Under
Construction
Zugegeben, ich bin kein Hiphop-Experte und will es auch nicht werden. natürlich ging Missy Elliotts großer Hit "Get Ur Freak On" auch an mir nicht spurlos vorbei. Das Video war ein Augenschmaus und der Song mit seinen unzähligen Breakbeats und Neuanfängen machte mich neugierig auf mehr. Wenn man bedenkt, wielange es dann gedauert hat, hielt sich meine Neugierde wohl doch noch in Grenzen, aber letztendlich habe ich jetzt doch ein ganzes Album von Missy inspizieren können.
Nach einer kurzen Erklärung Missys, was der Album-Titel "Under Construction" bedeuten soll, bringt der Opener "Go to the Floor" (ein Instant-Klassiker) auch gleich alles auf den Punkt, was ich an "Get Ur Freak On" mochte, und bereitete den Weg vor für ein Album, dessen erste Hälfte durchaus begeistern kann (insbesondere "Gossip Folks", "Back in the Day" und die Single "Work it" zeigen gänzlich unterschiedliche Herangehensweisen daran, wie man Hiphop machen kann, selbst wenn sie alle gemeinsam haben, daß sie wahre Ohrwürmer sind).
Und an diesen Anfängen kann man auch bereits ein Konzept der Scheibe festmachen, denn Missy bemüht sich, den "old school flavor" wiederzubeleben, Hiphop zu machen wie in der guten alten Zeit. Und so gibt es Samples aus den Anfangszeiten der Musikrichtung, Großteile der schwarzen Musik des letzten Vierteljahrhunderts werden evoziert und mehr als einmal auch im Text problematisiert.
Leider kann Missy die Qualität nicht halten, spätestens ab Song Nr. 8 gibt es aus meiner Sicht kaum mehr etwas interessantes, sondern nur kleine Ärgernisse.
Daß Missy Elliott den Tod der ihr nahestehenden Aaliyah zu verarbeiten sucht, sei ihr gestattet, aber muß man das zum Beispiel in ein Quasi-Gebet verwandelt, bei dem sie den Herrn über den Status der "Entertainer" im Himmel befragt. Ich für meinen Teil hatte irgendwann genug davon, am Anfang fast jedes Songs zu hören, daß es sich um "another Missy Elliott exclusive" handelt, konnte die Tiraden über Michael Jackson kaum mehr ertragen, und fragte mich auch, was die einminütige Predigt über Vulgarität in Songlyrics und die Rolle der Frau am Ende von "P***ycat" sollte …
Was nützt es, wenn man in einem Rundumschlag die Welt umschreiben will, eine Zeitreise unternimmt und sogar ins Jenseits vorstossen will, wenn sich all diese Bemühungen nur auf die knapp umrissene Welt des Hiphop beschränken, und der Blick über den Tellerrand einfach fehlt? Für Hörer, die nicht den ganzen Tag phat am dissen sind, bietet diese Platte zwar einen gelungenen Einblick, doch zuhause fühlte ich mich wirklich nicht.
Hallelujah!