Americana à la Calexico, britischer Pop, Indierock, all das findet sich wunderbar zusammengefasst auf diesem fabelhaften Album.
Kim Munk sieht mit seiner gescheitelten Frisur und seinem harmlosen Lächeln aus, als wäre er Angestellter bei der dänischen Beamtenversicherung, aber man könnte ihn nicht falscher einschätzen -- und unterschätzen sollte man ihn schon gleich gar nicht, denn möglicherweise steht hier einer der größten zeitgenössischen Songwriter und musikalischen Genies vor uns. Das Album "them codes … them codes", dessen Musik und Lyrics Munk fast im Alleingang verantwortet, klingt jedenfalls ganz danach. Es bietet 15 wunderbare Popsongs, die man nicht anders als klassisch und zeitlos nennen kann. The Broken Beats leisten sich den Luxus, während eines Songs sogar sekundenlange Stille zuzulassen ("About A Boy"), sodass man im wahrsten Sinne atemlos auf dessen Fortsetzung wartet. Aber auch die Töne um die Stille herum sind mehr als bemerkenswert: Americana à la Calexico, britischer Pop, Indierock, all das findet sich wunderbar zusammengefasst und auf die Höhe gebracht von einer Band, der man die nordeuropäische Herkunft nur ungläubig abnimmt. Die Uptempo-Nummer "Someday (Again)" sollte, wenn man sie ließe, zum Sommerhit avancieren, "Little By Littel" (sic!) beginnt als U2-Rememberance-Song, zweigt in einen Lullaby-Part ab, um schließlich in einem betörenden Chor zu enden. Melodien und Themen werden fallengelassen, modifiziert und wiederaufgenommen, manche Titel sind in Abschnitte aufgeteilt wie Bücher, und man lässt keine gute Idee verkommen in diesem Kosmos der klagenden Weiber, der kindischen Melancholie und des welt(ab)gewandten Mannes. Nicht unerwähnt bleiben sollten übrigens die wunderbaren Stimmen von Maria T. Wachmann und Sidsel Brix.
In der Presse liest und hört man immer wieder Vergleiche, die The Broken Beats mit einigen der großen Bs (dem frühen Beck, Bobby Dylan, den Beatles und den Beach Boys) in Verbindung bringen, und keiner dieser Vergleiche ist zu hoch gegriffen (Beck sollte sich sogar ziemlich geschmeichelt fühlen). Man nehme noch dazu Eels, Lambchop und die anderen Gewährsleute, die sich für uns im Seelendreck wälzen, und man begreift, welch große Kunst es ist, immer die richtigen zu zitieren und dabei noch eigenständig zu sein. Wer sich noch Hoffnungen macht auf den Titel des Pop-Albums des Jahres, der muss an "them codes … them codes" erstmal vorbei. Und das wird verdammt schwer.
Artikel zuerst veröffentlicht beim Schallplattenmann: www.schallplattenmann.de