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August 2004


Mike Ladd:
Nostalgialator

!K7 2004

Mike Ladd: Nostalgialator
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Mike Ladd: Nostalgialator

Mike Ladd reist wieder mal in seinem Space Shuttle durch die Musikgeschichte und bringt von jedem Stilplaneten ein Stück Käse mit.



Mike LaddIn New Yorks HipHop-Szene ist Mike Ladd schon so bekannt wie ein bunter Hund. Regelmäßig bringt er dort Bewegung in lahme Clubs und zwingt selbst die zum Tanzen, die sich eigentlich lieber mit einem "Sex On The Beach"-Cocktail an der Bar gefallen. Er hat halt das gewisse Etwas, und er weiß es einzusetzen, nicht nur in der Musik – Ladd wird auch gern als begnadeter Poet beschrieben und war bereits als Englisch-Dozent an verschiedenen Unis tätig. Außerdem produziert er Platten für die Eastcoast-HipHop-Szene. Auf seinem neuen Album "Nostalgiator" reist Mike Ladd wieder mal in seinem Space Shuttle durch die Musikgeschichte und bringt von jedem Stilplaneten ein Stück Käse mit. Oder anders gesagt: er setzt sich in seine Zeitmaschine und blendet das aus, was ihn stresst. Dafür ist der Nostalgiator da, das Fantasiemaschinchen.

"Dire Straits Play Nuremberg" als Eröffnung ist das typische !K7-Stück – gebrochene Beats und eine verzerrte Stimme vor pluckernden Synthies. Mit den historischen Dire Straits hat das wenig zu tun. Das breite und tiefe "Trouble Shot" berührt vor allem durch die wunderbar eingesetzten Bläser. Das folgende, bereits als Single ausgekoppelte "Housewives At Play“ ist zugleich eines der Herzstücke des Albums – beste Ware für die After-Hour, ein grandioser Funk-Rememberance-Song. "Black Orientalist" ist bester Beasty-Boys-Funk-HipHop mit roher Energie, während "Wild Out Day" als Handbuch für Punk mit intelligenter gesellschaftskritischer Note durchgehen könnte – schräg und schön. Mike Ladd versöhnt die verschiedenen Genres miteinander, auch in "How Electricity Really Works", einem leisen, nur von einem verhaltenen Synthie-Loop bestimmten Stück, das entfernt an die Slam-Poesie eines Ginsberg erinnert.

Der Stilmix von "Nostalgialator" könnte kaum umfassender sein: Punk trifft auf HipHop trifft auf Rock trifft auf whatever. "Die Platte funktioniert wie ein Mixtape" sagt Ladd dazu. Stimmt. Und sie passt wunderbar zu einem politisch korrekten Sommertag am See. Dazu ist das Album auch noch witzig: "Off To Mars" bezieht sich auf G.W. Bushs Pläne, den roten Planeten zu erobern, und erwartungsgemäß weint ihm Ladd keine Träne nach: "All the war and pestilence/ now you found new residence/ gonna stay here with the rest".