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März 2005
Christina Mohr
für satt.org


Daft Punk:
Human After All

Labels/Virgin/EMI 2005

Daft Punk: Human After All
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Daft Punk:
Human After All

Are We not Men? We are Daft Punk!

Das neue Album von Thomas Bangalter und Guy Manuel de Homem Christo, Human After All ist der Beweis, dass auch und gerade im Elektrosektor überraschende Entwicklungen möglich sind. Die 1997er Platte Homework bot trotz aller Technoidität in erster Linie eingängige Pop- und Dancemusic, Discovery von 2001 widmete sich weicheren Klängen, und Human After All nun wartet mit einem breiten Soundspektrum auf, das, überraschend , aber konsequent ROCK bearbeitet und als neues Element ins Daft Punk’sche Universum integriert. Überhaupt ist diese Platte streckenweise richtig hart, dreckig, kantig – bedeutet der Titel dann, dass das Menschliche durch Härte definiert ist? Lullende und chartskompatible Stücke wie "One More Time" sind selten, "Make Love", ein softiges Liebeslied mit Pianoklängen, fällt eher aus dem Rahmen, der von rockenden Stücken wie der Single "Robot Rock" oder "The Brainwasher" definiert wird. "Robot Rock" vereint stimmig Rockgitarren und Elektro, man sieht die headbangenden Robots richtiggehend vor sich. Human After All ist im Technoclub genauso vorstellbar wie im Hardrockschuppen.

Daft Punk spielen mit allem, was der Technozauberkasten hergibt, Stimmen werden bis zur Unkenntlichkeit durch den Vocoder getrieben, bis zur Unmöglichkeit der Trennung von Mensch und Maschine. Wie auch schon früher beziehen die Daft Punk-Stücke Reiz und Schönheit durch die Wiederholung, endlose Loops sind ein konstituierendes Moment des DP-Sounds. Stücke werden gegen Ende gnadenlos hochgepitcht, dass man sich fühlt wie zwischen startenden Hubschraubern. Stück Nummer acht postuliert eher antiquiert Television Rules the Nation (remember Video Killed the Radiostar?), andererseits ist diese Feststellung zeitlos-allgemeingültig und es erscheint nur folgerichtig, dass Daft Punks Robots das Thema mal wieder aufgreifen.

Mir kam Daft Punk-Musik schon immer vor wie die ideale Work-Out-Musik für den Maschinenraum, also Musik, zu der sich genuin bewegt werden soll, ja muß. Die Wiederholung beinhaltet einen schwer abzuweisenden Aufforderungsgestus, besonders stark in Technology, einer Aufzählung von –zig in irgendeiner Weise mit Technik in Verbindung zu bringende Begriffe, vorgetragen von einer Mickey Mouse-Quäkstimme, stampfend, zwingend, unwiderstehlich. Das letzte Stück, Emotion, offenbart dann wieder das Herz des Cyborgs, der sich nach Gefühlen sehnt, der die Grenze zwischen Mensch und Maschine aufheben will und wer weiß, vielleicht gelingt Bangalter und Manuel ja, was Frankenstein und Co. seit Generationen versuchen.