Bishop Allen in Münster...
21.4.09, Gleis 22
Keine Angst, es handelt sich hier weder um einen Kollegen des kürzlich inthronisierten neuen Münsteraner Bischofs Genn, noch um einen Spezi des völlig verpeilten Mr. Williamson. Im streng katholischen Münster spielt die amerikanische Indiepop-Band Bishop Allen im durchaus auch als ehrwürdig zu bezeichnenden Gleis 22. Kleine Arabeske am Rande: Thees Uhlmann benennt im Indie Travel Guide das Gleis 22 als Clubempfehlung für Berlin, das muss ein Club erst mal schaffen.
Das neue Album von Bishop Allen wird in der Musikzeitung deines Vertrauens recht gut besprochen, der Song auf der beiliegenden CD ist ebenfalls nett und auch der Besuch auf der MySpace Seite macht Appetit auf ein Konzert. Der als Alternative im Fernsehen gezeigte DFB-Pokal findet schon lange ohne Beteiligung deiner Lieblingsmannschaft statt – also warum nicht mal wieder ins Gleis 22 zu einem Konzert einer Band, die du noch nicht kennst. In der Vergangenheit hat das häufig zu tollen Entdeckungen geführt (Erdmöbel, The Stars, The Churchills, The Wrens).
Bishop Allen sind eigentlich die beiden nicht auf den Kopf gefallenen Herren Justin Rice und Christian Rudder, die seit 2003 neben diversen EPs nun ihr drittes Album „Grrr...“ draußen haben. Mit dabei ist neuerdings Sängerin Darbie Nowatka, deren Stimme die Lieder nicht unbedingt ruppiger klingen lässt. Semibekanntheitsgrad erwarb die Band in 2007 durch die Verwendung ihres Songs „Click Click Click Click“ als Trailer für iTunes. Hardcore-Punk, College-Radio-DJ, Dot.Com-Unternehmertum, Filmemacher und Schauspieler steht in den Kurz-Vitae der beiden Musiker. Im Gleis 22 gastieren sie bereits zum dritten Mal und haben sich dabei ein kleines Stammpublikum erarbeitet: mit weit über hundert Gästen ist auch der Booker heute abend zufrieden.
Im Vorprogramm spielt eine One-Man-Band namens Electric Owls, verstärkt durch einen Apple-Computer. Das Songmaterial ist nicht schlecht und auch gesanglich ist die Show recht ansprechend. Generell mag ich aber lebende Musikanten lieber als einen Rechner auf der Bühne, so dass die alleine mit Akustikgitarre dargebotenen Lieder am überzeugendsten rüberkommen. Aussehen wie der Waldschrat persönlich scheint bei Musikern zurzeit schwer angesagt zu sein, man denke an Bonnie „Prince“ Billy, Scott Mathew, die Fleet Foxes oder auch früher Mike Watt zu guten alten fIREHOSE-Zeiten. So auch Mister Electric Owl, außerdem der Bishop Allen-Drummer und in Ansätzen Justin Rice an Gesang und Gitarre. Die Ästhetik von struppigen, ungepflegten Bärten erschließt sich mir nicht unmittelbar. Umso erstaunlicher der unverkennbare Junge Damen-Überhang im Publikum. Die Band kommt aber ansonsten auch sehr sympathisch rüber. „The Ancient Commonsense of Things“ eröffnet das Konzert fulminant mit einem der Hits der neuen Platte. Neben den schon Genannten an Gesang, Gitarre und Xylophon komplettieren Bass und Schlagzeug die Band. Der in der Münsteraner Veranstaltungshinweisgazette getätigte Vergleich mit Jonathan Richman und vor allem mit den im letzen Jahr sehr gehypten Vampire Weekend ist nicht von der Hand zu weisen. Ganz klar spielt Bishop Allen aber mehr Pop als Ethno, wobei manchmal etwas weniger Lalalas im Refrain der Musik zuträglich wäre, z.B. bei „Shanghaied“. Das Konzert verfliegt im Nu, kurz vor Schluss der „Click-Click“-Hit, dann noch eine lange und eine kurze Zugabe und nach einer guten Stunde ist Schluss. Der tolle Opener der neuen Platte „Dimmer“ war nicht im Programm – eigentlich schade.
Wenige Tage vorher spielten übrigens „Thee Vicars“ im Gleis und im Mai kommt Reverend Peyton, ein schwergewichtiger, bärtiger und Tabak kauender Dorfpfarrer aus Indiana mit durchgeknalltem Anarcho Hillbilly/Country Blues Trash, so die Ankündigung im Programmheft. Diese Veranstaltungen werden meines Wissens nicht vom Bistum Münster gesponsort.
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