Richards Universum
Nach "Das ist schön" aus dem Jahre 2002 gibt es jetzt eine neue Platte vom Sterne-Keyboarder Richard von der Schulenburg. Wer im letzten Jahr die Jubi-Lado-Tour besucht hat, konnte Richard schon live und solo auf der Bühne bewundern: Unvergessen seine Bühnenkostüme, ich erinnere mich deutlich an ein weißes kaftanartiges Gewand. Doch sollte man Richard nicht auf die optische Umsetzung seiner Songs reduzieren, die Stücke funktionieren auch ohne Show und sind vor allem extrem unterschiedlich: Auf "Universum" vereint Richard verschiedenste Stilrichtungen, von "Boogie Woogie" über rockende Gitarren (Komet), Prince-haften Funk (Der Mond), Anleihen bei der NDW, aber auch ganz irdisch-romantische Liebeslieder wie "Ein Lied" – also in der Tat und ohne doofes Wortspiel entspinnt sich hier ein ganzer Pop-Kosmos. Die Affinität zur unendlichen Weite gilt offenbar für die ganze Sterne-Band, deren aktuelles Album "Das Weltall ist zu weit" ja noch in aller Ohren ist. Richard war so nett, einige Fragen zu sich, der Platte und seinen Zukunftsplänen zu beantworten:
Ist "Universum" ein Konzeptalbum à la "Space Oddity", bist Du ein neuzeitlicher Major Tom?
Es ist ein Konzeptalbum, das sich mit dem Thema "Universum" in verschiedenen
Bereichen beschäftigt. "Universum" ist ein Begriff, der das Ganze zu einer
Einheit zusammenfasst. Das fand ich interessant quasi eine neue Sprache
fernab von Kategorien zu verwenden. Ich sehe mich also weniger als "Major
Tom" (auch wenn ich BOWIE Fan bin), sondern eher als Medium der zwischen den
Welten fungiert. Ich bin quasi ein Transformator, der Gefühle, Ideen usw. in
Musik, Text und Bild verfasst.
Warum das Weltall? Wo wird die nächste Richard-Platte angesiedelt sein?
Das Hauptthema ist im Grunde "Entfremdung", das man hervorragend mit
Assoziationsbegriffen vom Weltall umschreiben kann. Zudem sehe ich die
Möglichkeit fremdbestimmte Lebenssituationen durch Beobachtung des Weltalls
zu verändern bzw. sein Horizont damit zu erweitern.
Welches Thema die nächste Platte hat, weiß ich noch nicht. Mir kam kurz mal
die Idee von einem Forschungslabor … mal sehen.
Bilder aus dem Video zu "Universum"
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Auf der letztjährigen Jubi-Lado-Tour konnte man Dich in seltsamen Gewändern bewundern: Woher kommt Deine Vorliebe für Kostüme, das Schlüpfen in verschiedene Rollen?
Mir geht es eigentlich darum, die Ideen der Songs visuell umzusetzen. Manche
Gruppen machen das z.B. in Form von Filmen, die zur Musik während des
Konzertes laufen.
Ich verkleide mich halt für ein Stück z.B. als Astronaut, weil es mir auch
um die Bilder geht, die vom Zuschauer dann aufgenommen werden können.
Das Ganze versuche ich so unaffektiert wie möglich zu machen, damit das
nicht wie "Theater spielen" wirkt.
Ist bei den Sternen kein Platz für Deine eigenen Stücke, oder steckt in Richard genügend Potential für verschiedene Projekte?
Als ich bei den "Sternen" angefangen habe, haben wir sogar mal Stücke von
mir ins Sterne-Repertoire reingenommen, aber es galt als zu weit ab vom
Grundkonzept der Sterne.
Da ich schon immer mehrere Projekte gleichzeitig gemacht habe, ist es für
mich normal sowohl "Die Sterne" als auch mein Soloprojekt zu begleiten.
