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Louise Attaque gibt es schon seit zehn Jahren, ohne dass das in Deutschland besonders aufgefallen wäre. Dabei wurden vom Debütalbum der Band mehr als 2,5 Millionen Exemplare verkauft, was ihnen die Ehre verschafft, das meistverkaufte französische Rockalbum aller Zeiten eingespielt zu haben. Auch LP Nummer zwei, „Comme On A Dit“, wird ein grosser Erfolg, schon damals können Louise Attaque eine illustre Gästeschar versammeln: David Eugene Edwards (16 Horsepower, Woven Hand) ist auf „Comme On A Dit“ mit von der Partie, ebenso wie die Chansonnette Francoiz Breut. Die beiden Schulfreunde Gaetan Roussel und Robin Feix gründeten in Montargis, einer etwa hundert Kilometer von Paris entfernten Stadt im Département Loiret, eine Band, die sie nach dem Maler Caravaggio „Caravage“ nennen. Sie lieben die Violent Femmes und wollen wie ihre Vorbilder Folk-Punk spielen, rauh und ungestüm, ohne grossen technischen Aufwand. Mitreissende Livekonzerte werden ihr Markenzeichen. Als sie 1994 auf den Violinisten Arnaud Samuel treffen, finden sie das i-Tüpfelchen, was ihrer Musik noch gefehlt hat – sie benennen sich in Louise Attaque um und eine für Frankreich ungewöhnliche Bandkarriere beginnt. Louise Attaque vereinen Chanson, Folk und Punk, klingen international wie Manu Chao und wild wie ihre erklärten Vorbilder, die Violent Femmes. Sie spielen in grossen Hallen, doch der Erfolg ihrer beiden Alben überfordert die Musiker. Sie verordnen sich eine Pause, in der jedes Mitglied eigene Projekte verfolgt. Fünf Jahre später treffen sie sich wieder und nehmen voller Tatendrang und neuer Ideen das nun auch in Deutschland erhältliche Album „À Plus Tard Crocodile“ auf, was auf gut Englisch so viel heisst wie „See You Later Alligator“. Die 18 Songs des Albums bilden eine quirlige, überschäumende Gemengelage, es wird viel gerockt, aber es haben sich in der Zwischenzeit auch Elektronik- und Discoeinflüsse eingeschlichen: „Si l'on marchait jusqu'a demain“ zum Beispiel sollte ins Gepäck eines jeden Discjockeys gehören, der etwas auf sich hält. Der bereits erwähnte Geiger Arnaud Samuel erklärte sich bereit, satt.org ein Interview zu geben, das zu den babylonischen Momenten der satt.-Geschichte gehört: da die Interviewerin nur schlecht Französisch, und Monsieur Arnaud kein Deutsch kann, haben wir das Interview auf Englisch geführt und dann ins Deutsche übersetzt. Wir hoffen, dass das Resultat kein Remake von „Lost in Translation“geworden ist: Interview mit den Violinisten von Louise Attaque, Arnaud Samuel. CM: Gibt es etwas „typisch französisches“ in Eurer Musik? Wenn ja, was? AS: Eigentlich nichts, mal abgesehen davon, dass wir Französisch singen. Die meisten Einflüsse unserer Musik sind amerikanisch. Aber natürlich macht es einen Unterschied, auf Französisch zu texten und zu singen: es ist nicht so üblich, Rock'n'Roll mit französischen Texten zu machen, die dann auch noch gut klingen sollen. Gaetan, unser Leadsänger, der auch die Lyrics schreibt, ist daran seit vielen Jahren gewöhnt. CM: Was war das blödeste Vorurteil, mit dem Ihr konfrontiert wurdet – so nach dem Motto, „Franzosen tragen immer ein Baguette unter dem Arm und trinken den ganzen Tag Rotwein“ AS: Hmm, lass mal überlegen …..Deutsche Journalisten stellen immer blöde Fragen?! Sorry, nur ein schlechter Witz … Es gibt eine lustige Geschichte, ausgerechnet von einem französischen Journalisten: Als wir uns entschlossen hatten, akustische Musik zu spielen, sagten wir meistens, dass wir die „Elektrizität“ aufgegeben haben („given up electricity“). Dieser Journalist jedenfalls schrieb, dass wir alle bei den französischen Elektrizitätswerken gearbeitet hätten und dass wir uns entschieden hätten, unsere Jobs zu kündigen, um nur noch von der Musik zu leben! Wirklich wahr! Und ganz nebenbei solltest du nicht leichtfertig über französischen Wein reden, denn er ist wirklich ein kostbares Geschenk von Mutter Natur an die Franzosen. Ich glaube, Ihr seid neidisch! CM: Euer Album „A plus tard, Crocodile“ klingt sehr international, war das Eure Intention? AS: Nicht wirklich, aber wir waren sehr guter Laune, als wir das Album aufnahmen und wollten so frei wie musikalisch nur möglich agieren, als Individuen und als Band. Vielleicht ist es diese Haltung, die dem Album diesen „offenen“ Sound gab. Aber auf jeden Fall ist das ein grosses Kompliment, wir freuen uns, dass man das hören kann. CM: Obwohl Ihr einen sehr charakteristischen und eigenständigen Sound habt, kann man viele verschiedene Einflüsse heraushören – was ist Euer wichtigster Einfluss? Gibt es eine bestimmte Platte, die den „Startschuss“ gab, dass Ihr eine Band gründen wolltet? AS: Auf dem Debutalbum von Louise Attaque wollten wir genau das tun, was die Violent Femmes gemacht haben: Akustischen Punkrock, den man überall, auch in winzigen Bars live spielen kann. Sogar der Bandname ist direkt von den Violent Femmes inspiriert*. Aber wir wussten auch, dass eine völlig andere Musik dabei herauskommen würde, wenn wir diesen bestimmten Stil mit französischen Texten, unseren eigenen Instrumenten und individuellen Persönlichkeiten spielen: unsere Musik. Aber der Einfluss der Violent Femmes ist sehr wichtig für das erste Album, und man kann ihn auch noch gut auf der zweiten Platte spüren. Es kommt noch dazu, dass Gordon Gano, Sänger der Violent Femmes, diese beiden Platten produziert hat! Aber wir sind seitdem erwachsen geworden, viele andere Einflüsse sind durch uns hindurch gegangen und haben ihre Spuren hinterlassen. Ich sollte noch erwähnen, dass auch The Clash eine sehr wichtige Band für uns sind, vor allem wegen der Stimmung auf „Sandinista!