Nicht alles was aus Texas kommt sucks - soviel mal vorweg. Die fünf Jungs von "The American Analog Set" sind dafür der personifizierte Beweis. Seit Jahren gehören sie zum Establishment der Independent-Musik, seit Jahren betören sie ihre Fans mit leisen Melodien, dichter Reduziertheit und intimen Songs. Sie setzen Ruhe und Gelassenheit gegen allseits bekannte texanische Großspurigkeit.
Analog (Fotos: Petra Zimlich)
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Mit ihrer neuen CD "Set Free" sind "The American Analog Set" derzeit auf Tour, in Frankfurt konnte man sie in der Brotfabrik hören und sehen. Und zu sehen gab es ein phänotypisch sehr differenziertes Quintett: Da waren der bebrillte Computer-Nerd an der elektrischen Orgel, der massive, tätowierte Schlagzeuger, der brave Schwiegersohn im College-Look am Vibraphon und der sehr betont unprätentiöse Sänger Andrew Kenny. Zum Bassisten kann man wenig sagen, er spielte mit dem Rücken zum Publikum, auch das wohl Charakteristikum genug. Eine sympathische Band, die auf ihrem letzten Konzert in Offenbach die Erwartungen des Publikums voll erfüllen konnte.
Das Publikum auch in Frankfurt sehr konzentriert, versuchte erneut einzutauchen in die sehr homogene Musik der Texaner. Leider ist diesmal der Funke nicht so recht übergesprungen. Der Gesang von Andrew Kenny war wie gewohnt ruhig, schwebend und eher zurückhaltend, die Arrangements überzeugten in ihrer Reduziertheit. Die neuen Titel passten sich ein in das zeitlose Universum der Band. Doch irgendwie kamen die einzelnen Songs nicht aus dem großen Ganzen heraus. Es fehlte dem Konzert an mitreißenden Teilen, wobei der Begriff "mitreißend" natürlich bereits auf das spezielle Charisma der Band heruntergebrochen werden muss. Natürlich erwartete das Publikum keine lauten Verzerrer - es weiß, auf was es sich an einem solchen Abend eingelassen hat. Immerhin gibt es "The American Analog Set" bereits seit zehn Jahren. Aber ein paar mehr Spuren, ein paar magische Momente jenseits ihrer dahinfließenden, monoton-verdichteten Strukturen hätte die Band im Saal hinterlassen können. Vielleicht lag es daran, dass die neuen Songs weniger auf das Vibraphon setzen. Genau dessen Klänge jedoch akzentuieren die Stücke der Band immer in besondere Weise. Der Gleichklang auf der Bühne wurde quasi nicht aufgebrochen.
Allein Sean Ripple, der Vibraphon und Rasseln zum klingen brachte sorgte mit kleinen Tanzeinlagen für minimalistische individuelle Augenblicke. "From Our Living Room to Yours" hieß das zweite Album der Band. Vielleicht gibt das am besten die Stimmung des Abends wieder: Wunderbare und wohltuende Musik für das Wohnzimmer zuhause - für den Konzertsaal fehlte diesmal der nötige Spannungsbogen.