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September 2004


Migala:
La increíble aventura

Acuarela 2004

Migala: La increíble aventura
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Migala: La increíble aventura

Flugstunden mit Matthias Rust: Die spanische Band Migala schreibt ätherisch-pathetische Songs, gegen die ein Segelflug wie Treibsand wirkt.


Migala

Ein spezieller Tip (heute mal wieder mit einem p, dem deutschen Reformwunder sei Dank!) kommt heute aus der spanischen Ecke: Migala sind schon seit Jahren eine der unbekanntesten potentiellen Lieblingsbands. Sie stammen aus Madrid, sind beim Zuckerstückchen-Label Acuarela engagiert (in den USA über Sub Pop) und spielen einen ziemlich breitwandigen Instrumental-Mix aus Monster-Gitarren und melancholischen Synthies (Mogwai sollte hier als Kategorisierungshinweis reichen), dabei mit dem sicheren Händchen für die Poesie des Trackbenennens. Da wirbelt es spanische, englische und deutsche Worte durcheinander, Song Nr. 5 ist so kurz und ätherisch, dass er konsequenterweise gar keinen Titel hat, und mit "Lecciones de vuelo con Matthias Rust" erfährt auch der berühmteste deutsche Segelflieger endlich seine Würdigung. Kein Wunder, sind Migalas Songs doch ebenso beflügelnd wie ein thermisches Lüftchen. Und schließlich beschwört die Platte schon im Titel das "unglaubliche Abenteuer".

Mein Favorit dieser schönen CD ist aber "Your Star, Strangled", ein wunderschön melancholischer Folksong, der tatsächlich ganz heimelig an Calexico gemahnt. Die englischen Vocals funktionieren prächtig; überhaupt sollten Migala in Zukunft mehr mit Text arbeiten, ich sehe keinen Grund, der dagegen spricht, am wenigsten die Stimme von Abel Hernández. Auch ganz wunderbar: "Sonnenwende", ein sommerliches Gitarrengewitter über donnernden Wellblechen. Insgesamt sind mindestens zehn wirklich bewegende Momente zu erleben mit "La increíble aventura", pro Song einer, und bei jedem Hören werden es mehr. Das neue Album ist aber nicht nur eine verdammt gute CD, sondern auch noch eine schöne Video-Sammlung. Auf der beiliegenden DVD findet sich nämlich zu jedem Track die zugehörigen hypnotischen Bilder; mal sehen wir da eine junge Dame in einem seltsamen manisch-depressiven Zustand, mal eine Ansammlung von Psychedelirien verschiedenster Färbung. Sehr schön das alles, kann man bei der nächsten MTV-Party gerne mal als Endlosschleife nebenherlaufen lassen – als Beispiel dafür, wie es eben auch geht.