THE BRONX: The Bronx (III)
Dass Bands ihrem Debütalbum keinen eigenen Titel geben respektive einfach den Namen der Band geben, ist ein bekanntes Phänomen. Was mag dahinterstecken? Ist es ein – vorgetäuschter – Mangel an Kreativität? Oder einfach eine konventionelle Bescheidenheit ob des Erstlingswerkes, welches so unprahlerisch wie möglich daherkommen soll? Ich weiß es nicht, doch es ist ein wiederkehrendes Phänomen. Dass aber eine Band selbst für ihr drittes Album keinen eigenständigen Titel findet (oder finden will), dürfte einmalig sein. Daher trägt auch die dritte Platte von THE BRONX den gleichen Namen wie die beiden ersten Alben der hier behandelten Band, nämlich schlicht The Bronx (und die römische Drei in Klammern dient lediglich der Unterscheidung zu den Vorgängern).
Gegründet haben sich THE BRONX 2002 in Los Angeles, und dort sehen sie auch ihre geistige Heimat. Nach Jahren des Herumtourens, bei dem sie sich als schnelle, kompromisslose Liveband etabliert und sich zumindest in L.A. einen Stamm treuer Fans gesichert hatten, kam der Durchbruch 2006 mit ihrem zweiten Album; und nachdem sie unter anderem als Vorband von Rage Against The Machine spielten, gründeten Sie ihr eigenes Label WHITE DRUGS, unter dem Vertrieb von Wichita Recordings.
Zur Musik: The Bronx bringen alles, was Punk braucht, zumindest wenn man dem Pressetext glauben darf: „they harness the genre’s classic fire but then bend it to their whim, forging rock’n roll swagger together with hardcore grit”. Gitarrist Joby Ford beschreibt den Klag wie folgt: „The Bronx sounds like five guys playing their asses off. It’s very serious, but it’s witty too. The music is a channel of positive energy. We enjoy what we’re doing“. Das glaubt man ihnen aufs Wort: Die Musik ist unglaublich energiegeladen, schnell und rau. Neben den beiden Gitarristen tragen dazu Jorma Viks aggressives Trommeln und nicht zuletzt Frontman Matt Caughtthran bei, der vor allem bei den Refrains alles aus den Stimmbändern rausholt. Vielleicht ist deswegen die Platte mit etwas über dreißig Minuten auch relativ kurz geraten.
Warum allerdings THE BRONX partout als Hardcore-Punks geführt werden, erschließt sich mir nicht ganz. Ihre musikalischen Wurzeln liegen eher im Hardrock, sowohl was den Gesang als auch die Gitarren betreffen. Und als solche erfüllt sie auch durchaus die Erwartungen. Auf kunstvolle Soli wartet man natürlich vergebens, die elf Stücke halten durchweg die Energie, die Geschwindigkeit und die Spielfreude bis zum letzen Takt aufrecht. Live sind die Jungs dabei sicherlich ein Erlebnis, dass merkt man auch der Studioaufnahme an, aber insgesamt klingen die Stücke ziemlich gleichförmig. Für eine halbe Stunde unkomplizierte fröhliche Dröhnung ist das aber auch durchaus in Ordnung.
Anhören: Inveigh, Pleasure Seekers