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Der spitzfindige Thomas Meinecke findet Erstaunliches im Genderbereich heraus (ich verweise hier mal auf Barry Manilows Hintern – wer Einzelheiten erfahren will, muß das Buch lesen!) und dass eine Frisur etwas anderes ist als ein Haarschnitt, wird in Plattenspieler für alle, die das nicht glauben wollen, schlüssig erklärt. Ich hatte bereits während der letzten Frankfurter Buchmesse das Vergnügen, die drei Herren aus ihrem Buch vorlesen zu hören und kann daher einen Besuch der Leseabende nur dringend empfehlen. Und eigentlich sollte Plattenspieler als Hörbuch erscheinen, mit Hörproben aller erwähnten Songs! Wenn sich drei Männer über Popmusik unterhalten, geht das natürlich nicht ohne Besserwisserei und (unbeabsichtigte) Aufschneiderei. Meinecke, Walter und Witzel beschuldigen sich zuweilen gegenseitig des Hornbyismus, wenn ihnen in der Herleitung bestimmter Phänomene die Pferde durchgehen: KW: Ein primär rockistischer Diskurs wird da wieder majoritär und behauptet, Phil Spector würde da am Ende dazugeholt, um das mit Zuckerguß zu polieren. Und dieser Zuckerguß ist natürlich das Schönste. Popkultur funktioniert universal, als Internationalität, die besonders im Falle Thomas Meineckes ulkige Denglish-Wortneuschöpfungen hervorbringt: " …Und das ist doch irgendwie vorweggeshadowt durch Frankfurt 68 …" oder auch die unbefangene deutsche Beugung englischer Verben: "Das kann man schon appreciaten …" Munter parlieren sich die Herren durch verschiedenste Bereiche des Pop, schön ist die Passage, die man mit "Herrn Meineckes Gespür für Techno" überschreiben könnte: Meinecke erklärt in der ihm eigenen Mischung aus Begeisterung, Geschwätzigkeit und komplettem Nerd-Tum seine Herangehensweise an Techno – die wie immer bei ihm auch und vor allem eine intellektuelle ist. Und er findet gleichzeitig den Unterschied zwischen ihm und seinen Generationsgenossen heraus: "Wenn ich an Schulen eingeladen werde und aus meinen Romanen lese, dann geht es mit den Schülern und Schülerinnen natürlich hinterher die ganze Zeit um Musik. In der Regel bringen mich dann die Deutschlehrer, die so alt sind wie ich oder jünger sind als ich zum Auto oder zur Bahn und sagen dann beim Rausgehen: Mensch, Herr Meinecke, ich merke, ich muß auch mal wieder mehr Musik hören.‘ Und ich denke dann: Es wird nicht gehen. Es gibt keinen Weg mehr. Die müßten ja 500 Stunden was hören, um es noch zu begreifen. Weil das sind Dinge, die durch Gehirnwindungen geschliffen werden, durch Gehörgänge geschliffen werden, die in deinem Nervensystem ein Netz aufbauen, das kann man nicht lesen. ( …)" Im Kontext mit Techno taucht unweigerlich der Club, das Ausgehen auf – kein Techno ohne öffentlichen Raum. Meinecke scheut den Gang in den Club nicht, vor allem aber, um sein theoretisches Interesse an der Arbeit des DJs zu stillen, er outet sich als Nichttänzer. Klaus Walter, ebenfalls Nichttänzer, gibt zu bedenken, dass es neben Techno auch noch andere Dinge gibt: "Ich will auch wissen, wie ist die denn, die oder jene Rockplatte, und so kommt man eben nur zu einem Halbwissen, oder 10-Prozent-Wissen. Außerdem möchte ich leider auch wissen, wie Unterhaching gegen Regensburg spielt. Und das kostet Zeit. Aber ich habe eben auch nie Spaß an dem Beobachterstatus in Clubs finden können. Da war immer ein Fremdheitsgefühl. Außerdem tanze ich nicht. Was soll ich da also tun? Reden kann man schlecht, Freunde, Freundinnen treffe ich dort nicht. Ich gehe dann eher in Konzerte, zu Diskussionen." Unter der Überschrift "Katalog des Kühl" erklären Klaus Walter und Thomas Meinecke dem insgesamt eher zurückhaltenden Frank Witzel, weshalb ihm ein Teil des coolen Wissens für immer verwehrt bleiben wird. Hart aber herzlich, lest selbst: FW: Es geht also nur um eine textliche Vermittlung. Dem bleibt nichts hinzuzufügen. |
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