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Februar 2003
Thomas Vorwerk
für satt.org


Coldplay:
A Rush of Blood to the Head

Parlophone (EMI) 2002

Coldplay: A Rush of Blood to the Head

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A Rush of Blood to the Head


Vielleicht bin ich inzwischen einfach zu alt …

1994 war dem noch nicht so. Mit 27 konnte ich die Begeisterung für die damals taufrische Band Oasis noch vollends nachvollziehen. Bei der dritten LP flaute es dann aber ziemlich schnell ab. Der "New Musical Express", jenes britische Musikmagazin, das ich 1994 noch regelmäßig las, inzwischen aber höchstens nochmal zum Jahresabschluß kaufe, überschlug sich seinerzeit vor Begeisterung über "Oasis", ebenso wie es später bei "Travis" und jetzt bei "Coldplay" passiert. Mein Problem dabei ist, daß ich der Meinung bin, daß Coldplay ziemlich genau dieselbe Musik macht wie Travis und Oasis vor ihnen. Und bei einer gewissen Intelligenz fällt es einem meines Erachtens schwer, sich 2002 über etwas zu begeistern, was man schon 1997 als zunehmend nervtötend empfand.

Travis gelang immerhin noch hin und wieder ein toller Song, eine mitreißende Melodie, doch Coldplay arbeitet zu sehr mit Wiederholungen, immer wieder demselben Chorus, und erschwerend kommt noch dazu, daß mich der Gesang irgendwie an Bono erinnert.

Und mit dem war ich sogar schon Mitte der Achtziger fertig.

"A Rush of Blood to the Head", laut Ansicht mehrerer Kritiker eines, wenn nicht sogar das Album des Jahres 2002, wurde von meinem Freund Christian, der mir die Platte zukommen ließ, als "Bettnässermucke" abgetan. Ganz so weit würde ich zwar nicht gehen, doch es gelingt mir einfach nicht, in dieser Scheibe mehr als nur eine gut gemachte, nett anzuhörende "Brit Pop"-Version zu erkennen. Und das reicht mir allein nicht mehr, ich will halt a bisserl Innovation. Pulp kann mich immer noch unterhalten, Blur erfinden sich dauernd neu, aber was zum Teufel hat "Coldplay", was ich nicht schon unzählige Male zuvor so gehört habe?

Eben.

Ganz nett, nicht mehr und nicht weniger.