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März 2004
Christina Mohr
für satt.org


The Aim of Design is to Define Space: Gosen U Can Rave II
r-o-t 2003

The Aim of Design is to Define Space: Gosen U Can Rave II

Vertrieb: Westberlin

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The Sound of Extremsport

The Aim of Design
is to Define Space:
Gosen U Can Rave II



Rocken mit Mission: Nichts weniger als die Welt oder zumindest Berlin-Hellersdorf vor dem Alkoholismus zu retten hat sich die Band mit dem sperrigen Namen vorgenommen. Mit ihrem jugendlichem Ungestüm, zornigem Impetus und sportlichem Gitarrenspiel kombiniert mit einem Sack voll Idealismus wird den Jungens auch so einiges gelingen, ganz klar. The Aim of Design is to Define Space (also echt – was habt Ihr Euch dabei denn gedacht?) erscheinen auf r-o-t, dem Label von den unvermeidlichen Mia, und Kunden, die Produkte von Spillsbury gekauft haben, würden auch Platten von The Aim … kaufen. Alles junge Leute mit "echter Wut" im Bauch und ohne Laptopwichserei.

deko

Oh ja, da geht was! TAODITDS - ich werde den Namen nicht mehr in voller Länge schreiben, sorry Jungs, das wird Euch aber öfters so gehen - kommen aus Gosen in Brandenburg, am südöstlichen Berliner Rand und deswegen heisst ihre neue Platte auch so: Gosen, U Can Rave II – geraved wird auf der Platte allerdings weniger, sondern eher schwergewichtig gerockt. Den Namen Surrogat wird die Band sicherlich kennen, The Aim … spielen das schwere Rockbrett, hämmern punkige Riffs drauf und nörgeln darüber ihre nicht immer leicht verständlichen Texte in Englisch und Deutsch: "metaphysische Probleme müssen natürlich in unserer Muttersprache formuliert werden, einfachere Angelegenheiten hören sich dagegen in der englischen Sprache manchmal runder an, so dass wir beides verbinden wie z.B.: new teenage hooliganism out of my hellersdorf zertrümmert 2000 jahre welt zerstörenden easy jet snowboard funsport" aha. But think you not that this kauderwelsch might sometimes verwirr your publikum?

Sport als Heilmittel gegen Stumpfsinn und Suff: TAODITDS sind von den Lebensumständen in Berlin-Hellersdorf angewidert genug, um aus dieser Formel keinen bitteren Scherz, sondern eine nicht in Frage zu stellende Alternative zu machen. Greifbar wird ihr Unverständnis gegenüber jeglichem Sich-Hängen-Lassen im Schlüsselsong "It's a Bloody Kippenberger", der sich mit dem Verschwinden des jugendlichen Enthusiasmus im Alter durch Resignation, Alkoholismus oder Tod beschäftigt (siehe Bandinfo). Kippenberger als Symbol, als Mahnmal gegen das Wegwerfen des eigenen Talents, des eigenen Lebens – gegen die Zerstörung, Optimismus ist ok! The Aim bekämpfen die Dämonen der trostlosen Vorstadt, in dem sie ihnen frech und furchtlos mitten ins Maul springen. Kommt doch her, Ihr versoffenen Depro-Spacken! Unsere Power reicht zehnmal über Hellersdorf hinaus – und wir sind lauter als Ihr!
Auf der Bühne jedenfalls scheint das Aim of Design-Konzept aufzugehen: sie gelten als gewaltige Liveband mit einer beachtlichen Anhängerschar. Und Songs über Liebe gibt es auch, zum Beispiel Hooligankäppchen, da wissen die Berliner bestimmt besser als ich, was das wohl sein könnte.

Mindestens so enthusiastisch wie um ihr Musikprojekt kümmert sich die Band auch um ihre Website, ausführliche Tourtagebucheinträge bieten amüsantes für die Fans jenseits von Hellersdorf.