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29. November 2010
Tina Manske
für satt.org

 

My Sister Grenadine:
Subtitles & Paper Planes



My Sister Grenadine live:
  • 03. Dezember 2010:
    Jena, Kunsthof
  • 04. Dezember 2010:
    Leipzig, Kunst-& Bauschlosserei
  • 05. Dezember 2010:
    Hamburg, Uebel & Gefährlich
  • 10. Januar 2011:
    Hamburg, Pony Bar
  • 12. Januar 2011:
    Kiel, Prinz Willy
  • 13. Januar 2011:
    Hannover, Feinkostlampe
  • 14. Januar 2011:
    Köln, Studio 672

Wie klingt der Kottbusser Damm?

Das Genre des Singer/Songwritertums hat es nicht immer leicht: Sehr schnell wird man da als Hippie-Troubadour abgetan. Doch was die Leute beim Begriff »Liedermacher« im Ohr haben, das sind meist längst versunkene Klischees. Die Renaissance des Genres gerade auch in Deutschland ist eines der erstaunlichen Phänomene der letzten Jahre. Mit dem undogmatischen Konzeptalbum »Subtitles & Paper Planes« bringt sich nun auch die Berliner Band My Sister Grenadine bei Liebhabern von ungekünstelter, aber dennoch kunstvoller, klug arrangierter Hausmachermusik ins Gespräch. Aber auch solche, die bei der bloßen Erwähnung von zu viel Saiteninstrumenten gern die Flucht ergreifen, sollten hier lieber zweimal hinhören. Denn »Subtitles & Paper Planes« belohnt mit einigen Überraschungen.

Sänger Vincenz Kokot war so freundlich, uns per E-Mail ein paar Fragen zu beantworten.

◊ ◊ ◊

Tina Manske: Was ist für euch wichtiger, Text oder Musik? Was kommt zuerst?

Vincenz Kokot: Das ist generell schwer zu trennen, denn die Musik lebt ja davon, dass die Melodien und die Bilder, die durch die Worte entstehen, eine gemeinsame Stimmung erzeugen, die sie jeweils einzeln nicht erreichen könnten. Wenn ich Lieder schreibe, versuche ich oft, beide Teile gleichzeitig oder zumindest gleichberechtigt zu entwickeln. Es ist aber auch immer anders: Mal habe ich eine Melodie auf der Gitarre oder Ukulele, an der ich arbeite; manchmal gibt es eine erste kurze Textzeile, die der Ausgangspunkt für das gesamte Lied ist.

Als erstes fällt mir auf eurem neuen Album das betörend gute Gitarrenpicking auf. Nick Drake und Jose Gonzalez fallen einem schnell als Verwandte ein. Sonst irgendwelche Vorbilder? »Snapshot Song" lässt mich irgendwie an die Broken Family Band denken.

Es gibt sicherlich viele Inspirationsquellen, die man auf dem neuen Doppelalbum entdecken kann. Für mich ist alles Klang und letztlich auch Musik, sowohl Nick Drake als auch der Verkehr auf dem Kottbusser Damm. Beim Musizieren denke ich auch nicht bewusst an bestimmte Lieder, sondern ich nehme einfach permanent und relativ ungefiltert verschiedenste Sachen auf, die ich dann zu neuen Mosaiken zusammensetze.

Wie erklärt ihr euch das erneute Aufkommen so vieler Singer/Songwriter-Projekte? Ist das ein Retro-Effekt oder mehr?

Ich denke, dass es einen Unterschied zwischen der tatsächlichen Praxis und der medialen Aufmerksamkeit gibt. Es wurde schon immer viel Musik gemacht, auch Songwriter-Musik, doch die Verwertung durch die Musikindustrie hat ihre jeweiligen Hoch- und Tiefphasen. Viele der Künstler und Künstlerinnen, die beispielsweise in den sechziger und siebziger Jahren als Songwriter bekannt wurden, hatten in den achtziger Jahren nicht den gewohnten kommerziellen Erfolg. In den neunziger Jahren gab es – auch durch die Hommagen jüngerer Musizierender – dann wieder eine Art Aufschwung für sie. Heutzutage kommt sicherlich dazu, dass es zum einen recht einfach geworden ist, alleine im eigenen Zimmer ein Album mit dem Laptop aufzunehmen, zum anderen der Versuch, Authentizität und Geschichten durch Musik zu vermitteln, wieder zugenommen hat.

Warum ist eure aktuelle Platte ein Doppelalbum geworden? Wieso diese strikte Trennung zwischen akustisch und elektronisch?

Diese Trennung ergab sich mehr und mehr während des Songwriting-Prozesses im letzten Jahr. Es entstanden sowohl neue Lieder auf der Ukulele, als auch ganz frisches Material mit der elektrischen Gitarre und der Loopmaschine. Schließlich waren auch die Ansätze bei der Live-Umsetzung – die Ukulele Songs spielen wir als neu entstandenes Trio ausschließlich unplugged, die Gitarrensongs spiele ich meist alleine und mit Strom – so verschieden, dass ich die Idee eines sozusagen undogmatischen Konzeptalbums umsetzen wollte: Zwei CDs in einem Album, die gleichzeitig verschieden und ähnlich sein können, das gefiel mir irgendwie. Vielen Leuten sagt das auch zu, und es ist immer spannend zu hören, wer welche Seite von »Subtitles & Paper Planes« wie wahrnimmt.

Ihr habt gerade ein Konzert mit The Miserable Rich gespielt, auch so eine unterschätzte melodieselige Band - wie kam es dazu?

Wir schätzen diese Band schon seit einer Weile und fanden es großartig, mit ihnen auftreten zu können. Der Kontakt entstand dadurch, dass wir einen gemeinsamen Veranstalter haben, der die Konzerte und Touren bucht. Ich denke, dass wir in Zukunft des öfteren zusammen spielen, auch weil es musikalisch sehr gut passt.



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