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Oktober 2007
Christina Mohr
für satt.org

Alter Ego: Why Not?
(Klang Elektronik/Ongaku)

Alter Ego: Why Not?

Roman Flügel und Jörn Elling Wuttke alias Alter Ego haben sich nach “Transphormer“ drei Jahre Zeit für ein neues Album gelassen. Ihr Überhit “Rocker“ wurde von fünf internationalen Labels veröffentlicht, außerdem gibt es -zig Remixe des Tracks, unter anderem von Tiefschwarz, Ewan Pearson und Rework. Aber Flügel und Wuttke, die schon seit Ende der achtziger Jahre zusammenarbeiten, ruhen sich nicht auf ihren Dancefloor-Lorbeeren aus, sondern rackern und ackern stetig weiter: Flügel veröffentlichte mit seinem Projekt Soylent Green das Album “La Forza des Destino“, für viele die beste Elektroveröffentlichung des Jahres 2006. Und jetzt also wieder ein gemeinsames Album mit Herrn Wuttke, “Why Not?!“ heißt es und ist bereits nach wenigen Sekunden als Alter-Ego-Produkt definierbar. Wie auf “Transphormer“ rocken und rollen die Beats, der Sound ist derb und saftig, man kann förmlich vor sich sehen, wie Flügel und Wuttke die Knöpfe bis zum Anschlag aufdrehen – ob Tech-House, 2-Step oder Old-School-Elektro, es geht auf jeden Fall immer noch ein bißchen lauter, satter, dicker. Tracktitel wie “Fuckingham Palace“ oder “Exile on Bleep Street“ verweisen unmißverständlich auf den Humor ihrer Macher, was Alter Ego enorm von anderen Elektronikacts unterscheidet. Alter Ego krempeln Techno von innen nach außen: bei “Gary“ vibriert und brummt die Tanzfläche, während eine Gary-Numan-inspirierte Synthiespur die achtziger Jahre zitiert; Flügel und Wuttke lassen bei “Chicken Shag“ die Kuhglocken dengeln, ziehen sich bei “Blank“ kurzzeitig vornehm-minimalistisch zurück, um mit “Pleasure Island“qua Schocktherapie die Raver-Hirne durchzurütteln. Sieben Fragen an Jörn Elling Wuttke:

CM: Wie wichtig ist Humor für Euch?


Alter Ego Live:
20.10.07 Offenbach, Robert Johnson
8.12.07 Hamburg, Übel & Gefährlich

Jörn Elling: Nicht umsonst bezeichnen wir unsere Musik als Comictechno. Unser Motto für die aktuelle Tour lautet eindeutig : "Why Not ?!"

CM: Wen würdet Ihr als Gastsänger einladen - falls Ihr darüber überhaupt nachdenkt?

JE: Wir sind überzeugte Instrumentalmusikfetischisten. Man kommt an unseren Sound einfach besser dran wenn keine Stimme davorklebt. Bei David Bowie oder Lou Reed würden wir weich werden.

CM: Was ist euer persönlicher Lieblingstrack vom neuen Album und warum? (meiner ist “Jolly Joker“, jedenfalls gerade eben)

JE: "Jolly Joker", weil es uns zum ersten Mal gelungen ist, einen zehn Minuten langen Track zu machen, der nicht langweilig wird.

CM: Warum das gruselige Cover?

JE: Wir finden, daß die Collagen von Andi Diefenbach unsere Musik perfekt illustrieren.

CM: Hat "Rocker" Türen geöffnet oder steht ein solcher Monstertrack eher im Weg, wenn man was neues machen will?

JE: Ein Türöffner ist immer wichtig. Erst "Betty Ford", dann "Rocker" jetzt vielleicht "Gary", "Jolly Joker" oder "Why Not ?!"

CM: Wo geht's hin im Elektrobereich - welche Entwicklungen beobachtet ihr?

JE: Ein wenig weg vom Spießertechno zu wieder mehr bizarrer, abgedrehter Zwergenmusik.

CM: Welche Musik hört Ihr privat, was beeinflusst Euch?

JE: "Queens Of The Stoneage" haben gerade eine sehr gelungene Heavyrock-Persiflage gemacht. Oder nennt man das jetzt schon Postmetal? Ansonsten hören wir alles von Punk bis Klassik.


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