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31. März 2010
Janine Andert
für satt.org

  So So Modern: Crude Futures
So So Modern:
Crude Futures

(Unter Schafen)
» sosomodern.com
» myspace


Tracklist:
1. Live In The Undergrowth
2. The Worst Is Yet To Come
3. Dendrons
4. Be Anywhere
5. Berlin
6. Dusk & Children
7. Holiday
8. Island Hopping/Channel Crossing
9. Give Everything



So So Modern:
Crude Futures

Bringen wir es gleich auf den Punkt: So So Modern ist eine “Klingt wie“-Band. Assoziationen zu den Labelkollegen Foals drängen sich genauso auf wie eine ellenlange Auflistung unterschiedlicher Musikgenres. Das muss nicht schlecht sein und verleiht dem Debütalbum der vier Neuseeländer etwas sehr familiäres. Hier wird das Beste aus New Rave und Dance Punk mit elektronischem Soundgetüftel, Post-Rock-Gemucke und einer Prise Indie-Pop zu wirklich mitreißender, energetisch geladenen Tanzmusik gepaart.

Paradebeispiel ist „Dusk & Children“. Langsam und leise startet der Track in Dream-Pop-Manier, die vermittels der Background-Vocals auf Bands wie Beach House verweist, geht dann mählich in einen Instrumentalpart über, der postrockig wie iLiKETRAiNS daherkommt. Nach ca. zweieinhalb Minuten ist das Soundgetüftel instrumental irgendwo bei Indietronic und gesanglich bei Indie-Pop a la Los Campensinos! angelangt. Gegen Ende wird es dank verstärktem Gitarreneinsatz auch noch rockig. Der Song entwickelt sich immer dann, wenn man glaubt, ihn greifen zu können, unverhofft in eine andere Richtung.

Ähnliches gilt für das gesamte Album. Der Einstieg ist ein eher dunkles, repetatives Instrumentalstück, das fast wie ein Break im Song in den nächsten Track übergeht. Überraschend, „The Worst Is Yet To Come“ springt seinerseits nach 22 Sekunden wie der Beginn eines neuen Stücks um. Hier setzt erstmalig Gesang ein – hell und vorwärts preschend. Die Stimmung des Albums klart auf. Allerdings geht es recht hektisch zu. Der Klangteppich von „Berlin“ erinnert dann stark an Zahnarzt – dieses fiese Gefühl, wenn die Karies mit dem Feinbohrer entfernt wird. Gemein nur, der Song macht süchtig und geht in die Beine. Vielleicht tanzt der ein oder andere beim nächsten Zahnarztbesuch. Als Soundtrack für Alltäglichkeiten wie Autofahren ist „Crude Futures“ jedoch mit Vorsicht zu genießen. Der liebenswert verschachtelt-abgehackte Rhythmus von „Holiday“ oder „Island Hopping/Channel Crossing“ sorgt für Schnelligkeit und ist so spielfreudig, dass die Versuchung, synchron zur Musik Gas zu geben oder zu bremsen, nahe liegt. Mit „Giving Everything“ wird zum Schluss noch einmal programmatisch alles gegeben. Nach etwa drei Minuten ein abruptes Ende, kurze Pause, Ausgesang im Chor und witzige letzte Töne, als hätte jemand den Saft abgedreht.

In ihrer Heimat Neuseeland sind So So Modern schon seit drei Jahren ein Live-Geheimtipp. Im Gegensatz zu den ebenfalls 2005 gegründeten Foals war ihnen nur nicht so viel Glück beschieden, von der englischen Musikpresse gehypt zu werden. Das erste richtige Album ist nach über 200 Live-Auftritten pro Jahr und unzähligen EP-Veröffentlichungen also redlich verdient. Dabei bürgt die enorme Bühnenerfahrung der Jungs für qualitativ hochwertige Konzerte, woran so mancher Newcomer mitunter scheitert.

Sehen wir es also positiv: „Crude Futures“ kann sich hören lassen. Tanzbare Songs mit Hitqualifikation. So So Modern kombinieren Bekanntes zu einem vertraut wirkenden Ganzen und können so ohne Zögern ins Herz geschlossen werden.