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Juni 2004


Robag Wruhme:
Wuzzelbud KK

Freude am Tanzen/ Musik Krause 2004

Robag Wruhme: Wuzzelbud KK
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Robag Wruhme:
Wuzzelbud KK

Eine Reise durch Deep House,
Minimal-Klicktechno, Soul, Ambient
und HipHop.


In Orson Welles' Meisterwerk "Citizen Kane" gibt das letzte Wort des verstorbenen Magnaten Rätsel auf: "Rosebud". Der Journalist Thompson macht sich daran, das Geheimnis hinter diesem Wort zu ergründen und rollt das gesamte Leben Kanes noch einmal auf. Doch er wird dessen Bedeutung nie erfahren, denn Rosebud ist nichts, worauf man seine Hand legen kann, Rosebud ist abstrakt - nenn es Liebe, nenn es Angst, auf alle Fälle etwas Subjektives, das für jeden von uns etwas anderes bedeuten kann. Robag Wruhme: Wuzzelbud KK

Daran musste ich denken, als ich den Titel der CD von Robag Wruhme aka Gabor Schablitzki hörte, seines Zeichens ein Teil der nicht nur im Jenaer Raum geschätzten Wighnomy Brothers. Was ein Wuzzelbud ist wird uns wohl niemand erklären können, noch nicht mal der Künstler selbst. Aber der Qualität seiner Platte nach zu urteilen ist es etwas sehr erfreuliches - vielleicht so was wie ein Weirdo, positiv gesehen.

"Wuzzelbud KK" ist eine Reise durch Deep House, Minimal-Klicktechno, Soul, Ambient und sogar HipHop. Hall ohne Ende, als wäre die Welt um dich herum völlig leer, die nächste Wand, gegen die zu laufen Gefahr besteht, noch mindestens 3 Millionen Lichtjahre entfernt und nur die Schatzkiste dieses Klangzauberers zum Überlaufen gefüllt. "Mensua" beginnt mit einem musikalischen Splash ins Wasser. Wäre "Formel Eins" eine geschmackvolle Sendung gewesen, dann hätte das Titelthema so klingen können. Bei "Jause" wird das Morphem "check" zu einem rhythmischen "tsch-tsch" seziert, das das Tempo vorgibt. Dazu visualisiert man schon automatisch ein geniales Michel-Gondry-Video. "Pelagia" ist ein melancholisches Ambient-Liebeslied zum Träumen, während "K.T.B." den Soul ganz lässig von vorne bis hinten durchbuchstabiert. "Skrubbs" hingegen zerstückelt den Text zum endgültigen Minimal-House-Stampfer.

Jeder der Songs auf dieser Platte ist dazu angetan, ein Rosebud für die Journalisten dieser Tage zu werden. So auch der Titelsong, das beste Stück der Platte: Erst weiß man nicht, ob Handschellen klicken oder eine Feuerwaffe durchgeladen wird. Poesie entsteht hier aus Rhythmenverschiebung, aus Kakophonien, die den Sinn des gesprochenen Wortes unterlaufen und einen zu erfühlenden Sinn ergeben. Aber Moment mal, den Text kenn ich doch: "They say the owl was a baker's daughter. We know what we are, but know not what we may be." Dieser Schlingel nimmt die Worte Ophelias aus dem "Hamlet" und macht daraus dieses Wahnsinnsteil - schon allein dafür muss man ihn lieben! Beschlossen wird das Ganze mit "Konneh", einer Gitarren-Träumerei, deren Doppelbödigkeit nur kurz, dafür aber um so nachhaltiger aufscheint. Bis am Ende die Vögel zwitschern, wie beim ersten Tageslicht nach durchtanzter Nacht. Für mich ist "Wuzzelbud KK" schon jetzt eine der besten Platten des Jahres.