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Dezember 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org


Primal Scream:
Evil Heat

Col/Sony 2002

Primal Scream: Evil Heat
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Primal Scream-Logo

Primal Scream: Evil Heat


Seit mittlerweile gut 10 Jahren verfolge ich die Metamorphosen von Primal Scream, wurde 1991 von ihrem Durchbruch "Screamadelica", einer Art hitgespickten Abgesang auf den Madchester Rave, begeistert, fand ihren Soul-Ausflug "Give out but don't give up" 1994 immerhin so gelungen, daß ich sie mir bei der Tour auch mal live anschaute, und wurde dann durch den unerwarteten Nachfolger "Vanishing Point" und das Remix-Album "Echo Dub" abermals verzückt. Das nächste Album, "XTRMNTR", von dem ich vor allem hörte, daß es sehr politisch sein sollte, verpasste ich leider, doch die neueste Scheibe der Band scheint da zumindest anzuknüpfen. Primal Scream

Als Ganzes kann man "Evil Heat" schwer beschreiben: Elektronische Beats treffen auf verzerrte Gitarren und punkige Minimalmelodien, die sich umso besser im Gehörgang festsetzen. Beim wohl kolossalsten Track, "Rise", ist es auch ein schleppender Beat (nicht unähnlich den Soul-Zeiten der Band), der zu einem kakophonischen Refrain leitet, der in seiner kompromisslosen Brachialität fast an "Sonic Youth" erinnert, was durch die tollwütig klingenden Gitarren natürlich unterstützt wird. Doch dies ist nur einer von elf Songs, und das schiere Spektrum, das die Band hier abdeckt, ist beeindruckend. Fast alle Songs sind auch für Primal Scream typisch, doch nur wenige erwecken wie "City" kaum Reminiszenzen an andere Interpreten. So könnte "The Lord is my Shotgun" von "The The" stammen, "Skull X" erinnert vom Gesangstil her an den frühen Bob Dylan, "Space Blues #2" könnte glatt von einem neueren "Mercury Rev"-Album geklaut sein, und das Lee Hazlewood-Cover "Some Velvet Morning" (mit Kate Moss statt Nancy Sinatra) und der Track mit dem vielsagenden Titel "Autobahn 66" erinnern an "Depeche Mode", teilweise in ihren dunkleren Phasen. Was aber wieder meilenweit entfernt ist von "Miss Lucifer", einem fast dem Industrial zugehörigen Kracher.

Diese Heterogenität, die dennoch durch den typischen Bandstil zusammengehalten wird, ist es, die "Evil Heat" zu dem Beweis macht, daß man "Primal Scream" noch lange nicht abschreiben darf, auch wenn sie, was die Plattenkäufe angeht, wohl nie wieder an die Glanzzeiten vor 10 Jahren heranreichen werden, weil sie sich einen Dreck darum scheren, ob ihre Musik irgendwelchen gängigen Hörgewohnheiten entspricht. Und das ist gut so!