Nada Surf: Lucky
(CitySlang)
Auch wenn die Bäume noch kahl sind, ein frostiger Wind durch die Straßen fegt und der Frühling scheinbar noch unerreichbar weit weg scheint, bringt das neue Album von Nada Surf einen Lichtstrahl ins Alltagsgrau und Wärme in den kalten Raum, der einen umgibt. Nach „The Weight is a Gift“ ist „Lucky” das fünfte Studioalbum der New Yorker, die seit ihrem ersten Album “High/Low” von 1996 viele Berge überwunden und Täler durchschritten haben. Den jetzigen Berg versetzten nicht nur die drei, Daniel Lorca, Ira Elliot und Matthew Caws musikalisch, sondern ließen sich unter anderem durch Freunde wie Chris Walla und Ben Gibbard (Death Cab For Cutie), den Songwriter Ed Harcourt und Lianne Smith unterstützen.
Während es in früheren Songs immer wieder um Zweifel an sich und der Welt, vor allem um Zweifel an der Liebe ging, „I’m on the outside of love/ always under or above/ I can’t find my way in/ I try again and again“, finden wir im keinesfalls zynisch gemeinten „Lucky“ Zeilen wie „I believe our love can save me/ have to believe that I can/ gonna re-invent myself for you/ can I be your man?“ oder „You’ll be waiting by my bed I know/ your last little words will be I love you so“. Der schöne Hintergrund dazu und weshalb das Album so heißt, wie es heißt, ist, dass Daniel, Ira und Matthew mittlerweile ihr persönliches Glück gefunden haben, Zweifler Caws zudem stolzer Vater geworden ist. Doch seine Zweifel dem Glück gegenüber scheinen nicht ganz aus der Welt zu sein, wenn er singt: „remembering the devil in my mind why can’t he go home? Aren’t we on our way?“. Dieses wird durch Hommagen an die Liebe und das Leben wieder ins positive gekehrt: „take me along, from now on I’m gonna live a long time.“
Zwar haben sie mit den Jahren die knackigen Sounds, wie man sie im Bonussong “Everyone’s on tour” hören kann, gegen klare, melodiegetragene Songs eingetauscht, die Kritiker gern als „Radiomusik“ betiteln, schließlich geht auch an ihnen die Zeit nicht spurlos vorbei. Dass sie aber alles andere als eingerostet sind, beweisen sie bei ihren Live-Auftritten, bei denen sie weniger poppig, sondern deutlich schrammeliger vorgehen. Auf dem Album bewegen sie sich musikalisch weiterhin im Wiedererkennungsspielraum: der typische Nada Surf-Sound und die typisch sanfte Stimme Caws, immer die großartigen Melodien im Sinn. Neben den schon bekannten Größen „See these bones“, „Whose authority“ und „I like what you say“ überzeugt vor allem die schöne Wortmalerei in „Weightless“, welches übrigens als heißer Nachfolger für „Inside of Love“ gehandelt wird, die Geigenpartien im stetig wachsenden „The Fox“, Walzertakte mit Trompetenklängen in „Ice on the wing“ und letztendlich das Duett mit Lianne Smith bei „The Film did not go round“.
Their „legs grow“ und das Gefühl, angekommen zu sein, ist etwas, was man den „40+“-Musikern gern wünscht und hofft, dass auch weiterhin so abgerundete musikalische Kleinode aus den Versatzstücken menschlicher Gefühle entstehen. Sie bleiben, was sie sind mit ihrem „beautiful beat, get me out of this mess“.
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