“ CM: Wenn Ihr Euch für einen bestimmten Stil entscheiden müsstet, was wäre das? AS: Unser Stil, auch wenn wir nicht wissen, was das ist. CM: Eure ersten beiden Platten waren wahnsinnig erfolgreich in Frankreich – wie geht man mit einem solchen Erfolg um? Oder hattet ihr ihn erwartet? AS: Nein, wir hatten den Erfolg nicht erwartet, aber wir hatten damals auch keine grossen Probleme damit, weil wir die ganze Zeit auf Tour waren. Wir spielten in grösseren Hallen, das war alles. Aber danach betraf es uns doch. Alles wurde komplizierter und wir verloren für eine Weile unsere Inspiration. Zu dieser Zeit beschlossen wir, eine Pause einzulegen und jeder von uns verfolgte andere Projekte. Und als wir uns wieder trafen, um „Crocodile“ aufzunehmen, war die Luft wieder klar! CM: Es ist eine Weile her, seitdem die erste Platte von Louise Attaque erschien – glaubst du, das Musikbusiness hat sich seitdem verändert? AS: Oh ja, das hat es. Das Internet hat das Geschäft total verändert und es gibt immer noch eine Menge zu tun, um alle glücklich zu machen. Aber die meisten Leute und Verantwortlichen haben mittlerweile begriffen, dass man mit dem Internet arbeiten muss, anstatt es zu bekämpfen. Dann gibt es noch das Fernsehen mit seinen gecasteten „Stars“. Aber andererseits hatten wir auch vor zehn Jahren schon diese Boybands und sowas. Also sollten wir am besten einfach mit Spass weitermachen und spielen! CM: Arbeitet Ihr lieber im Studio oder spielt Ihr lieber live? AS: In Frankreich sagen wir: "les deux, mon capitaine" (das versteht Ihr schon, da bin ich sicher). Beides ist wichtig und befriedigend für Musiker und Bands. Kreativität findet ein Plätchen bei beiden Arten Musik zu machen! CM: Auf der neuen Platte spielen eine Menge Leute mit – ist Louise Attaque eine Art Kollektiv? Was bedeutet es für dich, in einer Band zu sein? AS: So viele Leute sind es auch nicht und ich würde nicht sagen, Louise Attaque ist ein Kollektiv – wir haben die Streicher und die Backgroundvocals mit tollen Gastmusikern im Studio aufgenommen, aber der einzige, der ausser der Band an der Album-Idee beteiligt war, ist Mark Plati. Er hat das Album mit uns produziert – er ist ein sehr talentierter Producer und Musiker und wir hatten viel Spass mit ihm zusammen. In einer Band zu sein bedeutet für mich, sich mit den anderen Musikern als Einheit zu fühlen. Wenn es funktioniert! CM: Werdet Ihr für ein paar Auftritte nach Deutschland kommen? AS: Wir haben im letzten November in Berlin gespielt, die Stadt hat uns allen sehr gefallen. Im Moment arbeiten wir an neuen Songs, also kann es noch ein bisschen dauern. Cheers! » www.louiseattaque.com Joakim:
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Air live: 19.3. Berlin, Gleishalle 20.3. Hamburg, Docks 21.3. Köln, E-Werk 22.3. München, Georg-Elser-Halle |
Jean-Benoit Dunckel und Nicolas Godin stellen das Licht ihres neuen Albums nicht unter den Scheffel: sie widmen „Pocket Symphony“eine sehr schicke und geschmackvolle Website, auf der man sich optisch und akustisch auf das neue Werk von Air einstellen kann.
Mit ihren bisherigen Alben - „Moon Safari“, „1000 Hz Legend“, „Talkie Walkie“ und dem Soundtrack zu „The Virgin Suicides“ - hat das Multiinstrumentalisten-Duo einen ganz eigenen Klangkosmos geschaffen, der mit keiner anderen Band vergleichbar ist, im Gegenteil: an Air muss sich messen lassen, wer mit sphärischen Synthieklängen und sanften Melodiebögen experimentiert. Air hauchen, tupfen, aquarellieren Klänge und erzeugen trotz aller Sanftheit Atmosphäre und Spannung, bleiben immer stilvoll und ästhetisch unantastbar. Während der letzten Jahre waren Dunckel und Godin öfters in Japan, Eindrücke dieser Aufenthalte finden sich nun auf „Pocket Symphony“ wieder: das traditionelle japanische Instrument Koto (eine mit Seiden-Saiten bespannte Zither) kommt wohldosiert zum Einsatz und verleiht dem flächigen Air-Sound spannende Akzente. Menschen wie Air haben natürlich jede Menge Freunde im Popbiz und so verwundert es nicht, dass Jarvis Cocker dem Song „One Hell of a Party“ seine Stimme leiht; mit Neil Hannon von The Divine Comedy ist ein weiterer Bruder im Geiste mit an Bord, er ist auf „Somewhere Between Waking and Sleeping“ zu hören, ein Titel, der programmatisch für Air und ihre Musik ist.
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