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Die drei Lederjackenjungs aus San Francisco haben das Licht gesehen, sie haben Gott gesehen und die Message ist – Love. Ganz einfach. Nach dem stark von Jesus & Mary Chain und Spacemen 3 beeinflußten Debüt mit den Hits Whatever Happened to My Rock’n’Roll und Love Burns und der etwas unentschiedenen zweiten Platte Take Them On, On Your Own liegt mit Howl ein Album vor, das man als weises Alterswerk bezeichnen könnte, wären die Musiker nicht alle noch so verdammt jung. Aber wer weiß, was Robert Turner, Peter Hayes und den inzwischen wieder zurückgekehrten, zwischenzeitlich verlorenen Sohn Nick Jago widerfahren ist, welche Läuterungen sie durchliefen, um eine solche Platte machen zu können, die von Jesus spricht und immer wieder von Liebe. Was es auch war, es hat tiefe Eindrücke hinterlassen, die BRMC in 13 neuen Songs mit ihren Hörern teilen. Verschwunden ist das Feedback, der düstere Speedrock, ersetzt durch Licht und Weite, Mundharmonika und Slideguitar. Geblieben ist BRMCs Faible für breitwandigen Sound und kathedral aufgebaute Songs, neu sind die Stilbeimischungen Country, Blues, Folk und Gospel. Zusammen ergibt das moderne Americana mit spirituellem Grundton, der sich auch in den Songtiteln niederschlägt: Restless Sinner, Gospel Song, Devil's Waitin‘ nennen die religiösen Bezugspunkte deutlich beim Namen, die in den anderen Stücken verdeckter erscheinen, aber nie ganz fehlen. Überhaupt rufen sich beim Hören Bands wie Spiritualized in Erinnerung, aber auch die schon erwähnten Jesus & Mary Chain aus ihrer Stoned & Dethroned-Phase und – natürlich - der bibelfeste Nick Cave. Es scheint, als müsse nach der Zeit des Zerstörung und juvenilen Verzweiflung ganz selbstverständlich der Himmel aufreißen und das Gesicht der Hoffnung offenbaren. Dass Howl nicht klingt wie ein vertonter Kirchentag, ist der nach wie vor unangekratzten Coolness der Band zu verdanken und ihrem lässigen Umgang mit allen Spielarten genuin amerikanisch geprägter Musik. Der Black Rebel Motorcycle Club huldigt nach wie vor den Heroen der Beatgeneration, Howl wurde nach dem monolithischen und genreprägenden Gedicht von Allen Ginsberg benannt – der gleichnamige Titelsong ist von schwebender, überirdischer Schönheit, die einem Tränen in die Augen treiben kann. Melancholie ist nicht gleich Pathos, Desillusionierung führt nicht zwangsläufig in Nihilismus, das ist das Fazit, das man aus Howl ziehen kann. Howl wird viele Fans irritieren, vielleicht sogar verprellen, zeugt aber vom Selbstbewußtsein einer Band, die sich nicht scheut, sich als „sinner“ und Suchende zu bezeichnen: Liebe, Mann. |
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