Singer – Songwriter
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The New Year touch and Go / Soulfood
The Ugly Suit touch and go / soulfood
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The New Year & The Ugly Suit
Diese Art von neuer Leichtigkeit, die im Songwriting grassiert, will ich nicht. Und man braucht sie so auch nicht. Zwei CDs, die ich kürzlich zugeschickt bekam, geben mir Gelegenheit dies zu verdeutlichen. Hätten The New Year aus ihrem gleichnamigen Album nur "Seven Days And Seven Nights" als Single veröffentlicht und das gesamte andere Songmaterial nochmal durchdacht, überarbeitet, gekonnt weiterentwickelt, dann hätten sie vielleicht eine Chance, aus der Beliebigkeit herauszukommen, in der sie untergehen. Hätten sie. Auch bei The Ugly Suit wäre ich gewillt gewesen, wenigstens einen außergewöhnlich guten Song ihres Debut-Albums zu nennen. Und hätte ich. Jedoch fand ich keinen, den ich für besonders erwähnenswert hielt und nichts, was mich wirklich entscheidend interessieren konnte. Meine Hörgewohnheiten wurden von exzellente Bands wie The Triffids geprägt. Es ist eine Messlatte gesetzt. Und die sollte auch hoch bleiben.
(Tina Karolina Stauner)
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Rogall & The Electric Circus Sideshow Our Distribution / Soulfood
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Rogall & The Electric Circus Sideshow
Was für eine vielfach schillernde Angelegenheit Songwriting sein kann, läßt einen Rogall mit seiner Electric Circus Sideshow erleben: Verschrobene Verspieltheit, die Stärke prägnanter Aussagen, Begeisterung am Geschichtenerzählen und Freude am Songschreiben, die in jedem Detail spürbar ist. Zwar ahnt man zuweilen hier Tom Waits'sches nicht weit entfernt und dort Captain Beefheartesques und auch Gallianos Coolness als Vorbild, aber mit langweiligem Epigonentum hat Rogalls Sideshow nichts zu tun. Zu eigenwillig sind die Charaktere, die sich zusammengetan haben, um ihren ureigenen Songkosmos zu schaffen. In dessen Sounds von Folk bis Dub und clubbigen Grooves beseelte Saxophontöne und Oudklänge zuweilen eine besondere Kraft ausstrahlen. Die Musiker lassen sich als Freaks der anderen Art bezeichnen. Das Wesen des ganzen Projekts ist das eines Zwitters. In "After Last Night" verkünden sie: "I dreamt I was an angel / but that was just some lies / I know I'm a demon / who dreams through angel's eyes". Das Hübsche, in dem eine unheimliche Kraft wirkt... Spieglein, Spieglein an der Wand, was ist los im Märchenland? Das erzählt die Liebeserklärung "Crime Baby": "...there's points to prove but this ain't one / put it down brother I got songs for guns / I think fast but the traffics slow / she's my crime baby and I love her so..." oder einem Psychogramm ähnlich: "Rising Star": "...you're a dangerous sign / you cut yourself loose / when you catch fire / you're a virgin scar / you're an open wound / you're a rising star..." Und beschwörungsformelartig ein Satz wie "...only you can save you from yourself..." in "After Last Night".
Die Gruppe hat sich im Laufe der Zeit um den Berliner Produzenten Rogall, genannt "Electric Mysterious Wonder", Mitbegründer vom Sonarkollektiv, von Nylon und auch DJ, zu einem internationalen Projekt zusammengefunden. Über die Jahre ist in Sessions bemerkenswertes Songmaterial gewachsen. Unter dem knappen Dutzend Akteure sind bekannte Namen wie Hugo Race, Steve Moss und Henry Rollins, Spuren führen zu den Bands Universal Congress Of, Rockers Hifi, Medieval Babes, Black Flag, Nick Cave & The Bad Seeds und Galliano.
Im Booklet sind neben den Lyrics künstlerische Porträts der Protagonisten abgebildet, die als expressionistische Holzschnitte angefertigt wurden. Bereichert wird dann alles noch durch eine Kurzgeschichte.
