Anzeige:
Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




Juni 2005


Maria Taylor:
11:11

Saddle Creek 2005

Maria Taylor: 11:11
   » amazon

Maria Taylor: 11:11

Acoustic-Folk, Country, Pop: eine insgesamt leichte Mischung, die verschiedenste Teile der Bevölkerung ansprechen wird. Auch die, die Liebeslieder und Pop und Gesäusel und Empfindsamkeit total doof finden.



Maria Taylor
Maria Taylor
(Foto: Saddle Creek)


Das Singen über das Liebeslied, das keines ist, hat wieder Hochkonjunktur: Nach PIL und zuletzt Andreas Dorau behauptet nun auch Maria Taylor (die eine Hälfte des Duos Azure Ray): "this is not a lovesong" ("Song Beneath A Song"). Sie hat ja auch gut reden, denn wenn diese Zeile erklingt (wobei Conor Oberst im Hintergrund mitnöselt), ist einer der schönsten Lovesongs dieses Frühlings schon vorbei und wirkt noch nach: "Leap Year", der Opener des neuen Albums "11:11", kann sich mit seiner traumhaften Keyboard-Sequenz mit dem Besten von Conor Obersts Meisterstreich "Digital Ash In A Digital Urn" messen.

Obwohl: solche Vergleiche hat das Soloprojekt von Maria Taylor gar nicht nötig. Denn die große Saddle-Creek-Familie steht ja sowieso als Kooperation hinter jedem Produkt, das das Haus in Omaha verlässt. Ich stelle mir das gerne als hyperkreative Wohngemeinschaft vor, in der schon morgens um halb drei Welthits geschrieben, vertont und eingetütet werden und die sich von handelsüblichen WGs nur insofern unterscheidet, als dass die Mitglieder extrem attraktiv und gut frisiert sind. Wie auch immer, auch in diesem Fall sind die Kumpels von Cursive, Now It’s Overhead und Bright Eyes mit von der Partie. Dass Maria Taylor eine der schönsten, wärmsten und sinnlichsten Stimmen der neueren Popgeschichte hat, kann man mittlerweile am Rande schon mitbekommen haben – und wie schon bei Azure Ray überzeugt auch das Songwriting. "One For The Shareholder" ist sogar ein richtiger Clubstomper in der Tradition von Madonnas "Music" und anderen modernen Klassikern. Die Stärken Taylors liegen zwar sicherlich mehr in den ruhigen Stücken, aber ihre Stimme trägt auch den Ausflug in die Disco souverän.

Mit "Hold On Love" haben Azure Ray eine der betörendsten Platten des neuen Jahrtausends gemacht. "11:11" kann damit nicht ganz mithalten, denn es ist konventioneller gehalten und fast schon zu süß, um nicht überdosiert zu wirken. Trotzdem: Saddle Creek will always leak through, könnte man, Taylors eigene Worte leicht modifizierend, behaupten. Acoustic-Folk, Country, Pop, eine insgesamt leichte Mischung, die verschiedenste Teile der Bevölkerung ansprechen wird. Auch die, die Liebeslieder und Pop und Gesäusel und Empfindsamkeit total doof finden.