eine Atmosphäre aufzubauen, die dem “dunklen” Kontinent entspricht. “Galaxy Bounce” ist verglichen damit fast etwas ruhiger, doch bei diesem Urteil geht es rein um die Relativität, denn dieses irgendwie nach den 70er Jahren und den Beastie Boys klingende Soul-Ungetüm ruhig zu nennen, wäre wirklich vermessen. The Chemical Brothers

Die Gitarren auf “Star Guitar” kann man lange suchen, stattdessen ist der Track wieder unterlegt von einem aufgedrehten Computergehämmer, das langsam anwächst und mich irgendwie an “Screamedelica” von “Primal Scream” erinnert, die vor einigen Jahren auch Soul und Elektronik zusammenbrachten. Mit “Hoops” ist dann der fünfte Titel tatsächlich eine kleine Verschnaufpause, ein aus experimentellen Schlaufen zusammengesetztes Vehikel, daß erst nach anderthalb Minuten das Tempo wieder anzieht, um dann den bereits bekannten Loop wieder unterzumischen. “My Elastic Eye” spielt mit bekannten Melodien und Tönen, die man seit den 80ern eher selten hört, um dann seltsam verzerrtes Singsang einzustreuen. Alles irgendwie sehr eingängig, aber je länger man darüber nachdenkt, um so weniger kann man es in Worte fassen.

“The State we’re in” scheint von “Air” inspiriert zu sein, gönnt sich zur Abwechslung auch mal wieder einen Gesangspart, und ist dementsprechend unspektakulär. Bei “Denmark” hingegen toben sich die Soundkünstler nochmal aus, bevor es langsam zum Endspurt kommt. Die sphärischen Klänge von “Pioneer Skies” erinnern an langsam vorbeiziehende Güterwaggons und auch wenn das Tempo auch hier gegen Ende anzieht, ist dieser Track wirklich der langsamste und ruhigste Teil der eher von den gegenteiligen Extremen bestimmten Scheibe.

Der abschließende Song “The Test” wird vor allem von Richard Ashcrofts Gesang getragen, was jedoch diesem eher mißlungenen Versuch, an die panorientalischen Klangwelten von “Cornershop” etc. anzuknüpfen, den Rest gibt.

Das Gesamturteil: Gute Durchschnittsarbeit mit einigen inspirierten Teilabschnitten, aber insgesamt hätte man mehr erwartet. Offenbar fällt es den “Brüdern” inzwischen immer schwieriger, sich mit jeder Scheibe neu zu erfinden, aber alteingesessene Fans sind vielleicht auch mit der Ware in bekannter Art zufriedenzustellen …



*erste war “Dare!” von “Human League”, die ich endlich auch als Silberling haben wollte statt nur auf Vinyl …