(Tina Karolina Stauner)
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Euros Childs: Cheer Gone
Der Sommer ist lange vorbei und Euros Childs aus Wales veröffentlicht mit “Cheer Gone” sein viertes Solo-Album, das den Blick zurück richtet. „Walking through autumn leaves“ erinnert sich das ehemalige Gorky's Zygotic Mynci-Mitglied mit entspanntem Folk und Country an die „Summer days“ und eine vergangene Beziehung („My love is gone“ und „Always thinking of her“). Auch, wenn der Singer/Songwriter betont, dass „Cheer Gone“ kein Countryalbum ist, so ist der Einfluss Mark Nevers` auf den elf, beinahe durchgehend tempoarmen Songs, die innerhalb von nur sechs Tagen in Nevers` Beech House Studios in Nashville aufgenommen worden sind, deutlich hörbar. Mark Nevers ist auch Produzent der meisten Lambchop-Alben und Euros Childs hatte sich bewusst für ihn entschieden, weil er den Sound der von ihm produzierten Alben selber sehr gern mag. Lambchop`s Matt Swanson ist auf „Saving up to get married“ als Bassist vertreten. Mit Chris Scruggs (Lap Steel und akustische Gitarre), Jamey Lampkins (Banjo) und Glen Duncan (Fiddle) sind außer Euros Childs Weggefährten Steven Black und Peter Richardson drei weitere Musiker aus dem Country-Lager vertreten. Klar, Nashville-Sound ist es nicht, den Euros Childs hier in Albumform liefert. Wohl aber ein sehr schönes, nachdenkliches Herbstalbum, das mit Country-Elementen spielt und dank Euro Childs freundlichen, wenig aufdringlichen Gesangsstil in der dunklen Jahreszeit zum Verweilen einlädt. Im Pub, auf dem Sofa oder beim Wintergrillen auf dem Balkon, zum Beispiel.
(Thomas Backs)
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Arthur Russell: Love is Overtaking Me Audika / Beggars
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Arthur Russell: Love is Overtaking Me
Eine wahre Schatzkiste und eine echte Überraschung dazu ist Arthur Russells posthum veröffentlichte Song-Sammlung “Love Is Overtaking Me”: der 1992 verstorbene Russell gilt vor allem als Disco-Avantgardist, der im New Yorker Club Paradise Garage mit seinen avancierten und abgedrehten Mixes Kuhglocken und Celli fest im Dance-Repertoire verankerte und ferner dem Hedonismus in all seinen Ausformungen eine Plattform gab. Weniger bekannt ist, dass Russell vor (und auch noch während) seiner DJ-Zeit mit Schriftstellern und Künstlern wie Allen Ginsberg, Philip Glass, David Byrne und anderen zusammenarbeitete und außerdem ab Mitte der siebziger Jahre eine beträchtliche Anzahl Country- und Folksongs aufgenommen hatte. Er trat mit seiner Band The Flying Hearts in kleinen Bluesschuppen in Manhattan auf, bis er sich Anfang der Achtziger verstärkt elektronischer Musik zuwandte und legendäre Club-Klassiker wie “Is it all over my Face?” komponierte. Die von Russells Lebensgefährten Tom Lee ausgesuchten 21 Songs zeigen den Discogott als begnadeten Songwriter, dessen frühe Stücke wie “Close My Eyes”, “Goodbye Old Paint” oder “Oh Fernanda Why” heutzutage klingen wie eine hellsichtige Neudefinition von Country und Americana-Musik überhaupt: reduzierte Low-Fi-Aufnahmen mit wehmütigen Melodien und traurigen Texten über gescheiterte Beziehungen, aber mit einer gewissen Heiterkeit und Leichtigkeit vorgetragen, die anderen Blues- und Countrymusikern wie Willie Nelson und Kris Kristofferson fehlte. “Time Away”, 1974 in der New Yorker “Kitchen” aufgenommen, nimmt mit rumpelnden Drums und ruppigen Vocals späteren College-Indierock vorweg und hört sich an, als wären Russell und Jonathan Richman zumindest damals dicke Freunde gewesen. Ruppig sind die anderen Lieder jedoch kaum, sind vielmehr perfekte Popsongs aus Honig, Samt und Seide. “Nobody Wants A Lonely Heart” - mit dezent-jazzigem Tenor-Saxophon – hätte auch Elvis Costello gut zu Gesicht gestanden und “I Couldn't Say It To Your Face” ist die perfekte Schlußmach-Ballade (Zitat: “I couldn't say it to your face / but I couldn't be around you anymore”). In “Hey! How Does Everybody Know” verarbeitet Russell Post-Psychedelik zu einem poppigen Singalong-Song, der in übermütigem Schlagzeug-Gedengel endet, “Janine” und “I Forget and I Can't Tell” sind eingängige, charmante Liebeslieder mit augenzwinkernd-tragischem Einschlag. Ab 1980 hält Disco/Elektro auch in Russells Songwriter-Arbeit Einzug: er erweitert die balladeske Country-Grundform mit Discobeats, Synthesizern und vor allem dem für seine Clubtracks so bedeutenden Cello. “Love Comes Back”, zwei Jahre vor Russells Tod entstanden, ein melancholisches Liebeslied mit Samples aus Marvin Gaye's “Sexual Healing”, beschließt diese erstaunliche, bewegende und begeisternde Compilation.
