Ein Witzbold hatte in der letzten Woche bei Ebay zwei Karten für das Konzert von Maximo Park in Düsseldorf angeboten – Preis bei Sofortkauf: 99 Euro, und das bei einem regulären Ticketpreis von 17 Euro. Das sagt schon einiges aus über den Stellenwert, den die Newcomerband des Jahres mittlerweile hat: Man traut sich schon unverschämt zu werden, und die Nöte der unter dem Ausverkauf leidenden Fans auszunutzen. Höchstwahrscheinlich wird der erwähnte „Top-Seller“ sogar einen Käufer gefunden haben.
In Berlin jedenfalls war das Konzert ebenfalls schon lange ausverkauft, vor dem Postbahnhof versammelten sich am vergangenen Samstag dementsprechend die Schwarzmarkthändler. Vorbei an einem Möbeldepot mit einer Auswahl dezent ans Disko-Zeitalter erinnernder Wohnungsausstattung also ging es hinein in die Halle und damit mitten hinein in den 80er-Jahre-Revival-Flash. Viele der anwesenden Fans waren in Anzügen gekommen, um ihre Helden angemessen feiern zu können, die sich pünktlich um 21.00 Uhr auf der Bühne zeigten. Paul Smith mit der berühmten Schmalzlocke, bis auf den obligatorischen weißen Gürtel ganz in Schwarz und mit Krawatte, legt von Beginn an ein schweißtreibendes Programm aufs Parkett, springt, gestikuliert, gibt sich Tiernamen. Keine Frage, der Mann hat eine beachtliche Bühnenpräsenz, er ist topfit und er sieht fabelhaft aus. Das Beste aber ist der kindliche Spaß, den er und die anderen Bandmitglieder an der Performance haben. Ein Wunder, dass sich der Sänger nicht mitten in die Menge hineinstürzt, die ihm ergeben die Hände entgegen streckt. Atemlos kündigt er jeden der Titel an und gibt einen kurzen Abriss von dem, was da in den Texten verhandelt wird – ein paar Brocken Deutsch hat er natürlich auch gelernt. Bei Smith bekommen selbst pathetische Gesten wie das Heranziehen der zuvor in die Welt hinausgestreckten Arme vor die eigene Brust – ein aus dem Schlager-Business sattsam bekanntes Ritual – wieder ein wenig Glaubhaftigkeit zurück. Sie wollen halt bloß spielen, die Jungs!
Einige Titel der „Missing Songs"-CD sind auch mit im Programm, so z.B. der John-Lennon-Klassiker „Isolation“ oder „Fear Of Falling", und auch diese nicht auf „A Certain Trigger“ enthaltenen Songs werden vom Publikum frenetisch gefeiert. Einziges Manko an diesem Abend, aber natürlich für den Gesamteindruck nicht unbeträchtlich: der dröhnige Sound in der Halle. Dafür können aber Maximo Park nichts, und sie tun nun wirklich ihr Möglichstes, um selbst dieses Ärgernis nebensächlich erscheinen zu lassen.
Die Band spielt erwartungsgemäß alle Titel des Debüt-Albums „A Certain Trigger“ – obwohl, nein, „Acrobat“ fehlt, unverständlicherweise. War ihnen dieser schöne melancholische Song zu elegisch für diesen Abend, der unter dem Motto „Wir retten schnell den Rock’n’Roll und danach gibt’s Tee!“ hätte stehen können?