The
Soundtrack
of our Lives:
Communion
Ich muss gestehen, dass mir THE SOUNDTRACK OF OUR LIVES bisher leider gar kein Begriff waren. Daher hielt ich die Doppel-CD mit dem Abbild des werbewirksam lächelnden Paares in der hässlichen Farbgebung Weiß und Pastellgrün für eine Werbe-CD für Gebissreiniger bzw. für ein Informationsheftchen meiner Krankenkasse. Als mir dann klar wurde, dass TSOOL eine schwedische Band mit handwerklich wirklich guter Musik sind und das Artwork daher in die Rubrik des merkwürdigen skandinavischer Humors einzuordnen ist, war ich beruhigt.
Um es gleich vorweg zu nehmen: „Communion“ ist ein tolles Album, und bietet allen der Band Unkundigen einen fantastischen Einstieg. Man hört die Routine der Jungs heraus, TSOOL haben sich bereits 1995 gegründet, und bringen auf ihrem sechsten Studioalbum 24 Tracks auf einmal raus, die vor allem eines sind: Rock im Stil der 60er und 70er.
Und was TSOOL hier alles auffahren und wie sie variieren, ohne beliebig zu klingen oder ihre persönliche Note zu verlieren, ist beeindruckend: Mal ist die Musik ganz entspannt und erinnert an PINK FLOYD wie in „Without Warning“, mal ist sie elegisch wie EMERSON, LAKE & PALMER wie in „The Fan Who Wasn't There“, und oft leicht psychedelisch à la DOORS bei „Connecting the Dots“, dann wieder straighter und klingt wie STATUS QUO, so in „Thrill Me“. Und manchmal klingen sie einfach nur verspielt wie JETHRO TULL.
Was aber bitte nicht die Vorstellung erwecken sollte, hier wären einfach nur Ideen und Stile bunt zusammengewürfelt, ohne dass ein eigener Ansatz erkennbar wäre. Diese Aufzählung soll nur das weite Repertoire der Band deutlich machen, und die Originalität, mit der hier gutes Songwriting und Virtuosität aufeinander treffen. Wer die Musik hört, wird noch viel mehr erkennen, an was er/sie erinnert wird, je nach persönlichem Geschmack und Hörerfahrung.
So ist „Communion“ auf jeden Fall allen zu empfehlen, die sich die Zeit und die Muße nehmen möchten und können, mal wieder richtig lange und entspannt Musik zu hören, die sich auch erst entfalten muss und dies darf. Hier ragen keine Hits deutlich hervor, die dann den Rest zu Füllmaterial degradieren, das Album ist durchweg gut. Wer dennoch „nur“ reinhören möchte, dem seien aus der Fülle des Materials folgende Stücke empfohlen: „Everything Beautiful Must Die“ (wunderschöne Gitarre), „Flipside“, „Utopia“, „Saturation Wanderers“.
Höchste Zeit also, dass TSOOL auch hier einem großen Publikum bekannt wird. Außer durch ihre schwedische Heimat ist die Band auch schon durch die USA getourt (und zwar zusammen mit OASIS, aber keine Angst, es gibt so gut wie keine Ähnlichkeiten, den im Gegensatz zu den Gallaghers macht die Band um Sänger Ebbot Lundberg gute Musik).
Fazit: Anhören. Kaufen. Und dann in Ruhe hören, z. B. an einem langen Sonntagnachmittag.