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Februar 2003
Jochen Müter
für satt.org


Covenant:
Northern Light

Ka2 (Sony) 2002

Covenant: Northern Light
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Northern Light


Leider, leider, habe ich es mal wieder verpasst, eine Rezension pünktlich abzugeben; dieses Album liegt nun schon eine ganze Weile in meinem Körbchen und macht mir ein schlechtes Gewissen, weil es noch nicht besprochen wurde. Dabei ist es dringend nötig, denn die schwedische Band Covenant macht spannende, sehr eigenständige und inzwischen sogar äußerst erfolgreiche Musik.
So führten sie mit "Northern Light" mit Abstand die Jahresauswertung der Deutschen Alternative Charts (DAC) im Jahre 2002 an und können auf eine (für ihr Genre) respektable Media-Control-Charts-Platzierung zurückblicken. Was aber macht nun das Album so gut und wichtig?
Vorreiter der Techno-Musik, also dem, was alljährlich auf der Berliner Love-Parade gespielt wird, ist die Electronic Body Music, kurz: der EBM. Harte Beats und die Reduktion auf geradlinig rhythmische Elemente stellten eine Art Revolution in den Clubs dar und formten eine Gegenbewegung zu groove-orientierter Tanzmusik. Führende Bands dieser Zeit waren Front 242, Frontline Assembly oder Clock DVA. In den unterschiedlichsten Trends setzte sich dieser Ansatz fort: größtenteils ging er in den Mainstream, hinterlässt jedoch in den Alternative-Clubs und der Wave-Szene heute noch viel deutlichere Spuren. Von der ganz harten Schiene (Bumm-Tss-Bumm-Tss-Bumm-Tss) grenzte sich mit der Gründung von Bands wie VNV Nation oder eben Covenant der sogenannte Futurepop ab. Dabei sollte diese Titulierung eigentlich nur verdeutlichen: die elektronische Musik ist eingängig, aber trotzdem fähig, zukünftig eine interessante Entwicklung zu machen – sie soll nicht bei der reinen Tanzbarkeit stehenbleiben.

Covenant sind seit einigen Jahren sowas wie die Speerspitze des Futurepop. Kennzeichnend sind trancige Flächen, knochentrockene Bassdrums, vertrackte Rhythmik und Texte, die sich mit der technologisierten Gesellschaft auseinandersetzen. Und immer mit im Spiel: sanfte, melancholische Stimmen und euphorische Stimmungen. Dabei schlägt die Musik eine Brücke zwischen allen, die sich für Depeche Mode begeistern können, und denen, die gerne Tricky, Björk oder Portishead hören.
"Northern Light" darf man mit Fug und Recht als ein Referenzalbum für dieses Genre bezeichnen, weil es sich vom Tanzfaktor weit entfernt. Zwar bieten Covenant mit den beiden Titeln "Call the ships to port" und "We stand alone" zwei Club-Klassiker, die niemanden still stehen lassen, liefern jedoch mit Songs wie "Invisible & Silent" oder "Winter comes" gleichzeitig die konsequente Weiterentwicklung ihrer Musikrichtung.
Frostig, manchmal unterkühlt, aber doch tiefgehend, selten harsch, aber immer etwas depressiv. Und was auch wichtig ist: erstklassig produziert und vom Sound her kaum zu schlagen. Covenant finden die Sounds, die sich ein Jahr später im Musikfernsehen oder den Dance-Charts wiederfinden. Eskil Simonsson ist Chef und Vordenker seiner Band, lebt in Berlin und kommt in Schlips und Kragen auf die Bühne, um den manchmal tausend Zuschauern eine technoide Party der besonderen Art zu zelebrieren. Letztes Jahr spielte die Band vor ausverkauften Clubs in ganz Europa. Damit soll gesagt sein: wer sich für Futurepop interessiert, der kommt an zwei Dingen nicht vorbei - dem Album "Northern Light" und einem Konzert von Covenant.