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Juli 2007
Uwe Staab
für satt.org

Return of the Big


Spezializtz:
G.B.Z.-Oholika III

(Four Music/SonyBMG)

Spezializtz: G.B.Z.-Oholika III
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Seltsam ruhig war es um die Spezializtz Harris und Dean geworden, nachdem im Jahr 2000 das letzte gemeinsame Album erschienen war. Über eine Trennung war nichts bekannt, dennoch tauchten beide nur auf Solopfaden beziehungsweise Abwegen wieder auf: Dean Dawson als Gründer von Streetlife-Entertainment und mit seinem Soloalbum Street-Life Report (die Single „Streetlife“ featuret keinen geringeren als DMX!) und Harris im AggroBerlin-Umfeld und zusammen mit Sido bei „Deine Lieblingsrapper“.

Sieben Jahre nach G.B.Z.-Oholika II erschien nun am 27.07. G.B.Z-Oholika III und beendet endlich das Rätselraten um die beiden Berliner. Als es nicht mehr ging, sei man einfach getrennte Wege gegangen, lässt sich aus dem Album heraushören. Eine Trennung? „Auf keinsten, Alta.“

Der dritte Teil der Reihe eröffnet mit „Wir sind baaack …“ zunächst typisch im Battle-Style, aber man merkt schnell, dass doch viel Zeit vergangen ist: die Themen reichen von Party bis hin zu echten Conscious-Themen. Die Kritik an der Menschheit erinnert fast schon an Too Strong, die damals schon auf „Greatest Hits“ mit „Planet Erde“ die Unvernunft der Menschen kritisierten, kommt bei den Spezializtz aber wesentlich dicker und umfassender daher.

Auch die ausgekoppelte Single mit Video „Big Babbaz“ weist auf die Tatsache hin, dass die beiden Spezialisten mittlerweile Familienväter sind.

Spezializtz
Spezializtz
Foto: Four Music

Die Botschaften des Albums sind mehr als begrüßenswert: die namensgebenden Themen von früher (Gras, Becks und Zärtlichkeit) rücken in den Hintergrund, und ganz natürlich ist jetzt die Rede von Verantwortung, Zusammenhalt, Perspektive und Selbstverwirklichung. Auch der Umgang mit der Großstadtkultur ist wesentlich reflektierter, nicht ein einziges Mal hat man das Gefühl, dass Gewalt, Drogen etcetera unnötig glorifiziert werden. Im Gegenteil: Schattenseiten dieses Lebens werden dem Hörer bewusst gemacht („ …nur ein Schuss, was nun?“), und es werden tatsächlich echte Werte vermittelt („Wir wollen doch alle sicher leben und keine Angst ham …“ Harris, „Die letzten Tage“).

Prädikat pädagogisch wertvoll; man bekommt nicht das Gefühl, dass sich Dean und Harris durch Straßenkultur glorifizieren wollen, viel eher wird hier dokumentiert, und konstruktive Statements machen es einfach, sich mal wieder mit dem Inhalt der Texte zu identifizieren, ohne belächelt oder schockiert angestarrt zu werden. Musik von Erwachsenen für Erwachsene und Kids. Schön, dass es das endlich gibt.

Auch die Beats, für die unter anderen Montana Beats und Bock auf’n Beat verantwortlich zeichnen, tragen zum ernsthaften Charakter bei: durchweg düster und dick betonen sie einzelne Messages („Der 7.Sinn“), lassen manchen ernsten Track aber trotzdem so daherkommen, dass man am liebsten Sprengsätze zünden möchte.

Die Feature-Liste ist mit hochkarätigen Kollegen besetzt: Afrob, Samy Deluxe, Sido, D-Flame, Xavier Naidoo, Azad und Gentleman geben ihre Strophen zum Besten, wenngleich sie doch nur Untermalung bleiben, die Spezializtz selbst sind auch in den Features die Stars.

Alles in allem ist G.B.Z.-Oholika III eine waschechte Bombe für jeden, der dicke Beats mag. Die Raps von Harris waren zwar schon mal flüssiger, dafür legt Dean einiges vor. Wer Spezializtz schon früher gut fand, wird sich sehr freuen, darüber hinaus ist die Platte jedem Deutschrap-Fan ans Herz zu legen, der es gerne etwas spannungsgeladen und düster hat.

Ist halt doch schon eher der dicke Shit, tight Alta.

» www.spezializtz.com
» myspace.com/spezializtz
» de.wikipedia.org/wiki/Spezializtz