Der schwedische Singer/Songwriter Jens Lekman veröffentlichte übrigens bereits vor einigen Jahren eine 4-Song-Tribute-EP mit Russell-Songs – Lekman wird im Booklet ausdrücklich gedankt.
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The Real Tuesday Weld: The London Book of the Dead Six Degree / Indigo
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The Real Tuesday Weld: The London Book of the Dead
Der Londoner Songwriter Stephen Coates alias The Real Tuesday Weld ließ sich für sein neues Album vom Tibetanischen Totenbuch inspirieren, auch der Tod seines Vaters spielt eine wichtige Rolle in den Songs auf “The London Book of the Dead”. Sein Bandname kam des nachts zu ihm: angeblich erschien ihm die Schauspielerin Tuesday Weld, während der fünfziger und sechziger Jahre ein beliebter Teeniestar und mutmaßliche Geliebte von Elvis Presley, im Traum und brachte ihn so auf die Idee, ihr sein musikalisches Projekt zu widmen. Klingt alles reichlich morbide und versponnen? Stimmt, aber “The London Book of the Dead” ist eine so eigentümliche, faszinierende und verwirrende Mischung aus Country, Klezmer, Elektro, Jazz und altmodischen Schellack-Aufnahmen, die mit nichts wirklich vergleichbar ist. Coates erzählt very britishe Moritaten, läßt bei “Cloud Cuckooland” mit schräg klimperndem Klavier Variete-Atmosphäre blühen und liefert mit “Kix” eine entrückte Neubearbeitung des Klassikers “I Get My Kicks Out of You”. Entdeckung!
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Derek Meins: The Famous Poet 1965 Records
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Derek Meins: The Famous Poet
Der erst 21-jährige Derek Meins aus Berwick-upon-Tweed ist ein Trunkenbold, ein Dichter, ein Größenwahnsinniger, vielleicht ein Genie: gesegnet mit einer Uropa-Stimme, mit der er raubeinig poltert wie Arthur Brown (“Fire”), oder nörgelt und klagt wie Johnny Cash und Bob Dylan in Personalunion, bastelt aus Rock'n'Roll, schmutzigem Country, whiskyseligen Murder Ballads, grundverzweifelten Mini-Epen und großkotzigen Zwischendurch-Ansagen (“I am the one and only Derek Meins, the famous poet”) ein erstaunlich abgefucktes Werk, das für einen so jungen Kerl ziemlich viel – oder beinah zu viel – vom Elend dieser Welt weiß: “If the ocean was made of gin / maybe I would learn how to swim” ist nur eine von vielen Meins-Textzeilen, die man morgens früh um fünf in die Theke ritzen kann.
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Fuzzman: Fuzzman 2 Wohnzimmer
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Fuzzman 2
Hinter Fuzzman verbirgt sich Herwig Zamernik, ehemals Bassist von Naked Lunch. Zamernik/Fuzzman inszeniert sich als oder ist ein gefallener Superheld, der nicht mehr unsterblich ist und deshalb dramatische, zu Herzen gehende Lo-Fi-Popsongs und orchestral arrangierte Stücke wie den pompösen, gleichzeitig zerbrechlichen Opener “The Wild Gods” komponieren muß. Zum Glück “muß” er, denn das zweite Fuzzman-Album ist essenzielle Herbstmusik, traurig, voller Schmerz, aber auch Hoffnung und Lichtstrahlen. “Love and Laugh” öffnet Herzen und wolkenverhangene Novemberhimmel, ein optimistischer Chor a-ha-haa-haaat im Hintergrund, Fuzzman singt “kiss the sun, don't wait forever”. Die gitarrenlastige Mid-Tempo-Ballade “A Break for the Broken Ones” ist Trost und Anker in schweren Zeiten – für Batman oder Lieschen Müller.
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