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April 2006
Matthias Michel
für satt.org


John McBain:
The In-Flight Feature

Cargo 2006

Cover
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John McBain:
The In-Flight Feature

Die nackten Fakten: John McBain war Monster Magnet-Gründungsmitglied und musizierte dann mit Matt Cameron (Pearl Jam, Ex-Soundgarden) als Wellwater Conspiracy weiter. Jetzt legt er sein Solo-Debüt vor, und natürlich ließen sich Vergleiche mit MoMa oder mit WeCo anstellen, irgendwas findet sich ja immer bei solchen Suchereien. Das deckte dann allerdings nur die eine, irgendwie psychedelische Seite ab, also den drogigen, bisweilen fuzzigen Grundcharakter der Platte. R.O.C.K. hingegen – als letztendliches Fundament der genannten Bands – bleibt auf The In-Flight Feature weitgehend außen vor. Also kein Rocksau-Machogehabe und -gebrülle à la Dave Wyndorf (der eigentlich ein ganz Netter und Sympathischer ist und nur so bööööse tut), zumal die meisten Stücke ohnehin instrumental bleiben. Vielmehr scheint mir für den Geist der Platte und die Betitelung der Stücke der große (und in diesem Kontext vielleicht unvermeidliche) Syd Barrett der Schutzpatron zu sein, hinsichtlich des Gitarrenspiels tritt auch mal Jerry Garcia hinzu. Anstatt Song für Song zu kommentieren, hier nur ein Hinweis auf die Spannbreite: "The Underwater Pornographer's Assistant" ist die Summe aus Neil Youngs "Dead Man"-Thema plus Spaghettiwestern plus Space (lieber Leser, bei dem Wort "Space" bitte einen Halleffekt mitdenken). Überhaupt führt die Assoziation Soundtrack in die absolut richtige Richtung: The In-Flight Feature paßt nicht nur als Album- sondern auch als Filmtitel ideal. McBain fungiert hier als Regisseur, Komponist, Mastermind und Dealer in einem – deshalb sollte man aus diesem Album keinesfalls einzelne Tracks heraussuchen, um sie auf Mix-CDs zu brennen oder auf den MP3-Player zu laden. The In-Flight-Feature funktioniert nur als Gesamttrip, äh, -paket.

Um dennoch die Besonderheiten der Stücke hervorzuheben, sei hier noch auf "Motherboard" hingewiesen, dieser Track vermischt Pacman auf Acid mit einer Industrial-Bassdrum und einer Goth-Orgel, wie sie so schön zuletzt von Vincent Price in der Muppet Show gespielt wurde. Freunde der John- Frusciante-Soloalben und Mars-Volta-Liebhaber werden The In-Flight Feature wahrscheinlich mögen und sollten sich beim Händler ihres Vertrauens unbedingt mal selbst einen Eindruck verschaffen (vielleicht stellt ja auch Amazon entsprechende Sounddateien ein). Mir jedenfalls gefällt die Platte bei jedem Hören besser, doppelt gut kommt sie über Kopfhörer. Take a Trip.