Anzeige:
Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




Mai 2005
Christina Mohr
für satt.org


Benjamin Diamond:
Out of Myself

!K7 2005

Benjamin Diamond: Out of Myself
   » amazon

Benjamin Diamond:
Out of Myself

Falls es jemand noch nicht mitbekommen haben sollte: Benjamin Diamond ist die Stimme auf dem sieben Jahre alten Hit Music Sounds Better With You des Daft Punk-, bzw. Bangalter-Nebenprojekts Stardust. So, wollte ich nur der Vollständigkeit halber erwähnt haben, kann man sowieso überall lesen. Aber es wäre entsetzlich schade, wenn man sich in einigen Jahren nur an Diamonds Gastspiel bei Stardust erinnern würde, denn der Franzose, dessen bürgerlicher Nachname Cohen lautet (welch Karrierechancen würden sich bei Nutzung dieses Namens erst eröffnen!), hat mit Out of Myself eine ganz entzückende Popplatte gemacht. Seine Entscheidung zum gitarrenlastigen Pop ist nicht selbstverständlich, sein 2001er Album Strange Attitude war hauptsächlich der Elektro-House-Schiene verpflichtet. Nun aber läßt Diamond seiner Vorliebe für leichtfüßigen, aber nicht leichtgewichtigen Pop freien Lauf. Der Opener Mister Fate rockt los wie sonst nur die Dandy Warhols mit Bohemian Like You und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis ein Mobilfunkunternehmen auch bei Benjamin anklopft. Die Singleauskopplung Let's Get High schielt auf Radioeinsatz, der sei dem Song heftigst gewünscht, wenn er auch mit einer Länge von satten fünf Minuten fürs Formatradio eh zu lang sein dürfte: nach einem Mal hören ist das Stück im Ohr und will dort gar nicht mehr raus, luftig, nach Flieder und Maiglöckchen duftend, charmant und liebenswert, nicht zuletzt durch Herrn Diamonds niedlischen französischen Akzent.. Doch das leichte und fluffige ist nur eine Komponente der Out of Myself-Songs, damit es nicht zu niedlich wird, packt Benjamin Diamond an den entscheidenden Stellen die Gitarre aus und läßt seine Liebe zu The Cure oder und den perlenden Riffs von New Order durchscheinen – auf diese Bands besinnen sich im Moment zwar viele, aber das ist ja auch in Ordnung so. Phoenix, Air und auch die Pet Shop Boys dürften auch im Plattenregal von Benjamin Diamond stehen und geben auch so etwas wie eine Genealogie seiner Musik ab.

Lights in the Sky, These Emotion und I Wish sind Ohrwürmer allererster Kategorie, andererseits gibt es bei den 11 Songs keinen wirklichen Ausreißer nach unten; das Titelstück könnte ein Robbie Williams-Hit sein – nur dass der lange nicht mehr solch mitreißende Popsongs gemacht hat. Vielleicht sollte sich The Robster künftig von Benjamin Diamond beraten lassen. Neben den federnden, upliftenden Popperlen gibt es aber auch ruhige Momente, Give me the Grace ist so einer, durch die man sich an Schmusehits aus den Siebzigern erinnert fühlt, aber von damaligen Vollbärten oder Polyesterhosen befreit. Das Schöne an dieser für den Frühling wirklich essentiellen Platte ist die unbedingte Freundlichkeit und Leichtigkeit, die jeder einzelne Song ausstrahlt. Schwer vorstellbar, dass so etwas wie "Arbeit" oder "Mühe" in diesem Album stecken könnte – jeder Ton klingt, als hätte ihn sich Mr. Diamond, lässig pfeifend auf dem Fensterbrett sitzend, aus dem Ärmel geschüttelt und dabei noch die Katze gekrault.