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23. März 2010
Janine Andert
für satt.org

  Black Rebel Motorcycle Club: Beat the Devil’s Tattoo
Black Rebel Motorcycle Club:
Beat the Devil’s Tattoo

Cooperative/Universal

Playlist:
1. Beat The Devil’s Tattoo
2. Conscience Killer
3. Bad Blood
4. War Machine
5. Sweet Feeling
6. Evol
7. Mama Thought Me Better
8. River Styx
9. The Toll
10. Aya
11. Shadow’s Keeper
12. Long Way Down
13. Half-State

amazon-Bonus-Tracks:
14. 1:51
15. Martyr

iTunes-Bonus-Track
14. Anabell Lee


Im Mai stehen vier Konzerte in Deutschland an: 2. Mai Markthalle/Hamburg, 3. Mai Essigfabrik/Köln, 4. Mai ASTRA/Berlin, 5. Mai Backstage Werk/München. Hoffen wir, dass bei einem so dichten Tourplan genug Kaffee an Bord des Busses ist und genug Kraft zum Rocken bleibt.



Black Rebel Motorcycle Club:
Beat the Devil’s Tattoo

Der Black Rebel Motorcycle Club, benannt nach der Motorradgang aus Marlon Brandos 1950er-Klassiker „The Wild One“, hat ein neues Album veröffentlicht. Es hat sich einiges geändert hinter den Kulissen der Band. Ein eigenes Plattenlabel (Dragon) in Kollaboration mit Cooperative Music und Leah Shapiro am Schlagzeug als neues Bandmitglied. Der Austausch wurde notwendig, nachdem der langjährige Drummer der Band, Nick Jago, lieber eigenen Projekten nachging. So heißt es jedenfalls offiziell. Da Jago 2008 schon einmal aus der Band geschmissen wurde, kann auch über andere Ursachen spekuliert werden. Leah sprang für ihn auf der damaligen Club-Tour ein und scheint bei den Jungs Eindruck hinterlassen zu haben. Dabei ist sie keine Unbekannte: 2008 war sie ebenfalls Tourschlagzeugerin der Raveonettes. Bei so viel Shoegaze-Erfahrung ist es nicht verwunderlich, dass dies Spuren auf dem neuen Album hinterlassen hat. So fühlt man sich bei „Mama Taught Me Better“ mehr denn je angenehm an The Jesus and Mary Chain erinnert – eine dichte, melodische Soundwand, die Spiel- und Experimentierfreude zeigt.

Bei solchen Neuerungen erwartet man glattweg auch andere Musik. Doch „Beat the Devil’s Tattoo“ tritt als Retrospektive der letzten Dekade Black Rebel Motorcycle Club auf. Vom Garagenrock des 2001er Debüts „B.R.M.C.“ über den 2005er Blues- und Gospelausflug „Howl“ sind alle Spielarten der Kalifornier dabei. Neben der Rückbesinnung scheint aber auch durch, wohin die Reise in Zukunft gehen könnte. Es ist die reine Lust am Spiel, die auf Großes und mehr hoffen lässt. Dabei sind die beiden Bandköpfe Hayes und Been ihrer Vorliebe für Dunkles und Diabolisches treu geblieben. Albumtitel und den gleichnamigen ersten Track des Werks entlehnte Been der Kurzgeschichte „Der Teufel im Glockenstuhl“ von Edgar Allan Poe. Dort übernimmt der Teufel eine Stadt, indem er sich im Glockenturm breit macht und ohne Zeitmaß und Harmonie grauenhaft auf einer großen Geige spielt.

Wild ja, aber bei Weitem nicht disharmonisch geht es hingegen beim Black Rebel Motorcycle Club zu. Vielleicht war „Shadow’s Keeper“ ein Versuch in Richtung satanisches Musikchaos, aber geglückt ist der nicht. Sehr zur Freude der Hörerschaft sind das Ergebnis des Unterfangens ein schwirrender Gitarrensound, das in der Tat vom Teufel getriebene Schlagzeug und die groovende Basslinie.

Mit dem fünften Studioalbum ist das perfekte Einstiegsalbum für all diejenigen gelungen, denen der Black Rebel Motorcycle Club bisher noch nichts sagte: „Beat the Devil’s Tattoo“ trumpft gleich zu Beginn groß auf. Sexy-dreckig und dem Blues des Albums „Howl“ verhaftet ist der Einstieg. Jede Faser des Körpers will tanzen. Der zweite Song, „Conscience Killer“, rockt derartig, dass spätestens jetzt die zwei Hanseln vom Stuhl gerissen werden, die aus unerfindlichen Gründen bis dahin resistent in der Ecke hockten. Damit ist das Pulver aber leider auch erst einmal verschossen. Das folgende „Bad Blood“ ist kein schlechter Song, kann aber mit dem Fieberwahn der ersten beiden Titel nicht mithalten. Die Auftaktsenergie ebbt ab, schwappt mal etwas höher und hat sich irgendwann auf einen Pegel eingespielt. Bis sich mit „Mama Taught Me Better“ der Beelzebub wieder zu Wort meldet und Stimmung macht. Dann beginnt ein Schlagabtausch zwischen schnellen und langsamen Nummern. Die Ballade „The Toll“, ein Duett mit der Singer-/Songwriterin Courtney Jaye, ist purer Ohrenzucker, der schon mit dem nächsten Track hinfort geweht wird. „Aya“ kehrt zurück zum Sexappeal des Anfangs. Schlagzeug und Bass schleppen sich düster dahin, damit der Gesang im Refrain die Sinne explodieren lassen kann. „Long Way Down“ läutet den Schluss ein. Eigentlich der perfekte Rausschmiss mit Pianobegleitung. Wenn da nicht noch eine fast 11-minütige Zugabe folgen würde. Diese vertreibt jedoch die Melancholie des Abschieds und hinterlässt nichts als selige Zufriedenheit.

Sicherlich, der Black Rebel Motorcycle Club erfindet sich nicht neu. Muss er aber auch gar nicht. Das Trio liefert mit „Beat the Devil’s Tattoo“ ein solides Indie-Rock-Album ab, das für jede Lebenslage die passende Musik bietet. Was will man mehr?