Angora Steel ist das Sublabel von Michael Reinboths Compost Records und stellt sich auf seiner Website mit eigenen Worten so vor: "Hello my name is ANGORA STEEL and I'm a record label. My hobbies are Punk/Rock, Freak/Pop & NY Disco/Punk. I'm new here and I hope we can spend some time together …" Auf ANGST (ha!) findet also künftig alles Platz, was bei Compost aus dem geschmackvollen Rahmen fallen würde. Eine der ersten Veröffentlichungen ist Enough of This?! des niederbayrischen DJs Martin Peter, der schon Nature One, die Loveparade und unzählige Clubs beschallt hat. Doch Peter wollte sich mit Plattensammeln und –auflegen nicht zufrieden geben und verwirklicht auf Enough of This?! seinen Traum, verschiedenste Stilrichtungen zu mixen, ohne hinter der Musik zu verschwinden, sondern als Komponist, Musiker und Sänger seinen eigenen Stempel aufsetzen zu können.
Enough of This?! ist ein wilder Ritt durch Martin Peters Lieblingsmusik, also Wave, Industrial, Punk und Metal der Achtziger Jahre. Dementsprechend düster und hart tönt es daher vorwiegend aus den Boxen, martialisches Brüllen kombiniert mit elektronischen Beats; die Platte startet mit einem heftigen Punk-Billy-Intro, untermalt von horrorfilmartigen Schreien, aber Peter läßt auch ab und zu seine Schwäche für poppige Melodien durchblitzen. Stücke wie Edinburgh oder Beefeater offenbaren seine andere Seite und setzen überraschende, richtiggehend angenehme Akzente. Langweilig wird es also nicht, und Martin Peter kann den 17 Stücken einige Sahnehäubchen in Gestalt seiner Gastsänger draufsetzen: Alec Empire ließ sich nicht lange bitten, ebenso vertreten ist Mark Stewart, ehemaliger Sänger der britischen Postpunklegende The Pop Group. Lest hier, was Martin Peter selbst über seine Musik sagt:
Wenn man Infos über dich liest, bekommt man den Eindruck eines schwer beschäftigten Mannes: Wo liegen deine
Schwerpunkte? DJing oder Musik selber machen?
Definitiv beides: jeder fängt mit dem Auflegen an und die logische
Konsequenz ist, selber die Musik zu machen. Hinzu kommt, daß meine dj-sets ausschliesslich aus clubsounds bestehen, sprich Tec-House/breaks/ zwischen 120 und 130 bpm …was man von meinem Album kaum behaupten kann …es ergänzt sich beides. Und deswegen: um fünf
aus dem Club und sofort ins Studio.
Wie entstand die Idee, selbst eine Platte zu machen?
Nach zehn Jahren 4/4 wollte ich einfach etwas anderes machen. Speziell bei diesem Projekt ging es mir um meine musikalische Herkunft bzw.die Bands, die mich schon immer beeinflusst haben sprich Indie/Punk/Hardcore/Metall …und kein Electroclash, à la "ich gele mir einen Irokesen und ziehe mir ein Sex Pistols-T-shirt an" … auf der Platte sind die wirklichen 80er und nicht der ganze billige Waveaufguss der letzten Jahre. Punk als Modeerscheinung: grausam!!!!!
Die Namen und Anzahl der Gäste auf "Enough of this" ist beeindruckend - bist Du so gut vernetzt/befreundet und wie kam die Zusammenarbeit zustande?
Als alle Instrumentals fertig waren, ging es darum, wer zur Hölle soll da singen bzw. wer versteht, was ich meine …und mein Spezl Felix Neuenhoff war schon immer für alles offen. Genauso war es mit Mark und Alec ….nachdem wir uns (Michael, Tom und ich) in einem lockeren Gespräch die ganze Indiegeschichte der letzten zwanzig Jahren vor Augen führten, blieben eigentlich nur die beiden übrig. Komischerweise kam aus beiden Lagern prompt die Zusage.
"Enough of This" klingt sehr heterogen - Electro trifft auf Drum`n`Bass, aber britpoppige Gitarren gehen auch: wo ist die Klammer?
Keine Klammer..alles im Sinne von Indie/Punk. Ich kann kaum Gitarre spielen, will aber trotzdem Lärm machen. Alles ohne Rücksicht auf Verluste. Ein bisschen Motörhead, ein bisschen Alien Sex Fiend, ein bisschen Cure, ein bisschen D.R.I. - alles in einem Topf. Kein
Schlagzeuger im Haus - also elektronische Beats. Die Gesangskabine haben wir aus Bettdecken und Holzgestell gebaut und den Gitarrenverstärker ins Bad gepackt …und
fertig!
Punk und Electro scheinen besser zusammenzupassen, als man früher dachte - denkst Du überhaupt in solchen Stilkategorien?
No!!!! Es gibt soviel gute Musik auf diesem Planeten aus allen Sparten und das gilt es zu erkennen. Früher hatte jeder Public Enemy, AC/DC, Duran Duran zusammen im Plattenschrank und genau diese Linie verfolge ich auch weiter ….
Wie wichtig sind Lyrics? Willst du Botschaften transportieren oder geht es in erster Linie um Slogans, griffige Vokabeln, die gut klingen? The Prodigy wurden mal gefragt, weshalb sie Ihren Hit "Firestarter" genannt haben - die Antwort war, dass zu ihrer Musik ein Titel wie beispielsweise "Waterdrinker" etwas komisch wäre …
Beides, manche Lyrics sind nur Lautmalereien im Sinne von "man nehme
10 Deathmetal-Platten und "sample" die besten Textteile", dark is the
hour and dark is the pain bzw. honeymoon sind definitiv gegen
Bush, macht zwar jeder, nur bei so viel Angriffsfläche bei einer Person kann man halt nicht anders …
Compost erweitert mit Angora Steel offenbar sein Produktangebot - kannst Du dazu etwas sagen? Ist Angora Steel künftig die Plattform für die "harte" Compost-Seite?
Jep …ich glaube, mein Album würde auf compost keinen Sinn ergeben und beide Plattformen ergänzen sich wunderbar
Wie sehen Deine Pläne aus? Kann man Dich demnächst live erleben?
Auf alle Fälle! Einige Termine stehen schon fest.
(z.B. am 26.05.2005 in der Münchener Registratur)
Trittst du allein auf oder hast Du Gastmusiker?
Die Bandbesetzung wird aus Gitarre, Gesang und Elektronik bestehen, wahrscheinlich eine Vierercombo.