Beide Projekte bereichern sich durch die Abwechslung, die sie mit sich
bringen.
Wäre es denkbar, dass Du im Vorprogramm der Sterne auftrittst und dann – schwuppdiwupp – am Sterne-Keyboard stehst?
Das habe ich schon mal eine halbe Tour (im Oktober 2002) lang gemacht, wo ich
das Vorprogramm und anschließend beim Hauptprogramm mitspielte. Das war
allerdings nicht so empfehlenswert, da sowohl das Publikum, die Sterne als
auch ich sehr verwirrt waren. Zudem hat es mehr Qualität, wenn man sich nur
auf eine Sache pro Konzertabend konzentriert.
Vielseitigkeit ist King bei Dir, Du experimentierst gern mit Sounds und Stilen – hast Du eine explizite Vorliebe oder möchtest Du Dich nicht festlegen?
Ich habe eine explizite Vorliebe für Sounds und bestimmte Musik, die sich
aber nicht in den "normalen" Grenzen (oder Kategorien) aufhält. Z.B. sind
Daft Punk`s "Around the world"(1996) und The Shadows "Wonderful life"(1962)
durchaus sehr unterschiedlich, aber beide gehören zu meinen Lieblings-
stücken.
Auf "Universum" gibt es gleich zwei Stücke, die sich mit dem Tod beschäftigen (Mein Erbe und Testament): Du bist ja noch jung, wieso ist Dir das Thema so wichtig?
Falls Du den Film "2001 Odysee im Weltall" kennst, dürfte das die Frage mit
beantworten. Sobald man sich mit dem Thema "Universum" beschäftigt, kommt
man auch zu den Themen Leben und Tod. Mir sind diese Themen wichtig, weil
sie uns alle (auch in jungen Jahren) beschäftigen. Zudem kommen private
Erlebnisse dazu, die mich bewegen, über solche Themen zu schreiben.
Wer oder was hat Dich dazu gebracht, Musik zu machen?
Ein Flügel stand bei uns zuhause im Wohnzimmer, auf dem mein Vater
vorzugsweise Frederic Chopin darauf spielte. Sowas prägt und begeistert!
Wer war "Holy Cow"?
Ach, das war meine erste Band zur Schulzeit. Im Grunde eine provinzielle,
aber hochambitionierte Rockband. Inzwischen ist mir das aber auch peinlich,
wenn ich so alte Demotapes heute höre.
Welche deutschsprachigen Kollegen/Künstler magst Du? Mit wem würdest Du gern gemeinsam auftreten oder eine Platte machen?
Z.B. finde ich Kraftwerk großartig, da sie die Sprache so fein und naiv
verwendet haben. Da fällt eben dieses Singer/songwriterding in den
Hintergrund, da das Gesamtkonzept entscheidender wird. Zudem habe ich die
Ehre gehabt Ralf Hütter persönlich kurz getroffen zu haben. Aber eine
Zusammenarbeit wäre eh fern von dieser Welt, daher bin ich ganz froh bei den
"Sternen" zu spielen, die auch zu meinen Lieblingsbands gehören.
Wie geht's weiter mit Richard, gehst Du auf Tour?
Ja, darauf freue ich mich besonders. Vom 17.-27.11. werde ich mit meiner
Band, die auch auf der Rückseite des Albums zu sehen ist, touren (Tourdaten
unter www.richard-universum.de). Wir wollen den Zuschauern unser Konzept darbieten, darunter werden wir auch Stücke von Pink Floyd, David Bowie covern.
Dein Rat an die Erdlinge:
Eigentlich will ich mir das nicht anmaßen, irgendwelche Ratschläge anderen
Erdlingen zu geben. Wenn ich in meinen Stücken sowas wie eine Message
vertrete, dann kann der Hörer selber entscheiden, ob er das gut findet. Ich
mache erstmal immer die Stücke für mich und bin dann gespannt, ob andere
auch was damit anfangen können.
Vielen Dank für Deine Antworten, Richard!