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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




September 2006
Christina Mohr
für satt.org


Seamus Craig: The Strokes
(Schwarzkopf & Schwarzkopf, übersetzt von Angelika Welt)
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Alex Hannaford: The White Stripes
(Schwarzkopf & Schwarzkopf, übersetzt von Nico Laubisch)
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Julius Wiedemann (Hg.): Web Design: Music Sites
(Taschen)
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Bernd Kiefer, Marcus Stiglegger (Hg.): Pop & Kino
(Bender)
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Vier Musikbücher

Cover

Kürzlich haben wir an dieser Stelle das Franz-Ferdinand-Buch aus dem Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf vorgestellt – mittlerweile hat der kleine Band Geschwister bekommen: eine Reihe niedrigpreisiger (9,90 €), aber hochinformativer Bücher über aktuelle Bands ist entstanden. Diesen Herbst werden außer den bereits erhältlichen Titeln über The Strokes und The White Stripes weitere Bände über die Kaiser Chiefs, The Killers und die Arctic Monkeys erscheinen (siehe auch: www.schwarzkopf-schwarzkopf.de). Das Konzept geht auf, Inhalt und Gestaltung sind den jeweils vorgestellten Bands angepaßt und angemessen. So ist Alex Hannafords Buch über die White Stripes über weite Strecken im bandtypischen rot-weiß gehalten und liefert einen kurzen Abriß über die musikalische Historie Detroits, die Heimatstadt von Jack und Meg.
CoverFolgerichtig erfährt man im Strokes-Band eine Menge über New York inklusive vieler Konzertplakate, Livefotografien und Verweise auf verwandte Bands. Alle Titel dieser von Nicholas Artsrunik (der auch das Franz Ferdinand-Buch schrieb) erdachten Reihe sind sehr bild- und designlastig. Man könnte nun argwöhnen, dass der Fokus auf die Optik den dünnen Inhalt überdecken soll, aber die Idee ist schlüssig: schließlich werden sehr junge Bands vorgestellt, über die man noch keine gewichtigen Werke verfassen kann. Außerdem steht jede der betreffenden Bands für einen bestimmten Stil, eine bestimmte Stadt und ist zudem außergewöhnlich erfolgreich, obwohl sie dem sogenannten Independent-Bereich zuzurechnen ist. Deswegen kann man hier ohne Reue einen knappen Zehner investieren und bedenkenlos zugreifen.

Cover

Ebenfalls Teil einer verlagsinternen Reihe ist Web Design: Music Sites von Taschen. Dieses Buch im haptisch äußerst angenehmen Flexcover stellt eine Reihe besonders herausragender Websites vor, die sich in irgendeiner Form mit Musik befassen. Herausgeber Julius Wiedemann, der für den Taschen Verlag schon mehrere Bände zum Thema Webdesign verfaßt hat, zeigt Bandpages von zum Beispiel Eminem, Beck, Warren Suicide oder Madonna, die natürlich auch in diesem Bereich trendsettet; aber auch Labelseiten, Downloadanbieter und den Webauftritt von MTV, der eventuell bald wichtiger sein könnte als der Fernsehsender. Das Verfallsdatum einiger in diesem Buch vorgestellten Seiten dürfte sicherlich bald erreicht sein, das bringt das Medium so mit sich, aber für eine Bestandsaufnahme des „state of the art“ und eine Orientierung im Web-Pop-Jungle ist dieses Büchlein ideal.

Cover

Schon eine Weile auf dem Markt ist Pop & Kino. Trotzdem ist es noch nicht zu spät, auf dieses Buch hinzuweisen – der Titel unterscheidet „Pop“ und „Kino“, was ein wenig Verwirrung stiftet: ist das Kino nicht die Definition von Pop(ulärkultur)? Gemeint ist die Verquickung von Popmusik und Film, das Erscheinen von Musikern auf der Leinwand, die Verwendung von Musik, der Einfluß von Pop und seinen -zig Erscheinungsformen auf das Medium Film. „Pop & Kino“ beginnt mit Elvis und den Beatles, um am Ende bei HipHop-Movies wie „Eight Mile“ anzukommen. Große Bandbreite also, dargestellt von Beiträgern wie Martin Büsser, dessen Artikel über Punkfilme (Kapitel heißt „Historischer Bruch oder doch nur Rock'n'Roll Schwindel) schon allein die Anschaffung lohnt. Manfred Riepe beschäftigt sich mit New Yorker Undergroundfilmemachern wie Richard Kern, dessen „Cinema of Transgression“ eindrucksvoll-schockierende Werke wie „Fingered“ mit Kerns Lieblingsdarstellerin Lydia Lunch zustande brachte. Aber auch Musicalfilme wie „Cabaret“ werden eingehend besprochen, ebenso wie Filme über Bands (z.B. Oliver Stones' „The Doors“) oder Filme mit Bands (die künstlerisch zweifelhaften Beatlesfilme beispielsweise). Andreas Rauscher und Florian Gassman beschäftigen sich mit Madonna, die in keinem Werk über Pop und seine sichtbare Seite fehlen darf, von Rauscher gibt es außerdem ein Essay zum Thema Blaxploitation. Oliver Keutzers Beitrag „Sometimes even a DJ can't save your life …“ beschäftigt sich mit DJ- und Technoculture und Julia Müller-Diefenbachs Artikel liefert kluge Beobachtungen zum Thema „Dekonstruktion stereotyper Schönheitsideale“ in Videoclips. Fazit: sehr empfehlenswert, obwohl „schon“ zwei Jahre alt!