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Juli 2006
Petra Zimlich
für satt.org


Boy Omega: :
The Black Tango

Riptide, Cargo 2006

Cover
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Boy Omega Live
am 4. Juni 2006 im Chelsea in Wien

Da fährt man nichts ahnend zu einem verlängerten Wochenende nach Wien und entdeckt völlig unerwartet eine kleine, aber feine Band aus Schweden … Boy Omega aka Martin Gustafsson ein Mädchenschwarm, wie er im Buche steht, gastierte im Chelsea und bezauberte sein Publikum mit melancholischen Songs, schlagkräftiger Energie und wunderbaren Texten.

Boy Omega
Foto: Riptide Recordings

Aber fangen wir von vorne an: Der Abend begann sehr leise mit der österreichischen Songwriterin Anna Kohlweis, die mit ihren äußerst fragilen und sparsam instrumentierten Songs nicht wirklich überzeugte und es leider nicht schaffte, Raum einzunehmen.

Ganz anders Martin Gustafsson mit seinem "Boy Omega Orchestra". Allein die Anzahl der Musiker war für ein derartiges Projekt schon beeindruckend. Und auch Saxophon und Geige ließen Unerwartetes vermuten. Vom ersten Moment an war die Musik sehr präsent und überzeugend. Der Schlüssel zu dieser Präsenz lag eindeutig in der außergewöhnliche Stimme Gustafssons, die einerseits an viele große Kollegen erinnerte, andererseits aber auch durch absolute Besonderheit beeindruckte. Musikalisch waren viele Einflüsse zu hören. Einflüsse aus der Abteilung „ruhig“, wie die Lemonheads oder Teenage Fanclub, aber auch laut, wie Dinosaur jr., Fugazi oder Quicksand.

Und Martin Gustafsson beherrschte beides: Zarte, nur von der Akustikgitarre begleitete Songs fesselten genauso wie die energiegeladenen. Der Mann kann ohne jeden Zweifel Melodien schreiben. Er kann Harmonien aber immer auch wieder großartig brechen. Der Wechsel zwischen ergreifend schön und richtig laut, zwischen Schwermut und Protest war mitreißend. Boy Omega haben bereits zwei Alben mit tollen Folk-Pop-Songs veröffentlicht: Das Debüt "I Name You Isolation“ und aktuell im Frühjahr 2006 "The Black Tango". Die Texte erzählen von Sehnsüchten, vom Verlassen und vom Verlassenwerden. Hier darf man gespannt man sein, ob den eher gängigen Themen noch Songs mit individuellerem Gestus folgen. Charmant sind sie schon jetzt allemal.

Unterstützt wurde und wird Gustafsson durch Brüder und Freunde, von denen auch einige in Wien dabei zu sein schienen. Die Atmosphäre auf der Bühne jedenfalls ließ darauf schließen. Wer gerade nicht mitspielte, machte mal kurz Pause … Geige und Saxophon bereicherten das musikalische Spektrum. Dieser Aspekt muss hier positiv hervorgehoben werden. Denn im Popbereich führt der Einsatz von Saxophonen meist zu schlimmen Ergebnissen. Anders hier. Die elektronische Untermalung tat ihr Übriges und kontrastierte sehr gut das rein Akustische. Ein wirklich gelungenes Konzert. Wunderschöne satte Musik und gleichzeitig melancholisches Highlight. Einziges Minus: Das Konzert war eindeutig zu kurz.

"Ein neuer Superheld" schrieb die Spex zu Recht.