Here comes Robert Forster...
Live, 30.9.08, Frankfurt, Mousonturm
From Ghost town ... but I’m allright
Münster, Essen, Cologne, Frankfurt Central – Mehdorns Schergen haben Verspätung - Robert Forster nicht. Punkt neun Uhr beginnt er sein Konzert im Mousonturm in Frankfurt mit dem letzten Lied seiner neuen Platte: „From Ghost town“. Alleine, mit der akustischen Gitarre gelingt ihm ein Einstieg von großer Intensität und Melancholie. Sein Abschiedslied für Grant McLennan als Opener lässt einen ganz besonderen Abend erwarten und der soll es dann auch werden. Nach und nach komplettiert sich die Band mit den beiden Gefährten der letzten Go-Betweens-Besetzung Adele Pickvance und Glen Thompson. Der spielt jetzt kongenial, Gitarre, Keyboards und liefert sehr schöne Gesangsharmonien. Dass er dies kann, hat er mit seinem zuckersüßen Soloprojekt Beachfield im letzten Jahr bewiesen. Als Vierter stößt dann der 20-jährige etwas schüchterne Matthew Harrison dazu – schüchtern wäre ich wohl auch bei dieser Konstellation. Die melancholische Stimmung wird mehr und mehr abgelöst von der positiven Energie von Liedern wie „Love is a sign“ oder „Rock’n’Roll-Friend“. Nach dem noch einmal Traurigkeit durchschimmern lassenden „Demon days“ endet der erste Set mit dem Bekenntnis von Robert Forster „I’m allright“, was man ihm momentan ohne weiteres abnimmt. Es war nicht zu erwarten, dass der nicht auf quantitativen Output setzende Australier binnen zwei Jahre nach Grant McLennans Tod ein Album von solcher Adäquanz, Kraft und Atmosphäre veröffentlichen wird und auch noch ausgedehnt auf Tour geht. Ohne weiteres hätte man ihm auch abgenommen, dass er sein Talent zukünftig im Schreiben einbringt, aber die Bühne hat ihn Gott sei Dank wieder.
How I miss your Quiet heart
Kräftiger geht es nach der kurzen Pause weiter. Kreuz und quer spielt sich Robert jetzt mit seiner spielfreudigen Band durch alle Phasen der wunderbaren Go-Betweens-Historie und streut hier und da Lieder von „The Evangelist“ ein. Doch ganz ohne Grant geht es auch hier nicht. „Quiet Heart“ perlt nicht so sanft, wie in der von McLennan gesungenen Albumversion daher, jedoch gelingt es auch Forster seinen früher eher etwas sperrigeren Gesang weicher und harmonischer klingen zu lassen. Auch ohne McLennan kann Forster mit seiner Band die ganz spezielle Stimmung, die Go-Betweens-Konzerte auszeichnete rüber bringen. Die Begeisterung im Publikum nimmt spürbar zu und auch auf der Bühne ist der Spaß der Musiker an dem was sie da tun unverkennbar. „Spring rain“ und dann „Here comes a city“ beenden einen fulminanten zweiten Konzertteil.
Heart out to a tender
Selten habe ich Musiker für die Zugaben so auf die Bühne hechten sehen, wie es Forster und seine Kapelle im Mousonturm tun. Drei Zugabenblöcke mit den einzigartigen, spartanischen, nach wie vor etwas ungelenken Tanzeinlagen eines Robert Forster, einer das Publikum einbindenden Version vom unterschätzten „Heart out to a tender“, mit dem Publikumswunsch „Caroline and I“, dem Velvet Underground-Cover „Temptation inside your heart“ und schließlich „People say“ als tollem Abschluss. Strahlende Gesichter allenthalben, auch bei der wahrscheinlich jüngsten Person im Raum, dem Schlagzeuger Matthew Harrison, der sichtlich entspannt und aufgetaut ist. Ein letztes verschmitztes Zucken der Forsterschen Augenbrauen und die Verabschiedung „We leave you in shock“ – keineswegs, Mister Forster: „Completely satisfied“. Am nächsten Morgen dann Frankfurt Central, Appelhülsen, Bösensell, Münster. Mehdorn scheint mal pünktlich zu sein.
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