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August 2005
Petra Zimlich
für satt.org


Bonnie Prince Billy und Matt Sweeny:
Superwolf

Domino 2005

Bonnie Prince Billy und Matt Sweeny: Superwolf
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I see a darkness

Bonnie Prince Billy
und Matt Sweeny Live im KOZ
[Frankfurt, 10. Juli 2005]

Bonnie Prince Billy

Will Oldham, the one and only „Bonnie Prince Billy“ live in Frankfurt. Sein letztes Gastspiel am Main lag vier Jahre zurück, da war das angekündigte Konzert ein Muss für all jene, die die Singer/Songwriter-Meisterwerke „I see a darkness" und „Ease Down The Road" im Schrank stehen haben. Will Oldham tourt aktuell zu seinem neuen Album „Superwolf", ein Album mit dem er die Fachwelt einmal mehr überrascht hat: Übergab er doch das musikalische Ruder an Matt Sweeny (Ex-Chavez und Zwan), seinen langjährigen Bandbegleiter. Die sehr kargen Arrangements von Sweeney setzen auf „Superwolf“ kleine neue Akzente, wie bei den Vorgängeralben gelingt es dem Duo aber erneut, mit spärlichen Mitteln dichte und konzentrierte Arrangements zu schaffen. Das alles natürlich eher intro- als extrovertiert. Ob „Superwolf“ nun ein typisches Bonnie-Prince-Billy-Album geworden ist oder nicht – daran scheiden sich die Geister. Man konnte also gespannt sein, wie die beiden die Stücke auf der Bühne umsetzen würden.

Um es vorweg zu nehmen: Sie boten ein grandioses Konzert. Live präsentierten sich Oldham und Sweeny rockiger, grooviger. Ab und zu ließen sie die Gitarren ausbrechen. Trotzdem ging das melancholisch Zarte der Songs absolut nicht verloren. Will Oldham sang mit einer verblüffenden Klarheit, mit einer unprätentiösen und erhabenen Bestimmtheit, wie man sie selten auf Bühnen zu sehen bekommt. Matt Sweenys weniger ausgereifte Stimme ergänzte Oldham unerwartet harmonisch. Man konnte das entspannte Miteinander der beiden Musiker spüren. Die junge Keyboarderin und der ebenfalls sehr junge Schlagzeuger spielten nur eine sekundäre Rolle, waren aber sichtlich zufrieden damit.

Wunderbare Momente vermittelten die immer wieder großen Songtexte Oldhams, die es schaffen Abgründe und Größe gleichzeitig aufzutun, Gedanken zu setzen. Songs wie „My Home is the Sea“ oder „I see a Darkness“ verzauberten die Anwesenden. Hier stimmte die Mischung aus Melodie und Improvisation, aus Ruhe und Ausbruch. Das alles sehr intensiv und gleichzeitig von überraschender Dynamik. Niemand der Anwesenden konnte sich vorstellen, dass Oldham bei seinem letzten Konzert in Frankfurt kantig, verschroben und mit dem Rücken zum Publikum seine Songs präsentierte, den unberechenbaren Bonnie Prince Billy gegeben hatte. Im KOZ genoss ein sichtlich wohlgestimmter Will Oldham den überschwänglichen Applaus des Publikums. Mehrere Zugaben spielte das Quartett gutgelaunt. Nicht zuletzt die Tatsache, dass der als kompliziert geltende Oldham entspannt und aufgeschlossen CDs und Poster signierte, machte den Abend zu einem wirklichen Erlebnis. Ein durch und durch authentischer Künstler, wie man ihm selten begegnet. Jede Art von Superlativen ist angebracht. Hier stand ein würdiger Nachfolger Johnny Cashs auf der Bühne.