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Infadels spielen einen euphorisierenden Mix aus Postpunk, Wave, Funk und Elektronik und hören sich an wie Radio 4 mit ein bißchen mehr Wumms. Infadels selbst führen die Talking Heads, Steve Reich, The Stooges und die Rolling Stones während ihrer Miss You-Phase als Haupteinflüsse an und gehen mit diesem selbstgewählten Erbe unverschämt souverän um - schon der erste Song der Platte, Love Like Semtex mit seinem treibenden, tanzbaren Rhythmus und dem catchy Refrain, den man nach dem ersten Hören nicht mehr vergißt, ist ein perfekter Hit. Can't Get Enough ist eine wilde Gitarre-Elektronik-Schlacht, die nur auf der Tanzfläche ausgefochten werden kann und Song Nummer drei, Topboy zeigt, daß sie die feinste Englandpop-Referenzschule besucht haben: die dramatischen Momente und die Vocals erinnern an Fun Boy 3, Terry Halls Band nach den Specials, die düster und lustig zugleich waren – eine seltsame, sehr britische Mischung. Girl That Speaks No Words erinnert angenehm an New Order und Bernie Sumners Seitenprojekt Electronic; Jagger `67 läßt die Maschinen durchdrehen, hysterisch und sexy wird skandiert: „I – I want you / with your twisted hair“ und erst beim sechsten Stück nehmen Infadels das Tempo ein wenig raus, eine Erholungspause muß ja auch drin sein. Murder That Sound mit seiner sanften und eingängigen Melodie bringt Infadels in die Nähe von Phoenix und Röyksopp – daß Infadels diese Bands offenbar ganz gern mögen, hört man auch bei Sunday, einem dahinfließenden Song mit nahezu französischer Leichtigkeit, die man den wilden Eastenders gar nicht zugetraut hätte. We are Scientists, in Deutschland gerade als Support der brit-award-gekrönten Kaiser Chiefs unterwegs, sind smart: Bassist Chris Cain, Gitarrist Keith Murray und Schlagzeuger Michel Tapper verstecken sich auf dem Cover hinter süßen Kätzchen und häufen dadurch sofort Tonnen von Vorschußsympathien auf sich (wer noch süßere Kätzchen, Hundchen oder Babylizards sehen will, klicke sich bitte nach www.cuteoverload.com). Doch was machen sie nach dem Fotoshooting mit den Miezen? Tierversuche? Wer weiß, schließlich pflegen sie einen eher seltsamen Humor, aufs Cover schreiben sie „www.wearescientists.com is not your shrink, it's not your friend, it's your boss, and you need to start treating it like one.“ Na dann mal los: WaS starten auf With Love and Squalor mit ihrem stärksten Song, dem „Oh-Oh-Oh-Oh-Oh“-Hit Nobody Move, Nobody Get Hurt, der rockiger ist als die ganze Infadels-Platte, aber durch das nervöse Drumplay sofort zum Tanz auffordert – noch dazu verbunden mit leicht mitzusingenden Lyrics: „My Body is your Body / I won't tell anybody / If you wanna use my body / GO FOR IT!“ Franz Ferdinand sind unüberhörbare Vorbilder von We are Scientists, mit ihnen teilen sie die Vorliebe für schneidige Rhythmen und streng geometrischen Songaufbau, doch WaS sind nicht ganz so elegant und leichtfüßig wie FF. Vielleicht, weil sie mit Bon Jovi aufgewachsene Amerikaner sind, wie sie Sandra Grether im Intro-Interview verrieten. Und wer hat nun gewonnen? Sollte hier nicht eine künstliche Rivalität/Konkurrenzsituation aufgebaut werden? Tja … Infadels bekommen wegen der abwechslungsreicheren Platte ein paar Punkte mehr – heute jedenfalls! |
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