Meine Güte, vier Wochen krebse ich jetzt schon vor diesem Album herum, hole es aus dem Regal, stelle es wieder hinein, hol es wieder raus, schäme mich, bin begeistert. Zwei Tage später finde es absolut over the edge, bin verwirrt, weil ich bei "Don’t Heal Us From The Flames", nach den Worten "the ghost is screaming your name" immer meinen eigenen Namen rufen höre. Ich bekomme Gänsehaut und denke mir: jetzt reicht’s aber. Am selben Abend muss ich an Tangerine Dream und den unseligen "Tatort"-Soundtrack denken sowie an den verklemmten Softporno "Bilitis" und diese ganze französische "La Boum"-Mischpoke. Ich denke etwas wie: jetzt reicht’s schon wieder, aber diesmal gründlich. Ich lass mir hier doch nicht mein Gehirn verkleben. Dann wieder, nur wenige Tage später, stehe bei "In The Cold I’m Standing" auf dem nächtlichen Balkon und blicke in die Sterne. Das Zeitgefühl ging mir etwas verloren, aber kürzlich habe ich meine gesamte Meditations-Bibliothek ins Altpapier geworfen, inklusive der billigen eingeklebten CDs – wer die Musik von Anthony Gonzales kennt, benötigt sowas nicht mehr. (Der arbeitslose Esoteriker von nebenan, den ich gestern im Müll kramen sah, kann damit sowieso mehr anfangen.) Die Gitarrengewitter von "*" reißen mich nachts um drei aus schweren Träumen vom schwarzen Loch und Maximilian, dem Riesenroboter – bloß, weil die Katze auf die Play-Taste gesprungen ist. Das kommt davon, wenn man so eine Platte nicht sorgsam verstaut, wenn man sie grade nicht braucht.
Bitte – was soll man über solch ein Album schreiben? Aber man kann sich ja nicht ewig drücken. Der Auftrag gegenüber dem Leser und so. Daher: Bombast, orchestraler Pathos, Wahnsinn am Rande der Musik, orgiastische Klänge hinter jeder Milchstraße, himmlische Chöre. Und das alles (abgesehen von Bass und Drums) hat Gonzales mal wieder selbst eingespielt. Muss ich noch mehr sagen? Ach ja, gegen Ende gibt es mit "Car Chase Terror!" noch ein Horror-Hörspiel mit der Stimme von Schauspielerin Kate Moran. Play at your own risk!
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