Anzeige:
Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




März 2006
Christina Mohr
für satt.org


Bobby Hebb:
That's All I Wanna Know

Tuition/ BB-Island 2006

Bobby Hebb: That's All I Wanna Know
   » amazon
   » Bobby Hebb

Bobby Hebb:
That's All I Wanna Know

Sunny, Yesterday My Life was Filled With Rain …

Bobby Hebb ist ein schwieriger Fall, seine musikalische Laufbahn paßt so gar nicht zum schnellebigen Popbetrieb, von "Karriere" kann keine Rede sein. Und doch kennt jeder das Lied, das er vor 43 Jahren schrieb: Sunny, der Song, der in Deutschland hauptsächlich durch die Interpretation von Boney M im kollektiven Gedächtnis blieb, der aber von unzähligen anderen Musikern aufgenommen wurde. Ein Welthit, ein Evergreen par excellence. Vor einigen Jahren erschienen auf Trocadero Records zwei Sampler mit ausgewählten Coverversionen: A Collection of Various Interpretations of Sunny I + II (siehe auch: www.sunny-the-song.de)

Illu

Bobby Hebb wurde in Nashville geboren, wann genau ließ sich nicht hundertprozentig klären: allein im Presseinfo des Labels finden sich zwei unterschiedliche Jahreszahlen (1938 und –39), eine andere Quelle verjüngt ihn zum 42er-Jahrgang, aber wie auch immer, Hebbs Familie war sehr musikalisch und der kleine Bobby wuchs inmitten von Countrymusic, Rhythm & Blues (dem wahren R’n’B) und Soul auf. Den Chicago Blues lernte er als Studiomusiker von Bo Diddley kennen, in seiner Zeit bei der Navy in den fünfziger Jahren wurde er Jazztrompeter bei den USS Pine Island Pirates. Später in den sechziger Jahren tourte er sogar mit den Beatles als deren Headliner durch die USA. Sein kurzer moment of fame entstand durch tragische Umstände: Am 22.11.1963 wurde John F. Kennedy ermordet, einen Tag später Bobby Hebbs Bruder während eines Streits in einer Nashviller Bar. Diese Eindrücke verarbeitete Hebb, indem er Sunny schrieb, dieses zarte, melancholische, aber auch hoffnungspendende Stück Musik.

Doch warum wurde Bobby Hebb nie wirklich berühmt? Warum blieb er ein One-Hit-Wonder? Das lag zum Teil am fehlenden Nachfolgehit, ausbleibenden Plattenverträgen, aber auch am Dämon Alkohol. Doch trotz Abstürzen und Rückschlägen blieb Hebb während der letzten Jahrzehnte stets musikalisch aktiv – als Produzent, Komponist und Gastmusiker bei Aufnahmen anderer Künstler. That's All I Wanna Know ist Hebbs erst drittes Album und er deshalb mit bald Siebzig noch immer Nachwuchskünstler. Dass That's All I Wanna Know lauter Coverversionen beinhaltet, erscheint rätselhaft, da man Hebb auf Grund seines Kompositionstalents "the-song-a-day-man" nannte.

Produzent Joe Viglione, der auch die Linernotes zu That's All … verfaßt hat, konnte Bobby überzeugen, ein neues Album aufzunehmen – auch ohne neue eigene Songs. Gemeinsam suchten sie die Stücke aus, die Hebb interpretieren sollte, zum Beispiel Cold Cold Heart von Hank Williams, den aufmunternden Northern-Soul-Schunkler We're Gonna Make it, vor Urzeiten von Little Milton gesungen und auch eine neue Version von Sunny, diesmal wieder von Hebb selbst intoniert (im Duett mit Astrid North).

Die Produktion des Albums ist insgesamt ein wenig glatt geraten, ein bißchen zu gefällig. Die besten Momente entstehen immer dann, wenn Hebb seine sanfte heisere Soulstimme voll zur Geltung bringen kann, zum Beispiel in dem von Garrett Dutton geschriebenen Willow Tree. Die Band untermalt Bobby Hebbs Gesang mit swingendem Honkytonk-Klavier, bluesrockigen Gitarren und sehr ambitionierten Bläsern. Manchmal fühlt man sich gar an den Film Blues Brothers erinnert (besonders am Anfang von When Love Goes Wrong) – also alles in allem sehr "adult-orientated", was kein Manko sein muß, nur wird so die Bandbreite von Hebbs Talent nur zu einem kleinen Teil ausgeschöpft. Und dennoch ist es die reine Freude, Hebb zuzuhören, seiner Stimme, dieser Inkarnation von sweet soul music.
Der letzte Song des Albums, Love, Love, Love vermittelt Leichtigkeit und Soulfulness und zeigt so auf wunderbare Weise, wozu Bobby Hebb im Stande ist. Deswegen: Go, see him live!


Bobby Hebb live in Deutschland:
09.03. Hamburg / Mandarin Casino
10.03. Bremen / Lila Eule
11.03. Berlin / Franzz Club
12.03. Düsseldorf / Zakk
14.03. Fulda / Kulturkeller
15.03. Heidelberg / Karlstorbahnhof
16.03. München / Atomic
17.03. CH-Basel / Kaserne
18.03. Offenbach / Hafen
19.03. Köln / Stadtgarten