1. Juni 2010
|
Janine Andert für satt.org
|
|
|
Bonaparte: My Horse Likes You Staatsakt (Rough Trade) » bonaparte.cc » myspace » facebook
Tracklist:
- Ouverture
- My Horse Likes You
- Computer In Love
- Boycott Everything
- L’etat C’est Moi
- Fly A Plane Into Me
- Rave Rave Rave
- Intermission In Mexico
- Технология
- Wir sind keine Menschen
- My Body Is A Battlefield
- Orangutang (ft. Modeselektor)
- Adabmal
- The End
Tour-Daten:
- 19.06. Scheeßel, Hurricane Festival
- 20.06. Neuhausen ob Eck, Southside Festival
- 25.06. Köln, Spex Live @ c/o Pop Festival
- 26.06. St. Gallen (CH), Open air
- 02.07. Roskilde (DK), Roskilde Festival
- 10.07. Göttingen, MTV Campus Invasion
- 11.07. Novi Sad (RS), Exit Festival
- 16.07. Gräfenhainichen, Melt! Festival @ Ferropolis
- 17.07. Eiching, Sonnenrot Festival
- 07.08. Düsseldorf, Open Source
- 08.08. Aulnoye Aymeries (FR), Les Nuits Secrets Festival
| Bonaparte:
My Horse Likes You
Der durchgeknallte Rock’n’Roll-Zirkus rumpelt und pumpelt ekstatisch weiter. Nach zwei Jahren Dauertour zum Debüt „Too Much“ wartet Monsieur Bonaparte mit dem zweiten Studio-Album „My Horse Likes You“ auf. Was vor drei, vier Jahren als wahnwitzige Ein-Mann-Show in einem alten Fiat begann, nimmt langsam ausgeklügelte Formen an. Live brachten wechselnde Musiker und Tänzer das Publikum zum Toben. Mittlerweile hofft Tobias Jundt, Direktor des Zirkus, auf ein Zusammenwachsen des Kollektivs zu einer Band. Er denkt jedoch nicht daran, die Direktorpeitsche aus der Hand zu legen: Irgendwer muss den Wahnsinn ja systematisch verwalten. Wer glaubt, damit würde der hedonistische Party-Wahn zugunsten geordneter Verhältnisse aufgegeben, wird eines Besseren belehrt: Die Feier geht munter-fröhlich weiter. Vom Hafer gestochene Tanzflächenstampfer flirten mit Italodisco. Wenn da mal nicht die Tiermasken und Piratenhüte der berüchtigten Live-Auftritte einer Persiflage von neonfarbenen Stirnbandträgern weichen müssen! Konsequent witzig wäre es und nur der unverschämte Zirkusdirektor Jundt kann so etwas mit Stil und einem Augenzwinkern umsetzen. Die Ursache für den Sound liegt in der Produktionsweise. Weil „My Horse Likes You“ größtenteils per homerecording aufgenommen wurde, mussten die Drums mal schnell programmiert werden. Noch ein paar Synthies hinzugepackt, schon ist das Equipment vom 80ies-Disco-Pop versammelt. Das allein wäre jedoch zu langweilig. Stärker noch als beim Vorgänger bastelt Bonaparte immer wieder Genre-übergreifende Wendungen ein. „Rave Rave Rave“ verkleidet sich als anzüglicher Charleston, „Intermission in Mexico“ lässt Katzen zu lateinamerikanischer Folklore jammern und selbstredend die Hunde dazu bellen. Bei all dem darf Elektropunk natürlich nicht fehlen. Als wäre das alles noch nicht genug des Trash-Faktors, tanzen Nintendo-Konsole, Mario Brothers und ganz bestimmt Wendy, das Pferdemädchen, bei „Технология“ auf der Russendisco. Für das Affentheater-Stück „Orangutang“ zitierte der gern als Napoleon maskierte Jundt auch noch die Monkey-Town-Sheriffs von Modeselektor zum Gastauftritt heran. Aber auch damit sind die Möglichkeiten noch nicht ausgereizt. Wir befinden uns ja in der Manege oder auf der Theaterbühne oder gar in der größten, buntesten, ausuferndsten Show des Abendlandes. Folglich dürfen klassische Ouvertüre, Zwischenspiel und großes Finale nicht fehlen. Das Programmheft will es so, der dramatische Effekt will eingebaut sein und das Publikum liebt es.
„My Horse Likes You“ ist eine einzige Dauerparty. Jeder Song macht Spaß und holt das innere Kind zurück. Hätten Peter Pan und die verlorenen Jungs eine Band gegründet, wäre es garantiert Bonaparte gewesen.
|
|