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August 2004


Warren Suicide:
Warren Suicide

Leiternfabrik 2004

Warren Suicide
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Warren Suicide

Als Projekt gegen den
verwaltenden Zeitgeist hat Warren Suicide
durchaus seine Nische gefunden.



Warren Suicide Es gibt da ein paar Ungereimtheiten: Warren Suicide ist eine Band – und Warren Suicide ist eine Person. Warren Suicide ist eine Reise – und auch wieder nicht, weil Warren Suicide nirgendwo ankommt. Tja, wie soll man das finden? Ich hab die Platte jetzt einige Male gehört und weiß es immer noch nicht. Warren Suicide, diese Berliner Bande bestehend aus den Herren Fremdkörper und Nackt sowie der Dame Chérie (die sich hauptsächlich um die Visuals kümmert), machen Musik zwischen Techno, Rock und Wave. Ziemlich trashig angehaucht, das Ganze. Wie es sich für das Label Leiternfabrik, ansässig in Neukölln, eben gehört. Und: Hier geht es nicht allein um Musik. Warren Suicide ist eine audiovisuelle Gesamtkomposition, eine Dokumenta der nicht ganz Deutschland-2010-kompatiblen Geister.

Das erste, was mir bei "Warren Suicide" auffällt: der Sänger (Fremdkörper?) ist irgendwie nervig. Der Titelsong hat einen guten Beat und den zur Zeit nötigen Einschlag ins Neo-Poppige und ist daher gut zu konsumieren – aber dieses notgeile Stimmengehauche, als läge er in den letzten Zügen zum kleinen oder großen Tod – nun ja. Aber dieser Beat, der hat schon was. Hypnotisch irgendwie. Als hätte man nach jahrelanger Abstinenz mal wieder einen Abend lang gekifft und dazu auch noch getrunken, sodass das Harmlose plötzlich zu einer wilden Mischung wird. Richtig schätzen lernen kann man die Band wohl bei ihren Live-Auftritten, wenn sie ihre visuelle Komponente voll ausschöpfen und man die Paranoia am eigenen Leib spüren kann.

Die Real-Videos auf der zugehörigen DVD erschöpfen sich allerdings in der etwas platten und zudem falschen Annahme, einen Film, in dem einige junge Menschen auf einem Platz im Kreis hin- und herspringen, rückwärts laufen zu lassen, sei schon super unkonventionell und as avantgarde as avantgarde can. Da lob ich mir eher die Cartoon-Videos, von denen es auch noch zu jedem Song eines gibt. Ebenso empfehlenswert ist der Besuch der Webpage www.warrensuicide.com, die mit weiteren Gadgets und einem angenehm kranken Style aufwartet. Als Projekt gegen den verwaltenden Zeitgeist hat Warren Suicide also durchaus seine Nische gefunden. Bitte mal reinhören und dann selbst entscheiden.