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Mai 2005
Christina Mohr
für satt.org


Out Hud:
Let Us Never Speak of it Again

!K7 2005

Out Hud: Let Us Never Speak of it Again
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Out Hud:
Let Us Never Speak of it Again

Betrachtet man das Cover von Let Us Never Speak of it Again und liest dann noch die Bandgeschichte, kommt man nicht umhin, Out Hud für eine Hippiekommune zu halten. Die Band wohnt schon lange zusammen in einem Haus in NYC, man hält sich Katzen, die auch auf den Pressefotos abgebildet sind, die menschlichen Mitglieder Tyler Pope, Nic Offer und Justin Vandervolgen spielen bei !!! mit, Tyler außerdem noch bei LCD Soundsystem – diese Dreifachbelastung wurde dem Bassisten und DJ dann doch zu viel: er hat Out Hud nach den Aufnahmen zur Platte bereits wieder verlassen. Reichlich verworrene Zustände, die aber zu einem mitreißenden Ergebnis in Form von Let Us Never … geführt haben: eine durch und durch heterogene, tanzbare, unbekümmerte Mixtur aus Dance, Tribal, House und jeder Menge anderer Zutaten ungeklärter Herkunft. Die erste Platte des Kollektivs, S.T.R.E.E.T D.A.D. erschien bei Kranky Records, nun sind Out Hud bei !K7 gelandet und die Labelwahl allein verspricht schon Qualität.

Dancemusic soll angeblich tot sein, aber Out Hud räumen mit diesem Vorurteil auf, lüften mal kräftig durch und würfeln alle Ingredienzien, die jemals für einen Dancetrack verwendet wurden, durcheinander und basteln daraus ein freakiges Patchwork. Manche Stücke bleiben instrumentale Fragmente, Entwürfe von Dancetracks mit exzessiver Percussion, andere hingegen gäben in einer besseren Welt entzückende Radiohits ab. Wenn die beiden Frauen, Phyllis Forbes und Molly Schnick ihre Stimmen erklingen lassen, fühlt man sich mitunter an den jungen Tom Tom Club erinnert, aber auch an E.S.G., die Baßlinien lehnen sich gerne bei New Order an, der Aufbau vieler Tracks ist klar auf den Club zugeschnitten: Spannungssteigerung bis zum Äußersten, Entladung in einen flockigen Groove. Track Nr. 2, It's For You beinhaltet all diese Elemente, wirkt bei aller zwingenden Tanzbarkeit wunderbar leicht und filigran, ein Clubhit für Open Air-Veranstaltungen. Einen sehr wichtigen Stellenwert räumt die Band dem Mixen der Stücke ein: die Band stöhnt selbst darüber, dass ihre Arbeitsweise so viel Zeit kostet, aber sie seien eben alle Perfektionisten …

Bei aller Nerdhaftigkeit, die Out Hud auszeichnen mag, ist die neue Platte durchweg eingängig geraten, kein Produkt ausschließlich für Spezialisten. Das mag an der Leichtfüßigkeit liegen, an den hellen Frauenstimmen oder einfach an der Poppigkeit der Stücke, Out Hud überzeugen durch Vielfalt. Der Song Dear Mr. Bush, There Are Over 100 Words For Shit And Only One For Music. Fuck You, Out Hud dürfte nicht nur der längste Songtitel dieses noch jungen Musikjahres sein, sondern drückt auch unmißverständlich die politische Position der Band aus. Natürlich hätte man von Hippies gar keine andere Haltung erwartet … aber nicht unbedingt eine Platte wie diese!