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März 2008
Jürgen Körber
für satt.org

B A U H A U S
GO AWAY WHITE

Bauhaus, Go Away White

Eine kleine Sensation geschieht in diesem März: BAUHAUS bringen ein neues Album heraus. Nach einer Abstinenz von 25 Jahren haben sich die vier Bandmitglieder wieder zusammengerauft und ihr insgesamt fünftes Studioalbum produziert. Nun ja, so komplett war die Abstinenz dann doch nicht, schließlich gab es 1998 schon mal einen gemeinsamen Auftritt und 2005 nach einer ganzen Reihe an Auftritten beim Coachella Festival in Kalifornien sogar einige Gigs in den USA und in Europa. Es bestand also durchaus Hoffnung, dass die Jungs sich wieder längerfristig zusammentun.

Leider soll dem aber nicht so sein: Nach „Go Away White“ ist endgültig Schluss. Während der 18 Tage im Studio merkten die vier, dass die Chemie in der Band noch genau so feurig war wie schon in den frühen Achtzigern: Nach einer kurzen, sehr produktiven Phase wurden die Reibereien zu groß. Die Persönlichkeiten in der Band sind einfach zu stark, um auf Dauer miteinander auskommen zu können. Daher wird es auch leider keine Tournee geben.

Nun aber zur Platte: Zehn Stücke legt die Band vor, diesmal ohne eine einzige Coverversion. Die Besetzung hat sich nicht geändert, Peter Murphy singt und klingt dabei immer noch verdächtig nach David Bowie (oder, wie manche sagen, nach Iggy Pop). Die Haskin-Brüder Kevin und David J spielen Drums respektive Bass und der Gitarrist heißt nach wie vor Daniel Ash. Die neuen Stücke sind alle hervorragend produziert, sind weder klanglich überfrachtet noch klingen sie nach schlecht abgemischten Demoversionen. Die ruhigeren der neuen Songs erinnern an die ruhigeren der alten Songs der Alben „The Sky's Gone Out“ und „Burning From The Inside“, wie das sehr melodische „Undone“ und die eher düsteren und atmosphärischen „The Dog’s A Vapour“ und „Saved“. Dazwischen gibt es eher rocklastige Tracks wie „Adrenaline“, „The International Bulletproof Talent“, „The Endless Summer Of The Damned“ und auch „Mirror Remains“; sie klingen etwas rauer, schräger, und haben skurrile und morbide Texte, wie man sie vom Debütalbum her kennt. Viele akustische Instrumente sind schließlich bei „The Black Stone Heart“ vertreten. Aus dem Text zu diesem Song stammt auch der Titel des Albums: „I come with this darkness and go away white“ ist als bewusstes Statement der Band gemeint. Bauhaus wollten sich nie in den einschränkenden Bereich des Goth eingeordnet sehen, daher soll ihr letztes Album eine positive Botschaft hinterlassen. Auch das Cover ist in Weißtönen gehalten und soll so mit Absicht nicht den Konventionen eines düsteren Images folgen.

Mit „Go Away White“ meldet sich eine großartige Band zurück und zeigt, dass sie immer noch zeitlos gute Musik machen kann. Da fällt einem der Abschied doppelt schwer.

Vielleicht ist aber das letzte Wort doch noch nicht gesprochen, die bewusste Abkehr vom Düsteren wird musikalisch ja nicht in aller Konsequenz vollzogen. Und auch 1983 gab es auf „Burning From The Inside“ mit „Hope“ trotz aller Abschiedsstimmung optimistische und hoffnungsvolle Töne; und es sollte nicht ihr letztes Album bleiben. Also: Die neue Platte kaufen und weiterempfehlen. Wer weiß, vielleicht überlegen es sich die Jungs ja noch mal, und dann dauert es nicht wieder 25 Jahre.



Bauhaus: Go Away White (Cooking Vinyl)
» www.bauhausmusik.com