Angenehme Zurückhaltung
Monostars: Nichts für Immer
Die Münchener Band Monostars, die gerade mit "Nichts für immer" ihre 5. Platte veröffentlicht hat, wird wegen des deutschsprachigen Gesangs gerne zwischen Blumfeld, Tocotronic und den Sternen positioniert. Das ist nicht ganz falsch, aber doch ein bisschen zu einfach. Was sie mit den oben genannten verbindet, ist die differenzierte Beschäftigung mit persönlichen und gesellschaftlichen/politischen Befindlichkeiten - verpackt in gitarrendominierte Klänge. Andererseits kann man die Monostars keiner "Schule", sei es der Hamburger oder Berliner oder irgendeiner sonst, zuordnen. Ihre eigenen musikalischen Vorlieben liegen bei US- und UK-Indiemusik der mittlerweile klassischen Art (Sonic Youth, Wire, Grandaddy, Stereolab). Sie bemühen sich nicht, einer Stilrichtung oder Zielgruppe anzugehören und wollen auch kein Teil einer Jugendbewegung sein. Im Spex-Interview (07/2003) erklären sie ausdrücklich, wie ermüdend und langweilig sie es finden, von MTV hochgehypte Bands kommen und wieder verschwinden zu sehen – sie machen Musik aus Idealismus. Ganz einfach.
"Zweifellos ist Zurückhaltung angenehm" – so beginnt einer der Songs auf dem neuen Album der Monostars und kein Satz könnte die Band besser charakterisieren. Zurückhaltung in allen Bereichen zeichnet sie aus; kein Instrumentalgepose, keine lauten Slogans, keine platten Parolen. Eine Mixtur aus Gitarrenrock und Synthiespielereien bestimmt den Sound; sie sind ganz klar den Achtzigern verpflichtet, bedienen aber kein Revival und füttern keinen Hype. Die Songs entwickeln sich oft überraschend, man kann vom Intro nicht auf den Schluss eines Stückes schließen. Eine abgeklärte, erwachsene Melancholie ist die Grundhaltung der Platte, die aber fröhliche Rhythmen und Mitsingrefrains nicht ausschließt, so zum Beispiel in "Sprache der Steine" oder "S, M, L, XXXL". Zwei Themenbereiche bestimmen "Nichts für immer": Zeit/Vergänglichkeit und die Auseinandersetzung mit den USA, wobei an keiner Stelle ein Meinungsdiktat aufgezwungen wird.
Die Monostars spielen gern mit pophistorischen Zitaten und Versatzstücken, in "In die Vereinigten Staaten" wird "20th Century Boy" von T.Rex zitiert, am Ende von "Unser Haus" hören wir "Our House" von Madness; und in "Stand-By" wird Fehlfarbens "Monarchie und Alltag" zu "Monotonie und Alltag" – diese Art zu texten rückt sie in die Nähe der frühen Blumfeld und demonstriert gleichzeitig das Selbstverständnis und Selbstbewußtsein der Band: Die Verortung im Musikkosmos nehmen sie selbst vor, das Zitat ist Hommage und Fortsetzung in einem.
Diese Band wird wahrscheinlich nie bei Rock am Ring spielen (das wollen sie auch gar nicht), dafür organisieren sie jedes Jahr das "Puch-Festival" in der Nähe von München, mittlerweile ein fester Termin für junge Indie-Bands. Das ist auch ein Statement gegen die Vereinnahmung vom großen Popbusiness.