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satt.org: Wie entstand Deine CD aktuelle "In Wirklichkeit Träumer"“, welche Geschichten und Leute stecken dahinter? Gauner: Die Texte haben ziemlich lange gebraucht, die meisten sind in den zwei, drei Jahren davor entstanden. Und alle hatten auch schon ausgiebig Slam-Bühnen gesehen. Das ist mir wichtig, dass ein Text erst auf der Bühne reift, ehe er auf eine Platte kommt. Die Platte und die Texte sind in einer Reifungsphase entstanden, so ist jedenfalls im Nachhinein mein Gefühl. Das Album klingt deutlich anders als die Alben davor. (Es waren genau genommen zwei, wenn es auch das erste nur im Handverkauf gab.) Ich bin erwachsener geworden, so schade das ist. Aber das haben wir dann auch in dem Clip zu "Karlshorst" und in den Interludes auf dem Album thematisiert. Beides ist erst nach dem Kern des Albums entstanden, sozusagen als eigene Reaktion auf das neue Material. Hauptproduzent war Iso: Er saß an den Reglern im Emotion Studio und hatte die Produktion in der Hand. Iso ist einer der Produzenten für Damion Davis, HBL, Sichtbeton und andere, produziert also viele der derzeit aktiven Berliner Hip Hop-Gruppen, die nichts mit dem Gangsta-Image zu tun haben. Musik hat er auch beigesteuert, aber das war eben nicht sein Hauptanteil am Album. Und wenn es mal noch eine Gitarre brauchte, dann hat er auch ganz schnell einen Gitarristen bei der Hand gehabt. Super, dieser Gitarrist und DJ ist Riot 21 und jetzt auch Teil meiner Band. Es war das erste Mal, dass ich nicht selbst die gesamte CD-Produktion in der Hand hatte, sondern mich auf meine künstlerische Arbeit konzentrieren konnte, das heißt, "nur" die Stimme, die Texte und zwei bis drei Beats beigesteuert habe. Ich hab diese Situation wirklich als Luxus empfunden. Ansonsten gab es Beats von sieben verschiedenen Produzenten. Den größten Anteil der Musik hat XFarm aus Kopenhagen vorproduziert. Übrigens steht das Emotion Studio tatsächlich in Berlin-Karlshorst. Das ist reiner Zufall, aber es hat mich sehr gefreut, in meiner alten Heimat dieses Album aufnehmen zu können. satt.org: Mir fällt auf, dass Deine Rap-Songs oft ernster und pathetischer, mit einem weiteren Blick performt wirken, als die Slam Texte, die Du ohne Musik auf der Bühne vorträgst. Worin unterscheiden sich die Wortkaskaden auf „In Wirklichkeit Träumer“ von Deinen Slam-Sachen? Gauner: Genau genommen gar nicht. Ich mache eigentlich auf Slams die gleichen Texte, die auf dem Album als Musik drauf sind. (Ich sage hier, nebenbei bemerkt, nicht zufällig: Texte "als Musik" statt "mit Musik"...) Ich denke aber schon, dass meine Slam-Aktivitäten in den Jahren davor einen Einfluss hatten auf meine Art, Texte zu schreiben. Ich habe dort ein Publikum, das genau auf den Text hört. Diese neue Erfahrung hat natürlich eine Wirkung. Auch die Art, meine Texte vorzutragen ist anders geworden. Auf der Bühne sowieso - eben ohne Musik und für nicht-Rap-gewöhnte Ohren - aber auch auf dem Album. Der Flow hat sich verändert. satt.org: Welche Rolle spielt für Dich die Musik? Wie siehst Du Dich als Musiker? Gauner: Musik ist mein einziger Zugang zum Textschreiben. Ich hatte als Kind zwar ein paar Gedichte geschrieben, aber dann für lange Zeit nichts. Und erst über die Musik kam ich wieder dazu. Ich habe mit sonstiger Literatur auch gar nichts am Hut. Ich besitze kein einziges Buch. Für mich ist es immer noch gleichzeitig spannend und befremdlich, von der Literaturszene wahrgenommen zu werden. Plötzlich werde ich öffentlich "Autor" genannt. ("Huch... Meinen die mich? Na gut, warum auch nicht...") Mir fällt es bis heute schwer, Texte ohne Musik zu schreiben. Ich mag es, wenn Sprache auch ins Ohr geht und klingt, ohne deswegen gleich singen zu müssen. Und ich finde immer die Beziehung von Sprach- zu Musikrhythmus spannend. Insofern will ich trotz all dem Spaß, den mir Slam-Auftritte machen, auch weiter mit Band auf der Bühne stehen. satt.org: Wie funktioniert die Zusammenarbeit der Wortkünstler in Eurem Gemeinschaftsprojekt Agrar Berlin? Gauner: Agrar Berlin sind seit dem Ausscheiden von Felix Römer nur noch zu dritt - außer mir noch Frank Klötgen und Wolfgang Hogekamp -, aber trotzdem ein echt bunter Haufen. Sowohl stilistisch, als auch charakterlich. Und das ist gut so! Unsere Texte sind weniger homogen als es bei anderen Slam-Teams der Fall ist. Auch deswegen, weil jeder an den Texten zu einem Drittel mitschreibt. Keiner unserer Texte stammt nur aus einer Feder. Das ist nicht immer gut, aber meistens... satt.org: Was sind Deine nächsten Projekte und wo kann man Dich live erleben? Gauner: Momentan wird mein erster Poetry-Clip fertig gestellt. Der Filmemacher Rolf Wolkenstein hat mit mir und fünf weiteren Poeten im Auftrag des Pergamon-Museums zum Thema Babylon Poetry-Clips gedreht. Im Rahmen dessen wird es dann im September auch eine Slam-Show geben, auf der ich auftrete... Ansonsten gibt es noch zwei wichtige Slam-Events in diesem Jahr: Die alljährliche Internationale SLAM!Revue, die ich dieses Jahr für das internationale literaturfestival berlin als Comoderator bestreiten darf, und die deutsche Slam-Meisterschaft, dieses Jahr in Zürich, bei der ich im Einzel- und natürlich mit Agrar Berlin im Teamwettkampf antreten werde. satt.org: Vielen Dank, Gauner, let it flow! » www.gauner.de |
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