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The Verve: Forth (Parlophone/ EMI)
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The Verve: Forth
Elf Jahre ist es her, dass mit The Verve und Oasis zwei Bands aus dem englischen Nordwesten beinahe parallel ihr jeweils drittes Album veröffentlichten. Die Gallagher-Brüder hielten trotz des desaströsen „Be Here Now“ bis heute durch. Bei Richard Ashcroft und Nick McCabe dauerte es bis zum Jahr 2007, bis mit dem Download „The Thaw Sessions“ das erste Zeugnis einer erneuten Zusammenarbeit mit The Verve seit den „Urban Hymns“ auftauchte. Mit „Love is noise“ und „The Shock of the Lightning“ gibt es nun wieder fast zeitgleich zwei aktuelle Singles der beiden Bands, denn neben “Forth” wird auch „Dig out your soul“ bald erscheinen.
Mit den Balladen Richard Ashcrofts und Streichern konnte Gitarrist/Keyboarder Nick McCabe nach eigenen Angaben nie viel anfangen. So ist es keine Überraschung, dass der vierte Longplayer der Band aus Wigan kein „Urban Hymns II“ geworden ist. Gleich der Opener „Sit and wonder“ macht klar, dass Nick McCabe mit seiner Vorliebe für psychedelischen und bluesigen Rock wie bei den beiden ersten Alben des Quartetts nun wieder größeren Anteil hat. Über diesen Track, „Judas“, „Noise Epic“, „Columbo“ und „Appalachian Springs“ werden sich die Musikfreunde freuen, die mit „A Storm in Heaven“ und „A Northern Soul“ mehr anfangen konnten, als mit Hits wie „Sonnet“ und „The drugs don't work“ oder Ashcrofts drei Solo-Alben.
„Will those feet in modern times walk on soles that are made in China?” fragt Richard Ashcroft mit der Single “Love is noise”. Wohl wieder einmal ein Hinweis auf seine Vorliebe für Dichter wie William Blake. „And did those feet in ancient time walk upon England's mountains green?” hieß es in Blakes „Jerusalem”. Für „History” hatte sich Ashcroft noch deutlicher bei Blakes „London” bedient. Songs, die schwer vergleichbar sind. Die Ballade „History“ gehörte zu den Höhepunkten des Klassikers „A Northern Soul“(1995). Einen Status, den „Forth“ ganz sicher nicht erreichen wird. Typische Ashcroft-Balladen gibt es auf dem aktuellen Album zwar auch. Großen Eindruck hinterlassen „Rather be“ und „I see houses“ aber nicht. Auf seinen bisherigen Solo-Alben hatte Richard Ashcroft zwar kaum durchgehend überzeugt, als Songwriter aber doch einige Perlen geliefert. Bleibt hier einzig „Valium Skies“ mit typischen Ashcroft-Lyrics: „She got all I need/ Yeah, the air I breathe/ When it comes to my valium skies/ She don't mind if I cry“. Ähnliche Songs werden sicher auch auf Ashcrofts viertem Solo-Album zu hören sein. Der Sänger/Songwriter hat bereits angekündigt, dass er daran arbeiten wird. The Verve haben für ihr Comeback bisher die großen Festivals wie Rock am Ring, Pinkpop und natürlich das Glastonbury gespielt. Die Fangemeinde wartet nun gespannt, ob eine Tour folgt. Oder ob das gemeinsame Musizieren Ashcrofts und McCabes mit den Kollegen Simon Jones und Pete Salisbury bald wieder beendet ist.
Die Verkaufszahlen des Jahres 1997 werden The Verve wie Oasis 2008 natürlich nicht erreichen. Neue Geldquellen haben die Plattenfirmen beider Bands entdeckt: „Forth“ und „Dig out your soul“ gibt es exklusiv über die offiziellen Websites als Deluxe Boxsets. Inklusive Vinyl, CD, DVD und Lesestoff.
» www.theverve.tv
» myspace.com/theverve