Dominique: The Same You
Ein Künstlerkollektiv? Eine Band?
Wie dem auch sei, auf "The Same You" von Dominique
wird der klassischen Popsong neu definiert.
"The Same You" ist nach "Speak to me" die zweite Platte der Berliner Band Dominique – ein Projekt des australischen Künstlers und Songwriters Dominic Eichler, insgesamt gehören sieben Mitglieder zur Band, inklusive einer Cellistin. Die Einflüsse der Band sind enorm vielseitig, die Musiker sehr umtriebig: Konzeptkünstler Dave Allen kommt aus Glasgow; Paul Davis ist auch bekannt als Junkie Sartre und Richard Davis: zuletzt erschien das Album "Safety" auf dem Frankfurter Label Punkt Musik; Ben Clark kommt vom Jazz und spielte in verschiedenen Post-Punk-Bands wie zum Beispiel den Evil Schnevils; Michael Lapuks ist bildender Künstler mit einem Faible für Blues; Ninon Liotet ist Filmemacherin; Cellistin Anna Stark spielt neben Dominique in einer Hard-Core-Post-Rockband namens "Der Stier aus der Bronx". Bei Dominique werden all diese verschiedenen Ansätze fokussiert, kanalisiert und bilden kathartische Kulissen für eine neue Definition des Popsongs.
(Cookies Berlin 09.06.2004)
Dominique sind: Dave Allen – Acoustic Guitar Ben Clark – Drums Paul Davis – Vocals and Bass Dominic Eichler – Vocals and Rhodes Michael Lapuks – Electric Guitar Ninon Liotet – Vocals Anna Stark - Cello
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Dominic Eichler hat es sich zur Aufgabe gemacht, die immer noch in der Popmusik vorherrschenden heterosexuell dominierten Geschlechteridentitäten aufzubrechen – ohne jedoch explizit homosexuelle Codes zu verwenden. So fungiert der Name "Dominique" als Unisex-Statement, die Bandmitglieder verwenden den Namen als Pseudonym. In Songs wie "Keep a Boy" skizziert Eichler seine Boy-meets-and-loses-Boy-Szenarien so: "Don't try and keep a boy / because in the end he's going to get away / it's better just to bed together and do what he says ( …)"
Doch auch ohne Genderpolitics und Textanalyse ist "The Same You" vor allem eine wunderschöne Gitarren-Popplatte – im positiven Sinne "Erwachsenenpop". Als Referenzen kann man bedenkenlos Belle & Sebastian, die Go-Betweens (hört Euch mal den Song "Perfect Surface" an!), aber auch Magnetic Fields oder Felt erwähnen. Aber wie steht es so treffend im Pressetext zu "The Same You": Wer zu viele Referenzen mit sich herumschleppt, hat irgendwann keine Lust mehr, sie zu tragen. Das ist wohl wahr, obengenannte Bands sollen auch nur die ungefähre Richtung weisen. Dominique schaffen es nämlich mühelos, einen eigenen, unverwechselbaren Sound zu kreieren: das stets präsente, aber nie dominante Cello unterfüttert die Songs mit einer melancholischen Wärme, macht zuweilen Platz für eine vorwitzige, aber geschmackvolle Trompete, vielstimmige Vocals und darüber die Stimme von Dominic Eichler, der die Form der "Spocals", meint gesprochene Texte, für sich entdeckt und kultiviert hat. Alle – und ich meine alle – neun Songs der Platte sind Hits, angenehme, stilvolle, sensible Ohrwürmer, vor allem das bereits zitierte "Keep a Boy". Aber auch "Phone Call", "The Fear" oder "Good Time" bleiben bereits beim ersten Hören hängen; man horcht auf ob der berückenden Schönheit der Lieder. Es soll hier nicht der Eindruck entstehen, man hätte es mit einer ausgesprochenen Schmuseplatte zu tun, nein, Dominique rocken auch gern. Der letzte Song, "Never" positioniert einen energetischen Auf-/Ausbruch ans Ende des Albums, kein verträumtes Ausklingen nach all den traurig-nachdenklichen Liebesliedern: hier geht's richtig zur Sache, und jedes Ende birgt bekanntlich einen Neuanfang in sich.